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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gewinnen!“
    „Hiervon sprechen wir jetzt nicht. Ich besitze dein Wort, und das wirst du nicht brechen!“
    „Gewiß nicht! Aber ihr selbst könnt es sehr leicht durch ein unangemessenes Verhalten brechen. Ich warne euch!“
    Der Multasim wurde verlegen. Er sah zu seinen Gefährten hinüber, als ob er sich aus ihren Augen neuen Mut holen wolle, und fuhr dann fort:
    „Wann gibst du diese Leute wieder frei?“
    „Wann es mir gefällt.“
    „Ich fordere eine bestimmte Antwort!“
    Da schaute der Peder ihm mit einem großen, langen Blick in die Augen und sagte dann:
    „Du forderst? Und in diesem Ton? Ich warne dich zum zweitenmal! Weißt du, was das bedeutet? Die dritte Warnung bricht mein Wort. Dann seid auch ihr dem Recht verfallen, welches euch so außerordentlich verhaßt zu sein scheint. Sprich also höflich, sage ich dir! Du bist nicht hier, um Steuern einzutreiben, sondern wir sind hier versammelt, um euch den Hochmut auszutreiben! Ich behalte diese Leute nicht in unserm Duar. Ich werde sie freigeben, aber genau zu der Zeit und in der Art und Weise, wann und wie es uns gefällt.“
    „Und ihr Eigentum?“
    „Sie haben keines.“
    „Es gehört dem Schah!“
    „Das ist nicht wahr. Dein Sohn hat sie ausgerüstet. Sie waren nicht Soldaten, sondern seine feilen Schergen.“
    „So gehörte es ihm und jetzt mir, der ich sein Erbe bin!“
    „Es gehört den armen Menschen, denen er es abgenommen hat. Ich werde nach ihnen forschen, um es ihnen wiederzugeben. Darauf gebe ich dir auch mein Wort. Und damit ist diese Angelegenheit erledigt!“
    Damit hätte sich der Multasim gewiß nicht beruhigt, wenn er nicht gezwungen gewesen wäre, die dritte Warnung zu vermeiden. Er machte eine entschuldigende Handbewegung zu den anderen Personen hin und sagte dann, sich wieder zu dem Peder wendend:
    „Wir beschlossen vorhin, die Gefangenen mit uns zu nehmen, wenn wir fortreiten. Gibst du sie uns mit?“
    „Nein.“
    „Besinne dich! Gibst du sie uns mit?“
    „Nein!“
    „Denke an die Folgen! Jetzt sage ich: Ich warne dich! Gibst du sie uns mit?“
    „Zum drittenmal: Nein! Nun gut! Es ist bei den Dschamikun nicht gebräuchlich, Raubtiere gegen Menschen loszulassen!“
    „So bin ich mit dir fertig. Nun wird ein anderer sprechen!“
    Er wollte diesem anderen Platz machen; da aber fiel der Peder in entschiedenem Ton ein:
    „Nicht ohne daß ich es erlaube! Du warst zur Dschema geladen und durftest also reden.“
    „Aber du gabst zu, daß ich meine Gefährten holte!“
    „Daß sie zuhören, aber nicht, daß sie sprechen sollten! Ich bin es, der die Dschema leitet; ich allein habe also zu bestimmen, wer sprechen darf und wer nicht. Befehlen lasse ich mir nichts. Einem höflichen Wort aber wird mein Ohr geöffnet sein.“
    „So bitte ich dich, zu erlauben, daß einer meiner Freunde euch das sage, was uns eigentlich hierher zu euch geführt hat.“
    „Die Blutrache.“
    „Nein. Sie kam hinzu. Die eigentliche Ursache, daß wir zu euch wollten, ist eine andere. Unser Weg führte uns durch das Gebiet der Kalhuran. Ich schlug grad diesen ein, um meinen Sohn mit aufzusuchen. Ich fand nur seine Leiche, wenige Stunden, nachdem er ermordet worden war. So bin ich also auch als Bluträcher da. Die eigentliche Ursache werdet ihr von diesem Mirza hören, dessen Worte bei uns als Befehle gelten.“
    „Wie heißt er?“
    „Ahriman Mirza.“
    „Den kennen wir nicht.“
    „Ich weiß es, aber ihr werdet ihn kennenlernen. Er ist von kaiserlichem Geblüt, und seine Macht geht über das ganze Reich.“
    „Wie kommt es da, daß wir uns seines Namens nicht erinnern. Seine Abstammung gilt hier im Land der Dschamikun nicht mehr, als der Stammbaum jedes anderen Untertanen des Beherrschers. Er steht nicht höher, als ich stehe und als auch unser Tifl steht, über den du spottetest. Sein Wort hat keinen größeren Wert als jedes andere Wort, welches von uns in Erwägung gezogen wird. So mag er denn vortreten und sprechen. Wir werden ihn hören und ihm dann die Antwort geben, welche wir für die richtige halten.“
    Da trat der Multasim zurück und der andere vor. Ich hatte bisher nicht auf die einzelnen, also auch nicht auf ihn geachtet. Jetzt sah ich ihn genau an.
    Was zunächst seinen Anzug betrifft, so bestand dieser aus roten Schnürstiefeln mit goldenen Zügen, einer ebenso roten, weiten, persischen Hose, vorn und an den Seiten mit breiten, auffallend reichen Goldstickereien versehen, einer roten, mit silbernen Tressen fast ganz

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