2192 - Wider den Seelenvampir
die Wissenschaftler, die weiter entfernt standen, musste es so aussehen, als diskutiere er über die Daten, die er von der Holoprojektion auf seinen Bildschirm übertragen ließ. „Ja."
„Ich habe eben mit Bennan gesprochen und ihm die Idee ausgeredet. Bennan hat erkannt, dass es viel zu gefährlich ist."
Jorvool hatte die beiden beobachtet, so, wie jetzt Maxxim ihn und Postal aus der Ferne beobachtete.
Ihm war klar, um was sich das Gespräch gedreht hatte. Das war einer der Gründe, warum er sein Versteckspiel aufgegeben hatte. Er wollte es hinter sich bringen. „Ich bin nicht Bennan", sagte er. „Nein, aber du bist sicherlich nicht dümmer als Bennan." Postal sprach auf diese ruhige, bedächtige Art, die Jorvool so an ihm schätzen gelernt hatte. „Wenn du deinen Spender freigibst, wird das Aufsehen erregen. Du bist ein Ehrwürdiger Wissenschafter des KATAPULT-Hortes. Man wird sich fragen, weshalb du eine solche Entscheidung triffst."
„Ich werde ihnen sagen, dass ich in die Sümpfe gehen will." Jorvool richtete seinen Blick ebenfalls auf die Protokollanzeigen. Die Kapsel war bereits seit über einer Stunde unterwegs und schien einwandfrei zu funktionieren. Er wusste, dass er sich nicht darüber hätte freuen dürfen, tat es jedoch trotzdem. „Niemand verlässt den Hort, um in die Sümpfe zu gehen", sagte Postal. „In all den Jahren, die ich hier verbracht habe, ist das kein einziges Mal geschehen. Man wird dir nicht glauben."
Die Protokollanzeige flimmerte, und ein Raunen ging durch die Menge, bis sie sich wieder stabilisierte.
Jorvool atmete erleichtert durch. „Ich werde ihn erst kurz vor... du weißt schon ... freigeben, und das nicht einmal offiziell. Bis sich das herumgesprochen hat, ist längst alles vorbei, auf die eine oder auf die andere Weise."
Postal schwieg und starrte auf die Zahlen. Jorvool wartete einige Minuten und wollte sich gerade abwenden, als er doch noch eine Reaktion erhielt. „Glaubst du an das, woran ich glaube?"
Es klang fast wie eine rhetorische Frage, aber er antwortete trotzdem. „Ja, ich glaube daran."
„Warum willst du dann alles riskieren, wofür wir kämpfen, um einer Tradition zu folgen, deren Sinn längst vergessen ist? Ist dir dein Glaube so wenig wert?"
Obwohl der 6-D-Mathematiker und Projektleiter leise sprach, klang seine Stimme eindringlich und autoritär. Jorvool fiel es schwer, ihm zu widersprechen. „Darum geht es nicht", sagte er und betrachtete bewusst konzentriert das Protokoll. Er zwang sich zu einem neutralen Gesichtsausdruck, so, wie er ihn bei Postal sah. „Ich möchte nur nicht mit meinem Besitz sterben. Meine ganze Familie folgt dieser Tradition. Sie jetzt aufzugeben wäre ihr gegenüber respektlos und falsch."
„Es wäre nur falsch, wenn du sterben würdest, aber das wirst du nicht. Du wirst leben, so wie wir alle, und irgendwann, wenn du alt bist, wirst du den Spender freigeben und dich an diesen Tag erinnern.
Dann wirst du froh sein, dass du meinem Rat gefolgt bist."
„Ich bin ihm noch nicht gefolgt, Postal. Vielleicht..."
Ein plötzliches Aufstöhnen unterbrach ihn. Vor Jorvools Augen brach die Holoprojektion zusammen.
Die Zahlen verschwanden und gaben den Blick auf einige Wissenschaftler frei, die hektisch neue Daten auswerteten, die erst gerade auf ihre Bildschirme übertragen wurden. Er spürte Postals Blick in seinem Rücken, drehte sich jedoch nicht um. Er hatte bisher keine Entscheidung getroffen, ob er seinem eigenen Wunsch oder einem fremden Rat folgen würde.
Einer der Wissenschaftler trat vor. „Es gab eine Explosion." Er sah auf seine Daten. „Eine ungewöhnlich heftige, hyperdimensional anmessbare Explosion. Ich muss leider mitteilen, dass die erste Kapsel zerstört wurde."
Die erste von vier, dachte Jorvool. Uns bleiben noch drei Versuche.
7.
LEIF ERIKSSON 16. Mai 1312 NGZ Die angespannte Ruhe in der Zentrale der LEIF ERIKSSON kam Perry Rhodan recht gespenstisch vor.
Niemand sprach, alle starrten auf Hologramme und Monitoren, die in der Zentrale über die Lage außerhalb des Raumschiffes informierten.
Rot flammend hing das riesige Hologramm zwischen den Arbeitsflächen der Männer und Frauen. Es zeigte die Glutzone von Anguelas Auge, in der das bloße Auge nichts Genaues hätte wahrnehmen können. Nur die Ortungseinrichtungen schafften es, Details herauszuarbeiten und den Menschen an Bord des terranischen Flaggschiffs zu zeigen, wie energetische Ausbrüche in den Leerraum vorstießen, wie sich
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