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2185 - Souverän der Vernunft

Titel: 2185 - Souverän der Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Überwindung! Er hätte am liebsten leise aufgelacht, wagte es aber nicht. Dieser Begriff war ihm lange so gut wie unbekannt gewesen. Er stammte vom Planeten Klarion, der Ursprungswelt der Eltanen, und hatte dort die bestmögliche Ausbildung erhalten. Darüber hinaus zählte er zu den tatkräftigsten Eltanen seiner Generation. Er hatte sogar eine, geringe Nahkampfausbildung durchlaufen, ein Unding für einen Eltanen!
    Ja, er hatte Karriere gemacht, eine kurze, steile Karriere, war schließlich zum Assistenten der berühmten Stellvertreterin des Verkünders, Eifage Agehr, ernannt worden, Doch dann ... „Bist du sicher?", riss einer der Spezialisten ihn aus seinen Gedanken, die er für diese höchst heikle Aufgabe herangezogen hatte. „Wirklich sicher, Unao-Dhasaren?"
    „Ja", knurrte er. „Beeilt euch, meine Zeit ist beschränkt." Unao-Dhasaren ... der Stellvertreter des Verkünders Anguela und damit der Thatrix-Zivilisation. In einer improvisierten Zeremonie hatte Anguela persönlich ihn trotz seiner Jugend von nur 11 Thadrin am
     
    712.
     
    Burd 5537 Tha in diesen Rang erhoben. Doch der Höhepunkt jeder vorstellbaren Karriere war auch zugleich der Tiefpunkt gewesen.
    Zumindest für ihn, Jo Vampuce. Sie erkennen mich nicht an, dachte er. Sie alle nicht. Und in besonderem Fall gilt das für die Leuchter. Sie lassen sich von nichts beeindrucken. Nicht von meinen dunkelbraunen Augen, nicht von der erhabenen hellblauen Robe über der pechschwarzen Overallkombination mit kniehohen Stiefeln. Nicht von mir. Er dachte den Gedanken, und Entsetzen überkam ihn. Erschütterung über seine Denkweise. Darüber, dass er sein persönliches Schicksal für einen kurzen Moment über das der Vaianischen Ingenieure gestellt hatte. Denn sie waren alle tot.
    Alle. Bis auf den letzten Leuchter. Nein, die überlebenden Vaianischen Ingenieure in den Calditischen Palästen hatten ihn von Anfang an nicht anerkannt. Ganz im Gegenteil, sie hatten ihn eher angefeindet. Anguelas Entscheidung war auf vollständiges Unverständnis gestoßen. War er daran gewachsen? In gewisser Hinsicht schon. Zumindest hatte er sich nicht der großen Versuchung hingegeben, sich einfach den Befehlen der Leuchter zu unterwerfen, so wie in früheren, glücklichen Tagen. Doch die Ablehnung seiner Autorität hatte zu Problemen geführt, nicht zuletzt sämtliche nötigen Entscheidungsprozesse in furchtbarer Weise gelähmt. Die Paläste mussten mehrere Schlachten bestehen, die unter den von Valentern bemannten AGLAZAREN unglaubliche Opfer gefordert hatten. Doch wären sie sich einig gewesen, hätten sie vielleicht in diesem Stadium das Blatt grundlegend wenden können.
    Wären, hätten ... Es war nicht geschehen. Anguela war und blieb verschwunden, Jo Vampuce wurde nicht anerkannt. Doch der körperliche Zustand der Guyaam hatte sich nach Anguelas Verschwinden praktisch täglich verschlechtert, und er hatte immer mehr freie Hand gewonnen. Und zwei Wochen später waren die ersten Leuchter gestorben. An der schleichenden Vergiftung, der Hintergrundverstrahlung der Killerwelle. Weitere zwei Wochen später war der letzte Leuchter tot.
    Jo Vampuce schüttelte sich. Damit war er unangefochten und endgültig zum Verkünder geworden. Denn nach Anguelas Verschwinden gab es niemanden mehr, der diese Würde beanspruchen könnte. Zumindest vordergründig war seine Herrschaft gefestigt. An der Oberfläche.
    Doch darunter ... darunter blieb jene Ablehnung bestehen, die man ihm von Anfang an entgegengebracht hatte. Er, Jo Vampuce, ein Eltane, der Unao-Dhasaren ...? Eigentlich undenkbar.
    Theoretisch wie auch praktisch. Und doch war es so gekommen. So und nicht anders.
    Endlich glitt die Tür mit einem leisen Zischen auf, und die Spezialisten, die sie geöffnet hatten, wichen mit fast panischem Schrecken zurück - nachdem sie ihre erste Erstarrung überwunden hatten. Er verstand ihren Gefühlsaufruhr. Ihm erging es kaum anders. Schließlich hatten sie, wenn auch auf Befehl, die Privatsphäre des großen Verkünders verletzt. „Ihr wartet hier", sagte Jo Vampuce zu seinen Begleitern - zu seinem Hofstaat, ohne den er sich so gut wie gar nicht mehr bewegen konnte.
    Du darfst nicht zögern. Das wird man dir als Schwäche auslegen. Er musste alle Kraft aufbringen, die er noch hatte, um die wenigen Schritte zu tun und die Kabine zu betreten. Hinter ihm glitt die Tür zu.
    Die furchtbare Unordnung, die sich ihm darbot, schockierte ihn. Überall lagen Datenspeicher, Datenfolien, antike

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