21st Century Thrill - Mind Games
draußen also aus dem gleichen Grund verbrachte wie er: einfach, damit man sich gemeinsam unterhalten konnte, egal ob Raucher oder nicht.
Ihm war es sehr recht. Irgendwie verstanden er und Laura sich seit einiger Zeit immer besser. Christoph hatte den Eindruck, ihr gefiel es auch, ihn zu treffen, und eigentlich hätte zwischen ihnen beiden sich schon richtig etwas anbahnen können. Meinte jedenfalls Benni. Aber der meinte ja immer gleich alles Mögliche. Jedenfalls hatte Christoph sich bisher noch nicht so richtig getraut, Laura irgendwie näherzukommen, und beließ es bislang bei den netten Pausengesprächen.
Laura ließ sich auch nicht umstimmen, als Benni ihr erläuterte, dass es um die zehnfache Summe ging. Zehn Millionen Euro! Denn seit Wochen war mal wieder der Jackpot im Lotto nicht geknackt worden.
Christoph musste sich eingestehen, in dieser Frage hatte Benni echt ’ne Schraube locker. Zumal Benni sogar überlegte, was er mit dem Geld machen werde. Werde ! Nicht würde ! Als hätte er den Jackpot schon geknackt! Da störte es ihn auch nicht, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Lotto-Jackpot zu gewinnen, etwa bei 1 zu 140 Millionen lag.
Christoph stand da eher auf Lauras Seite. Wie so oft in letzter Zeit, wie Lukas wenig später bemerken sollte. Lukas, Christophs zweiter bester Freund, dürr und schlaksig im Gegensatz zu Benni, der eher ein kleines Kraftpaket darstellte. Lukas redete nicht viel, hörte meistens ruhig zu, um dann irgendwann im Laufe eines Gesprächs einen kurzen Kommentar abzugeben. Oder auch nicht. Lukas konnte ohne Weiteres auch eine halbe Stunde mal gar nichts sagen. So wie an diesem Morgen. Er hörte nur zu, schwieg, und fragte erst später im Unterricht bei Christoph nach, ob er auf Laura stünde.
Christoph fühlte sich ertappt. „Na ja“, wand er sich. Laura sah ja auch wirklich verdammt gut aus, mit ihren langen, glatten schwarzen Haaren, den dunklen Augen, der sportlichen Figur … Und klug war sie auch, fand Christoph … Jedenfalls, lenkte er schnell ab, stimme er Lauras Ansicht zu, dass Geld bei Weitem nicht das Wichtigste im Leben war.
Zwar hatte auch Christoph noch keine Vorstellung, was er nach dem Abi mal machen sollte, aber sicher bestand sein Ziel nicht darin, Millionär zu werden. Lukas gab sich zufrieden. „Ist ja auch noch Zeit“, winkte er lässig ab. Abi schrieben sie schließlich erst in eineinhalb Jahren.
Christophs Rad hatte seit zwei Tagen einen Platten, weshalb er nach Schulschluss mit dem Bus nach Hause fuhr, und auch das nur, weil der Bus gerade kam. Warten hätte sich nicht gelohnt; in der Zeit wäre er zu Fuß schneller zu Hause gewesen. An der Haltestelle Hellbrookstraße stieg er aus, ging die paar Schritte und bog in den Morgensternweg ein, in dem er wohnte.
Sofort sprang ihm der Polizeiwagen ins Auge, der direkt vor seinem Hauseingang parkte. Nicht, dass er nicht schon mal einen Polizeiwagen hier in der Straße gesehen hätte. Selbst direkt in seinem Aufgang war die Polizei schon mal im Einsatz gewesen. Mietshaus eben. Zwölf Wohnungen in jedem Treppenhaus, fünf Eingänge im ganzen Block, sechzig Wohnungen. Da konnte immer mal was sein. Einbruch, Ehekrach, Ruhestörung, Nachbarschaftsstreit. Irgendwas. Aber sofort überkam ihn ein dumpfes Gefühl, dass hier nichts von alledem zutraf. Eine diffuse Ahnung, ein mulmiges Rumpeln in der Magengegend raunte ihm zu: Der Polizeiwagen hatte etwas mit ihm zu tun!
Christoph schaute sich um, konnte aber keinen Grund für den Einsatz entdecken. Nicht mal die Polizisten selbst waren zu sehen. Nur ihr Wagen stand da. Ohne Blaulicht. Ohne Warnblinker. Einfach so am Straßenrand geparkt, als ob die hier wohnten.
Zögernd setzte Christoph seinen Gang fort bis zur Eingangstür, stieß sie auf und hörte sofort, dass etwas im Treppenhaus los war. Ein paar Stimmen. Gespräche. Getrappel auf den Stufen. Sehr seltsam, trotz Polizei. Denn um diese Uhrzeit war kaum jemand im Haus. Alle zur Arbeit. Die Arbeitslosenquote hier in diesem Aufgang lag bei null. Das wusste er vom Paketdienst, der nachmittags regelmäßig bei ihm läutete. Der Fahrer wusste, dass Christoph Schüler war und deshalb meist der einzige Anwesende im Haus. Selbst in der Studenten-Zweier-WG im dritten Stock traf der Paketbote selten jemanden an, weil beide jobbten, wenn sie nicht an der Uni zu tun hatten.
Christoph hörte die Stimme von Herrn Mehring, dem Hausmeister, dessen Büro ein Hauseingang weiter rechts lag. Demnach wollte die Polizei offenbar
Weitere Kostenlose Bücher