2192 - Wider den Seelenvampir
„Sei gegrüßt, Borakk Kulibuun", sagte er. Dabei versuchte er die Niedergeschlagenheit aus seiner Stimme zu vertreiben. Er hatte mit Borakk vor einigen Jahren ein Projekt geleitet und sich gut mit ihm verstanden. „Es ist gut, dich zu sehen, Postal Evvy", entgegnete der Wissenschaftler. „Vor allem an einem solch glorreichen Tag."
Er klang nicht so, als meine er es ernst. Die beiden Wesen, die neben ihm standen, ignorierten den Wortwechsel.
Postal ging ebenfalls nicht darauf ein, sondern wies den Passagieren ihre Plätze zu. Die Kreatur von Quintatha zuerst, dann der Rudimentsoldat und schließlich Borakk. „Über diese Seitenlehne erreichst du die Notatemgasversorgung", sagte er. „Du hast ja die Simulationen erlebt. Wir haben nichts am Aufbau geändert. Hier ist Nahrung und ..."
„Du und ich wissen, dass wir das alles nicht brauchen werde." Borakk sah zur Decke, wo das Tor ins All sich langsam öffnete. „Wir werden geopfert für den Ruhm der Inquisition."
Dieses Mal war der Sarkasmus deutlich zu hören. Borakk legte eine Hand auf Postals Arm. „Pass auf, dass du nicht das nächste Opfer wirst!"
„Wenn es nach mir geht, wird es nach diesem Tag keine weiteren Opfer geben." Der Satz war heraus, bevor er sich stoppen konnte.
Postal zog seinen Arm weg und gab den Arbeitern das Signal zum Abtransport. Borakk sah ihn schweigend an, hielt seinen Blick, bis sich das Modul im Traktorstrahl zur Seite drehte.
Wenn er will, dachte Postal nervös, kann er mich mit diesem einen Satz zum Tode verurteilen und sich selbst vielleicht sogar freikaufen.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis das Modul in der Kapsel einrastete und er aufatmen konnte. Im Inneren gab es keine Möglichkeit mehr zur Kommunikation. Selbst wenn Borakk gewollt hätte, wäre es jetzt für einen Verrat zu spät gewesen.
Aber Postal glaubte nicht einmal, dass ihn der andere verraten wollte. In seinem Blick hatte Hoffnung gelegen, Hoffnung für die, die nach ihm kamen und denen ein ähnliches Schicksal vielleicht erspart wurde.
Der Projektleiter schüttelte den Gedanken ab, bevor die Last der Verantwortung ihn niederdrücken konnte.
Stattdessen beobachtete er, wie der Traktorstrahl die Kugel nach oben transportierte. Wieder hatte es sich der Souverän nicht nehmen lassen, das Schott selbst zu schließen, wieder war er vor Beginn des Startvorgangs um die Kapsel herumgegangen, als würde die Aussicht auf Erfolg durch' seine Anwesenheit gesteigert. Vielleicht glaubte er das tatsächlich.
Das dumpfe Grollen und der Lichtblitz überraschten ihn nicht mehr, ebenso wenig wie die mühelose Überquerung der Grenze. Bis dahin hatte es die Kugel auch beim ersten Mal geschafft, sogar noch zwei Stunden weiter in das Gebiet hinein. Die Zeit danach war entscheidend.
Niemand sprach, während sie warteten. Zuerst trat Maxxim neben Postal, nach einer Weile folgten Bennan und dann Jorvool. Am liebsten hätte er Jorvool nach seiner Entscheidung gefragt, aber es war nicht die richtige Zeit für Diskussionen.
Hinter der Scheibe rührte sich nichts. Selbst die verkrüppelt wirkende Eskorte des Souveräns tauchte kein einziges Mal im Hangar auf. Nur die Ehrwürdigen Wissenschaftler standen dort und lasen die technischen Zustandsberichte, wohl wissend, dass sie den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten konnten.
Eine Stunde verging, dann eine weitere. Jetzt hatte die Kapsel den Punkt erreicht, an dem die erste explodiert war, jetzt war sie darüber hinaus. Postal erwartete das Erlöschen der Holoprojektion, erhoffte die Meldung einer Explosion, aber nichts geschah.
Aus angespannter Ungeduld wurde vorsichtiger' Optimismus. Flüsternde Stimmen begannen von einer erfolgreichen Reise zu sprechen.
Nein, dachte Postal, das darf nicht sein. Wir brauchen einen weiteren Versuch!
Neben ihm wurden die Anhänger der Gruppe Lebendiges Rifa nervös. Er sah, dass sie mit ihm reden wollten, ignorierte sie jedoch. In dieser Situation dachten sie alle nicht klar genug. Es wäre zu gefährlich gewesen, jetzt etwas zu unternehmen.
Der Datenstrom brach ab. Mit einem Blitz erlosch die Holoprojektion. Um Postal herum senkten die Dhyraba'Katabe enttäuscht die Köpfe. Ein Teil von ihm atmete voller Erleichterung auf, ein anderer bedauerte Borakk.
Einer der Wissenschaftler trat vor. „Es gab erneut eine Explosion", sagte er. „Allerdings ist es der Kapsel dieses Mal gelungen, fast die gesamte Strecke zurückzulegen. Ich bin sicher, dass wir mit dem nächsten Versuch Erfolg
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