2182 - Der THOREGON-Plan
Flut der Erinnerung gleichermaßen an. Kau Elyama - der Name erschien ihr mit einem Mal unbedeutend, einer von Dutzenden, die sie in früheren Leben getragen hatte. Mühsam bewegte sie die Lippen und murmelte sehnsüchtig ihren richtigen Namen: „Le Anyante."
Curcaryen tauchte erst die Schulterarme bis zu den Ellbogen ins Becken und gleich darauf die Hüftarme. Kau Elyama, aber weit eher schon Le Anyante, spürte seinen Willen, sie zu berühren. Diese beruhigende Vertrautheit zwischen ihnen war nicht immer so gewesen. Die Erinnerung riss sie mit sich ... Eine Ewigkeit lag es zurück, mehr als eineinhalb Millionen Jahre, seit die Fundament-Stabilisatorin Le Anyante zur Aufpasserin des Potenzial-Architekten Curcaryen Varantir geworden war. Sie hatten sich nicht ausstehen können; er ein stinkender, arroganter, aber auch genialer Kerl und sie um nichts in der Welt gewillt, seine Annäherungsversuche zu dulden.
Während eines Zeitbrunnenexperiments waren sie beide ums Leben gekommen. Ein schwarzes, kreisrundes Loch in das Nichts ... es war explodiert, hatte Curcaryen und sie in Gedankenschnelle getötet, aber vielleicht auch ihrem Geist die Unsterblichkeit verliehen.
Wie Schuppen fiel es Le Anyante von den Augen. Der Dimensionstunnel hatte ebenfalls diese scheinbar undurchdringliche, lichtlose Schwärze gezeigt.
Im Nachhinein erhielt ihre Furcht einen Sinn. Unwillig wischte Le alle diese Gedanken beiseite. „Es ist schön, dich zu sehen", brachte sie mühsam hervor. „Ich kann dich nur nicht... umarmen."
Sie registrierte Curcaryens Verbitterung. Gemeinsam, in immer neuen Leben, hatten sie das Schicksal ihres Volkes begleitet. Vielleicht hatten sie sogar den Anstoß gegeben, den Dienst der Kosmokraten zu verlassen, um endlich in Freiheit leben zu können. Der Mahlstrom der Sterne zwischen den Galaxien Mahagoul und Nabyl hatte eine Zuflucht geboten, an der sie sich vor den Nachstellungen der Hohen Mächte sicher fühlen durften. Hier waren sie eines Tags der Superintelligenz THOREGON begegnet, deren Gründe, sich vor den Ordnungsmächten zu verbergen, nicht minder gewichtig waren. Das eigene Leben bewahren - konnte es eine stärkere Motivation geben?
Von da an bis zur weiteren gemeinsamen Flucht in den PULS, die extrauniversale Zone, auf die weder Kosmokraten noch Chaotarchen Zugriff hatten, war es ein beschwerlicher Weg gewesen. Aber dieser Weg hatte sich gelohnt. Das Leben, von den Kosmokraten einst im Universum ausgesät und gefördert, war zu schnell und zu ziellos expandiert. So empfand es Le Anyante.
Und wenn die Kosmokraten dazu übergegangen waren, junge Superintelligenzen ohne Mächtigkeitsballung zu töten, lief das für sie unter dem Aspekt der Schadensbegrenzung. Was die Betroffenen selbst davon hielten, schien sie nicht zu interessieren.
Ganz nahe war sie Curcaryen nun, konnte ihn aber dennoch nicht berühren. Nach nichts sehnte sie sich mehr, als seine rüde und zugleich zarte Art zu spüren. Sein Blick ging ihr durch und durch. Trauer sprach aus seinen Augen.
Ebenso die Gewissheit, nie mit ihr gemeinsam durch die Ufersäume von Tulacame 2 laufen zu können. „Ich will mich sehen!", keuchte Le. „Zeig mir, was aus mir geworden ist!" Sein Erschrecken war deutlich. Fast ruckartig zog er sich zurück, doch als Anyante wimmerte, beugte er sich erneut über den Tank. Ein energetisches Spiegelfeld entstand, das die Lichtbrechung der Nährflüssigkeit weitgehend kompensierte.
Entsetzt starrte Le Anyante das Monstrum an, das ihr der Spiegel zeigte. Ihr Herz schien auszusetzen, schlug stockend von neuem. Sie hatte einen schlimmen Anblick erwartet, doch dass es so schrecklich sein würde... Sie war nackt, von ihrem Fell zeugten nur noch wenige verkohlte, faustgroße Klumpen. Ansonsten wurde ihr Körper großflächig von Schorf und blutenden Geschwüren bedeckt. Ihre früher fein behaarten Ohren ragten nur als blutige Stummel auf, an den Armen hatte sich das Fleisch gelöst und die Knochen teilweise bloßgelegt, ihr linkes Hinterbein war bis auf einen Stumpf verbrannt. Schweigen.
Dann, als er glaubte, Le Anyante hätte genug gesehen, ließ Curcaryen den Spiegel mit einer Handbewegung erlöschen. „Ich ... ich liebe dich", sagte er stockend. „Vor allem verstehe ich nicht, wie das geschehen konnte." Aber schon im nächsten Moment brach seine gewohnte Aggressivität auf. „So können wir nicht miteinander leben" stieß er bissig hervor. „Wenn wir uns wiedersehen, dann in einem anderen Leben. Ich habe
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