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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verlieren. Aber ich war überzeugt, deiner Zustimmung gewiß sein zu können.“
    „So erleichtere ich dein Gewissen, indem ich dir sage, daß du recht gehandelt hast“, erklärte der Ustad.
    „Ich danke dir! Der Multasim wird höchstwahrscheinlich mit den besten Vollblutpferden kommen, die er nur aufzutreiben vermag. Aber er hat in seinem kurzsichtigen Eifer nicht an unsere Gäste gedacht. Mit Assil Ben Rih, Barkh, Ghalib und unserer Sahm müssen wir ja siegen, denn ich zweifle nicht, daß sie mitlaufen dürfen werden.“
    Er sah mich bei diesen Worten an. – Darum sagte ich:
    „Das versteht sich ganz von selbst. Dschamikun und Haddedihn, diese beiden Namen klingen jetzt zusammen wie ein einziges Wort. Mag der Multasim bringen, was er will; er wird geschlagen werden. Ich kenne unsere Pferde!“
    „Und ich meine zwei Hudschuhn!“ fügte Hanneh rasch hinzu. „Was die Dschamikun für Kamele besitzen, das weiß ich nicht; aber so schnellfüßig und ausdauernd sie auch sein mögen, sie wurden hier im Gebirge geboren und auferzogen und können also unmöglich das leisten, was jedes meiner echten Bischarin-Hudschuhn im Wettlauf zeigen wird. Ich wette mit ihnen den ganzen Besitz der Haddedihn gegen jeden anderen Preis!“
    Der Ustad und der Peder sahen einander lächelnd an.
    „Da hörst du es ja!“ sagte der letztere. „Der Tag des Rennens wird noch interessanter werden, als wir zu ahnen vermochten. Der Tag deines Kommens! Auch in dieser Beziehung ein Siegestag für uns. Wir können ruhig sein. Schau hingegen die Perser dort! Wie erregt sie sind! Was ist in sie gefahren? Warum wünschte der Multasim überhaupt, daß sie hören, was er sagen will? Der Umstand, daß die Wette von uns angenommen worden ist, scheint ihn ganz verwandelt zu haben. Man sollte meinen, daß hinter ihr noch ganz andere, verborgene Absichten stecken! Vielleicht sind sie so unvorsichtig, sich zu verraten. Wer sich so benimmt, wie jetzt sie, bei dem ist nichts mehr von Bedachtsamkeit zu suchen.“
    Die Perser zeigten jetzt allerdings ein ziemlich auffälliges Benehmen. Ihre bisherige Ruhe und Gemessenheit war verschwunden. Die Gruppe, welche sie bildeten, stand keinen Augenblick still. Die einzelnen Personen sprachen und quirlten durcheinander, als ob die Geister der Besessenen in sie geraten seien, von denen das Evangelium erzählt. Es mußte ein für sie sehr wichtiger Gedanke sein, der sie gar nicht daran denken ließ, daß der Mensch sich in allen Lebenslagen zu beherrschen habe. Und ihre jetzige war doch eine solche, daß sie sich wohl hätten hüten sollen, sich in dieser Weise auffällig zu benehmen.
    Noch während sie zu uns kamen, bemerkte man an ihnen nichts von der Besonnenheit, mit welcher die Beisitzenden der Dschema ihnen entgegenblickten.
    Der Ustad hatte sich nicht zu uns gesetzt, sondern sich unter einen nahen Baum gestellt, wo er alles hören konnte. Er schaute in die weite Ferne. Für die Perser hatte er kein Auge.
    „Hier sind wir!“ begann der Multasim. „Wir haben beschlossen, daß ein anderer euch das sage, was ich euch sagen wollte. Vorher aber habe ich mich nach den Reitern meines Sohnes zu erkundigen. Wo sie sich befinden, das hörte ich von dem langen Menschen, der sich Tifl nennt; aber ich konnte ihm das unmöglich glauben. Darum frage ich jetzt: Wo sind diese Leute?“
    „Drüben im hohen Haus“, antwortete der Peder.
    „Als Gäste?“
    „Nein.“
    „Als was sonst?“
    „Als Gefangene.“
    „Wer hat sie gefangengenommen?“
    „Ich!“
    „Mit welchem Recht?“
    „Mit dem Recht, welches uns der Schah-in-Schah verlieh: Wer unser Gebiet mit den Waffen in der Hand betritt, ohne unsere Erlaubnis zu besitzen, ist uns verfallen.“
    „Wir sind auch bewaffnet!“
    „Ich sehe es. Auch ihr habt das Gebot des Beherrschers übertreten, und ich könnte mit euch tun, was mir beliebt. Es wird ganz auf euer weiteres Verhalten und auf meine Entscheidung ankommen, ob ich euch fortreiten oder einsperren lasse.“
    „Das wagst du nicht!“ rief der Perser aus.
    „Ich wage nie etwas, denn es kommt mir niemals bei, irgend etwas Unüberlegtes zu tun. Ich kann euch alles, was ihr bei euch habt, abnehmen. Auch eure Pferde sind von dem Augenblick, an welchem ihr einen der Pässe dort im Osten hinter euch hattet, unser Eigentum, unsere rechtmäßige Beute. Du siehst, wie gütig wir handelten, indem wir auf die Wette eingingen, durch welche wir uns selbst genötigt haben, etwas, was uns schon so gehört, noch extra zu

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