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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nachdem du alles so trefflich vorbereitet hast.“
    Dieses Lob stimmte sie augenblicklich für ihn um.
    „So bleib“, sagte sie. „Steig auf den Baum und hole die besten Früchte herab!“
    Er war im Nu hinauf.
    „Es sind Armudlar (Birnen), Effendi“, belehrte sie mich.
    „Das meine ich auch“, stimmte ich ihr bei.
    „Sie heißen Gulab-i-Schahi (Kaiserbirnen)“, verbesserte Tifl vom Baum herunter, indem er die Sorte nannte.
    „Würdest du sie auch als Armud kompostusu (gekochte Birnen) essen, Effendi?“ fragte sie weiter.
    „Wenn man frisches Obst hat, soll man es frisch essen. Aber ich liebe es auch gekocht.“
    „So sollst du beides bekommen: die frischen Birnen und auch den süßen Kompostusu (Kompott). Nun setze dich aber nieder und iß! Aber alles! Du mußt wieder rund werden – so wie ich! Du mußt rote, dicke Backen bekommen – so wie meine hier!“
    „Ich danke dir, liebe Pekala!“
    „Danke mir nicht schon jetzt, sondern dann, wenn du sie hast! Ich habe dich nur so gesehen, wie du durch die Krankheit geworden bist: unendlich hager und mit eingefallenen Wangen. Nun aber sollst du wieder so werden, wie es sich für einen Effendi aus Dschermanistan schickt und gehört. Erlaube mir, dir meine Gestalt und Fülle als Muster anzubieten, welchem du nachzustreben hast, um es zu erreichen und womöglich noch zu übertreffen! Einer der größten Vorzüge, den wir Türken haben, ist der, daß wir unserer Seele einen möglichst umfangreichen Körper bieten. Da hat sie Platz! Da kann sie sich rühren und bewegen! Da fühlt sie sich nicht eingeengt und kann, wenn sie will, sogar spazieren gehen. Wird sie aber in der Weise, wie jetzt bei dir, zwischen Haut und Knochen eingedrückt, so entstehen jene unglückseligen, ezmisch gewordenen Dschanlar (zerquetschten Seelen), denen man es nicht übelnehmen kann, daß sie über das Erdenleben stets nur zu schimpfen und zu räsonieren haben. Ein wohlgestalteter, runder Mann hingegen wird immer guter Laune sein und stets ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen haben. Ich weiß das ganz genau. Ich sehe es an mir!“
    „Du bist sehr scharfsinnig, liebe Pekala!“
    „Nicht wahr? Beinahe eine Kizfeilesuf (Philosophin)! Du mußt mir aber auch ansehen, daß ich gewohnt bin, sehr viel nachzudenken. Ich kann das auch, weil meine Seele vollständig Platz zum ausgiebigsten Nachdenken hat. Da ist nichts zum Verwundern. Nun aber iß! Und erlaube mir noch eine Frage, die ich mir trotz alles Nachdenkens nicht beantworten kann! Gehört etwa noch ein kleiner Tisch hierher?“
    „Nein.“
    „Nicht? Aber wozu da das andere, kleinere Tuch?“
    „Wo?“
    „Hier.“
    Sie griff in die Innentasche ihres Gewandes und zog eine weiße Serviette hervor. Ich nahm sie ihr aus der Hand und schlug sie aus den Falten. Sie war nicht gezeichnet, doch mit winzigen, liebevollen Stichen eingesäumt. Mein Gesicht fiel, indem ich dieses Leinenstück betrachtete, der Köchin auf.
    „Du staunst, Effendi?“ sagte sie. „Du bist verwundert? Sogar sehr?“
    „Ja“, antwortete ich. „Das hätte ich hier nie gesucht!“
    „Nicht? Das freut mich, denn es muß also etwas sehr Feines sein!“
    „Es ist ein Peschkir. Man sagt auch Petschata (Serviette).“
    „Das kenne ich nicht. Wozu ist es?“
    „Um beim Essen das Gewand zu schonen. Wenn man etwas verschüttet oder sonstwie Flecke macht, so werden sie von der Petschata aufgefangen. Wer vorsichtig ißt, der braucht sie nur so herzulegen. Wer aber unschön ißt, der steckt die Ecke da oben herein. Man sieht also an der Petschata, was für einen Esser man vor sich hat. Schau her!“
    Ich machte es ihr vor. Da schlug sie die Hände zusammen, daß es schallte, und rief entzückt:
    „Wie mir das doch gefällt! Das ist fein, wirklich fein! Weißt du, Effendi, ich werde, wenn er sich zu meiner Zufriedenheit beträgt, für unsern Tifl eine machen!“
    „Zwei!“ rief der Genannte vom Baume herunter.
    „Warum?“ fragte sie hinauf.
    „Für dich auch eine, falls ich mich nicht über dich zu beklagen habe!“
    „Ich möchte wissen, worüber du dich bei mir beklagen könntest! Ich trage dich auf allen meinen Händen und sehe dir einen jeden Wunsch von den Augen ab. Du bist der glücklichste Mensch, den es nur geben kann. Drum pflücke ruhig weiter, und laß die Petschata Petschata sein!“
    Ich hatte während dieses kleinen Wortgefechtes die Serviette wieder zusammengeschlagen und dann weggelegt. Als Pekala dies nun bemerkte, fragte sie:
    „Du nimmst sie

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