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2185 - Souverän der Vernunft

Titel: 2185 - Souverän der Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Die Besatzung. des AGLAZARS schien sie gar nicht zu bemerken - oder einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen. Zim war froh darum. Gleichzeitig kam er sich vor wie ein völlig bedeutungsloses Insekt, das nicht einmal für würdig befunden wurde, zerquetscht zu werden.
    „Das sind Eltanen!", rief Raye. „Sie haben unseren Notsender geortet und wollen uns retten!"
    Zim lief zu ihr, riss sie mit sich zu Boden, warf sich auf sie, obwohl er wusste, dass es nur eine hilflose Geste war. Nein, das waren keine Eltanen. Nach allem, was er nach der Spontantransition erlebt hatte, war er sich völlig sicher. Er schützte den Kopf mit den Armen, und trotzdem schien sich das grelle Leuchten durch die Lider zu brennen, die Sehnerven zu versengen. Die schrecklichste Helligkeit erlosch schon nach wenigen Sekunden. Aber das Nachbrennen auf der Netzhaut, den Innenseiten der Lider schien eine Ewigkeit zu währen. Danach hüllte Zim tiefe Dunkelheit ein.
    Und obwohl er die Augen noch nicht geöffnet hatte - aus Furcht oder weil die Angst ihn lähmte -, sah er dann, dass es wieder hell wurde. Als er lange danach die Augen endlich öffnete, war der Schatten am Himmel verschwunden. Dort, wo die JOURNEE einen Krater in die Savanne geschlagen hatte, dehnte sich ein riesiges Lavafeld aus. Ich habe mich geirrt, dachte Zim, als er schließlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Grek ist doch nicht als Erster von uns gestorben.
    „Diese unglaubliche Brutalität", sagte Raye. Zim hatte den Eindruck, dass sie jeden Augenblick die Beherrschung verlieren und hemmungslos zu weinen anfangen würde. Ihm selbst ging es nicht viel besser als ihr. Und den anderen. Die aufkeimende Hoffnung, dachte er. Sie ist gnadenlos zerstört worden, und das hat Raye besonders getroffen. Ich habe diese Hoffnung nicht gehabt. Ich habe gewusst, dass die AGLAZARE nicht von Eltanen bemannt waren. Noch immer fassungslos, starrte er über das noch nicht ganz erkaltete Lavafeld, in das sich die Absturzstelle verwandelt hatte. Sie hatten gar nicht erst mit der Suche nach Überlebenden begonnen; ein Blick hatte genügt, um ihnen zu zeigen, dass sie völlig sinnlos gewesen wäre.
    Die Valenter hatten sich nicht mit Fragen aufgehalten oder den unbekannten Gestrandeten gar Hilfe angeboten, sie hatten das Feuer eröffnet, die JOURNEE vollständig vernichtet. Nichts war von dem Spürkreuzer übrig geblieben. Oder von den 21 Besatzungsmitgliedern, die in dem Schiff oder in dessen Nähe gearbeitet hatten. Und ich habe die furchtbare Szene aus der Entfernung hilflos mit ansehen müssen, dachte Zim. Ich habe nichts tun können, um sie zu verhindern. Er sah Raye an.
    Sie waren nun allein. „Sieben Terraner, eine Tefroderin und ein Maahk können keine Kolonie mehr gründen", flüsterte er. Raye erwiderte seinen Blick. Wortlos. Sie wusste es genauso gut wie er. All ihre Pläne waren damit hinfällig. Gescheitert. Gescheitert wie sie selbst. Sieben Terraner, eine Tefroderin und ein Maahk, ohne nennenswerte Ausrüstungsgegenstände allein auf einem unbewohnten Planeten ...
    Zim setzte sich auf die warme Lava, suchte mit Blicken nach dem Krater, der genauso verschwunden war wie die JOURNEE, und dachte gar nichts. Er dachte nicht einmal darüber nach, wie fürchterlich er gescheitert war. Er saß noch immer dort, als erneut ein Schatten auf ihn fiel.
    Diesmal jedoch nicht der eines AG LAZARS, sondern der einer rötlich glimmenden, würfelförmigen Einheit.
     
    4.
     
    Jo Vampuce „Öffnet die Tür!", befahl Ja Vampuce. Seine sonst so sanfte, helle Stimme klang dunkel und knarrend. Dafür waren nicht die schweren Verletzungen am Kopf verantwortlich, die er bei dem Überfall auf den AGLAZAR davongetragen hatte, dem er mit knapper Not entkommen war. Trotz der besten medizinischen Versorgung waren schwere Narbengewebe zurückgeblieben.
    Insbesondere der Kiefer bereitete ihm beim Sprechen Schwierigkeiten, und wenn er ganz entspannt war, stand der Mund einen Spaltbreit offen. Nein, sosehr er auch versuchte, seine Unsicherheit und Betroffenheit zu verbergen, es wollte ihm nicht gelingen. Immerhin standen sie vor Anguela Kulalins privaten Räumlichkeiten, und er hatte gerade den Befehl erteilt, ein Sakrileg zu begehen.
    Aber welche Möglichkeit blieb ihm sonst? Der Verkünder war verschwunden, alle Leuchter waren tot und Thatrix in ihrer Existenz bedroht wie nie zuvor. Es hatte ihn schreckliche Überwindung gekostet, diese Anweisung zu erteilen, und das merkten die anderen ihm an.

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