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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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an.
    „Bist du, sein Vater, ein Moslem?“
    „Ja.“
    „Du hast vorhin gesagt, du seist armenischer Christ!“
    „Ich scherzte.“
    „So hast du dein Leben verwirkt!“
    Sie erhob sich, zeigte auf ihn und fuhr im strengsten Ton fort:
    „Ich ging vorhin an diesem Lügner vorüber und würdigte ihn, von meinen Lippen gegrüßt zu werden. Er dankte. Ich hatte eine Frage. Er antwortete. Da war ich so höflich, mich zu entschuldigen, daß ich durch den Schleier zu ihm sprechen müsse, weil er kein Dschamiki, sondern ein Moslem sei. Da sagte er, ich brauche das nicht zu tun, denn er sei armenischer Christ. Das war die Wahrheit. Sie entfuhr seiner Unbedachtsamkeit. Als Mohammedaner hat er sich uns jetzt nur vorgelogen!“
    Und sich nun direkt zu ihm kehrend, fügte sie hinzu:
    „Wähle! Bist du Christ, so gibt es keine Rache. Bist du ein Anhänger des Propheten, so habe ich dir, weil du mich belogst, mein Angesicht gezeigt, und diese Schande schreit nach deinem Blut. Du wirst diesen Berg nicht lebend verlassen. Ich rufe meinen Sohn, der die Ehre seiner Mutter wiederherstellen und dich niederschießen wird wie einen Schakal. Also, wähle!“
    Der Multasim war, wie schon einmal gesagt, ein Feigling.
    Hanneh stand so außerordentlich drohend, und er wußte nicht, daß ihr Sohn jetzt gar nicht hier sei. Die Situation kam ihm bedenklich vor. Das Leben war ihm lieber als die Ehre, und so antwortete er:
    „Ob ich Christ oder Mohammedaner bin, das ist jetzt gleich. Ich habe dafür gesorgt, daß mein Sohn gerächt wird. Aber wie ist's? Wäre ich ein Christ, so hätte ich auf Blut zu verzichten. Ob aber auch auf den Blutpreis? Wer ist so ehrlich, es zu sagen?“
    „Wir sind alle ehrlich!“ erklärte der Peder. „Nicht Blut, aber den Preis hättest du zu bekommen.“
    „Wie hoch?“
    „Das hätten wir hier zu besprechen. Aber bedenke: Die Peitsche deines Sohnes hat das Blut des Scheiks der Kalhuran vergossen, der ein freier Beduine ist!“
    „Dafür hat er sich das Leben meines Sohnes genommen!“
    „Aber Peitschenhiebe kosten zweimal so viel wie ein Leben, wenn nicht in Blut bezahlt wird. Wir haben also noch den Preis eines Lebens zu fordern!“
    „So fordert es!“ lachte der Perser. „Ich verlange als Blutpreis die Stute des Ustad. Das ist so billig, daß ihr selbst euch darüber wundern werdet.“
    „Du willst also nicht, daß Leben gegen Leben sich aufheben?“
    „Nein! Und ich biete euch meinen Turkmenen, den ihr alle gesehen habt, als Preis für die Schläge an. Ich hörte, daß bei euch nächstens Wettrennen sei. Wenn wir einig werden, so komme ich. Die beiden Pferde mögen miteinander laufen. Der Sieger rettet das seine und gewinnt das andere dazu.“
    Das war ein überraschender Vorschlag.
    Aber ich durchschaute ihn, obgleich seine Worte friedlich klangen. Er hielt sein Pferd der Stute überlegen. Er war überzeugt, daß er diese gewinnen werde. Damit wäre dann die Rache beigelegt gewesen, und unsere geheime Abmachung hätte nicht zu gelten. Aber dieser Mensch wollte die Stute haben und auch mich. Das Wettrennen gab ihm Gelegenheit, wiederzukommen, also in meiner Nähe zu sein. Wer weiß, was er plante.
    Ich hatte vorsichtig zu sein.
    Der Peder war ein energischer Mann. Er bedachte sich nicht lange. Pferd gegen Pferd, das elektrisierte auch ihn, wie uns alle. Die Stute ‚Sahm‘ war zwar nicht sein eigentliches Eigentum; aber er kannte den Ustad, und er kannte noch einen, den er rief. Dieser eine war – Tifl. Als er kam, fragte ihn der Peder:
    „Hast du dort den turkmenischen Fuchs gesehen?“
    „Ja“, antwortete ‚das Kind‘.
    „Er soll zum Rennen mit unserer ‚Sahm‘ laufen.“
    „Darüber wird meine Pekala lachen!“
    „Meinst du das wirklich?“
    „Ja. Ich lache auch!“
    Da fragte der Multasim in höhnischem Tone:
    „Ist dieser lächerliche Mensch euer Sachverständiger? Wird etwa er die Stute reiten?“
    „Wer sie reitet, ist gleichgültig. Es geht nicht Reiter gegen Reiter, sondern Pferd gegen Pferd!“
    Da schien dem Perser ein weiterer Gedanke zu kommen. Er sah eine Weile sinnend vor sich nieder und sagte dann:
    „Ich setze jedes Pferd, welches ich mitbringe, gegen jedes Pferd, welches ihr ihm entgegenstellen könnt. Gehst du darauf ein?“
    „Welche Bedingung stellst du da?“
    „Erstens, daß ihr gezwungen seid, mitzumachen. Und wenn ich euch zehn Pferde brächte, so hättet ihr zehn Pferde gegen sie zu setzen.“
    „Und zweitens?“
    „Und zweitens verlange ich, daß jedes

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