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2188 - Gekapert

Titel: 2188 - Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schliefen ihre Artgenossen ja keineswegs, sondern waren in einem einzigen, ewigen Moment eingefroren worden.
    Doch nichts dergleichen geschah. Kein einziger Impuls wurde von den Instrumenten der Station angezeigt.
    Varantir stand mit offenem Mund und weit abgespreizten Barten. Die Finger seiner vier Hände flogen über die Sensorflächen.
    Der eine Kontinent wurde näher herangezoomt. Ein Stöhnen entrang sich Le Anyantes Kehle.
    Zum ersten Mal empfand Tekener ehrliches Mitgefühl für die beiden Zentauren.
    Denn Tulacame 2 war kein blühendes, von Algorrian besiedeltes Paradies. Es war eine öde, erkaltete Kugel, auf deren Landflächen sich die Atmosphäre als Schnee niedergeschlagen hatte.
    Curcaryen zog das Tivar-Gewehr und richtete es gegen sich selbst.
    Le Anyante fiel ihm in den Arm, konnte gerade noch verhindern, dass er sich das Leben nahm. Für einen Augenblick kämpfte er mit ihr um das Gewehr. Dann erschlaffte er und ließ es sich widerstandslos aus den Händen nehmen.
    Alle Energie, aller Esprit, aller Zorn schien aus ihm gewichen. Tränen rannen über seine Wangen.
    Sie standen Kopf an Kopf, eng umschlungen, die Tentakel ineinander verknüpft. Sie hielten sich gegenseitig, hatten doch jeden Halt verloren.
    Anyante spürte, dass Varantir sie streichelte, zu stabiliseren versuchte. Er sie! Unbeholfen, mit zitternden Händen tastete er nach ihren Meridianen ... Das brachte den letzten Damm zum Bersten.
    Nun weinte auch sie, weinte um ihr Volk.
    Lange Zeit später bemerkte sie, dass sich Tekener und Dao-Lin aus dem würfelförmigen Steuerraum entfernt hatten. Unwillkürlich blies sie in Dankbarkeit die Wangen auf.
    Niemand sah es, auch Curcaryen nicht.
    Er begann auf einmal zu sprechen. Mit hohler Stimme, wie traumverloren, sagte er: „Jetzt sind nur noch wir beide übrig. Wir zwei, Le, tragen das Vermächtnis der Algorrian in uns. Du in deinem Leib ..."
    Und du, Liebster, in deinem Kopf, vollendete sie den Satz in Gedanken. „Verzeih", fuhr er fort, „dass ich mich töten und dich allein zurücklassen wollte. Ich habe mein wahres Gesicht gezeigt, all meine Schwäche und Fehlbarkeit. Ich bin deiner nicht würdig."
    An Stelle einer Antwort drückte sie ihn noch fester an sich. Sanft begann sie ihn zu massieren. Erst sträubte er sich, doch dann ließ er es geschehen.
    Als seine Lebensgeister zurückgekehrt waren und sich seine Ohrbüschel wieder aufgerichtet hatten, löste er sichaus ihrer Verklammerung. Er tat einen Schrei. So laut war das lang gezogene, aus der Tiefe seiner Verzweiflung kommende Brüllen, dass es in den umliegenden Gängen widerhallte. „Jemand wird für diesen Frevel büßen", flüsterte er danach. „Jemand wird dafür bezahlen."
    Die Algorrian kamen aus dem Würfel und entdeckten Tek und Dao, die am Zugang zur Maschinenhalle auf sie gewartet hatten. Sie wirkten erstaunlich gefasst.
    Dao-Lin tat ebenfalls, als ob nichts geschehen wäre. Wenn die „Liebenden der Zeit" nach diesem Schock etwas nicht brauchen konnten, dann Mitleid.
    Sie haben nicht nur die Vergangenheit verloren, sondern auch die Zukunft. Ihre außergewöhnliche Fähigkeit hilft ihnen wenig, wenn nach ihrem Tod keine Algorrian mehr geboren werden!
    Ein Gedicht einer kartanischen Poetin fiel ihr ein: Die Zeit ist Eine launische Geliebte.
    Wie ein Pendel Schlägt sie aus.
    Wenn sie dich küsst, Bleibt sie nicht stehen.
    Trifft dich ihr Eishauch Wie eine Keule, Stirbst du auf ewig Und immerdar.
    Dao-Lin räusperte sich. „Irgendwelche Vorschläge?", fragte sie trocken. „Zurück zu eurem Beiboot!", kommandierte Curcaryen Varantir. „Wir statten Tulacame 2 einen Besuch ab -oder dem, was davon übrig ist."
    So geschah es. Sie umkreisten den Planeten in niedrigem Orbit. Die zwei Kontinente, erklärte Le Anyante mit flacher Stimme, hatten sich in ihrer Form und Stellung zueinander deutlich verändert, offenbar eine Folge der Kontinentalverschiebung.
    Es musste viel Zeit verstrichen sein ...
    An der Oberfläche fanden sich letzte Überreste von Raumschiffen. Zerfallen; eigentlich unvorstellbar.
    Denn was die Algorrian bauten, war für die Ewigkeit gebaut.
    Und doch...
    Auch von den Siedlungen, den Raumhäfen, den himmelhohen Industriekomplexen war kaum etwas übrig.
    Fundamente, einige skelettierte Gebäudereste, nicht viel mehr. „Sollen wir landen?", fragte Tek.
    Um was zu tun?, dachte Dao-Lin ärgerlich. Einen Kranz zu hinterlegen? Manchmal war er wirklich nicht der Sensibelste!
    Da zeigten, für alle überraschend, die

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