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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beraubt hatten. Sie brachten alles mit, was euch abgenommen worden war. Man jubelte. Da aber stellte es sich heraus, daß eure Pferde störrisch und eure Gewehre unbrauchbar seien. Es wurde schnell Rat gehalten, und man nahm sich vor, sich euer scheinbar anzunehmen, bis man die Geheimnisse eurer Tiere und Waffen erfahren habe. Wie man das ausführte, wißt ihr ja. Ich bekam dadurch Zeit, meine Dschamikun zu unterrichten. Ich ritt zu ihnen, um ihnen meine Anweisungen zu erteilen, und als ich am anderen Tage zurückkehrte, setzte ich mich zu euch. Ich erfuhr, daß ihr die Massaban wirklich für Dinarun hieltet und ihnen gegen uns helfen wolltet. Nun wußte ich genug und ging. Von der nächsten Anhöhe aus sah ich Kara Ben Nemsi auf dem Berg stehen und winkte ihm warnend zu. Das war für so erfahrene Männer, wie ihr seid, hinreichend, zur Vorsicht zu mahnen. Ich wollte euch helfen. Ich gedachte nicht, euch als unsere Feinde zu betrachten. Ihr solltet zwar mit gefangen genommen, dann aber sofort wieder freigelassen werden. Ich hatte gesehen, daß der Scheik der Haddedihn krank sei. Ich kenne diese Krankheit genau. Sie wird sehr häufig vom Euphrat und vom Tigris zu uns herauf geschleppt, und wir kennen ein Mittel, welches ganz unfehlbar wirkt. Ich machte darum den Hadschi aufmerksam, wo er das Leben gegen den Tod finden werde, weiß aber nicht, ob ihr mich verstanden habt. Ich wußte alles, auch daß uns Kundschafter nachgeschickt worden waren. Als ich wieder zu meinen Dschamikun kam, beeilten wir uns, die Falle so zu stellen, daß die Massaban ganz gewiß glauben werden, wir seien es, hinter denen sie sich zuzuschließen habe. Auch wir haben Kundschafter. Sie haben euch scharf beobachtet. Als ich den Ort eures letzten Nachtlagers erfuhr, setzte ich mich mit diesem meinem Begleiter zu Pferd, um euch mit eigenen Augen zu beobachten. Wir dachten nicht an die Möglichkeit, daß es jemandem von euch einfalle, von eurem Weg abzuweichen. Da trafen wir auf euch.“
    „Und wendetet sogleich die Pferde, um die Flucht zu ergreifen! Warum tatet ihr das?“ fiel hier Halef ein.
    „Durften wir euch trauen?“ fragte der alte Scheik lächelnd.
    „Nein. Du hast recht. Aber wie steht es nun jetzt? Wie denkt ihr nun von uns?“
    Da stand Peder wieder von seinem Platz auf, stellte sich in feierlicher Haltung vor uns hin und antwortete: „Ihr habt uns gefangen, aber wieder freigegeben. Das war eine Tat des Vertrauens und der Ehrlichkeit. Ich will nicht minder ehrlich sein als ihr. Ja, ich bin es schon gewesen! Ich habe euch gesagt, daß wir den Massaban eine Falle gestellt haben, in welche sie gehen sollen. Wenn ihr ihnen das mitteilt, falls ihr ihnen mehr glaubt als uns, so ist diese unsere Mühe vergeblich gewesen. Ich spreche keine Bitte aus. Dieses mein Schweigen mag euch sagen, was ich von euch denke.“
    Nun sprang auch Halef auf. Ich sah ihm an, daß er seinem schnellen Temperament folgen wollte. Er besann sich aber, wendete sich zu mir und fragte: „Hörst du es, Sihdi? Der Scheik der Dschamikun gibt sich wehrlos in die Hände unserer Rechtschaffenheit! Ich wollte ihm sagen, was wir tun werden; aber sag du es ihm!“
    Ich folgte dieser Aufforderung, indem ich mich erhob und dem Alten die Hand reichte: „Wir glauben dir! Deine Falle wird sich ganz gewiß bewähren, denn wenn die Massaban zögern sollten, hineinzugehen, werden wir sie hineinführen. Am liebsten ritte ich jetzt mit dir zu deinen Leuten; aber wir betrachten uns von diesem Augenblicke an als deine Freunde und Verbündete und wollen nicht der unverdienten Ruhe pflegen, sondern das unsere dazu beitragen, daß euer Vorhaben gelinge und diese Landplage unschädlich gemacht werde.“
    „Das, das wollt ihr wirklich tun?“ fragte Peder im Ton der Freude.
    „Ja. Darum bitten wir dich, uns das Nötige über die Lage des ‚Daraeh-y-Dschib‘ mitzuteilen, damit wir keine Fehler machen. Aber tue das schnell und kurz, denn wir müssen nun zu den Massaban zurückkehren, wenn sie nicht wegen unseres zu langen Ausbleibens mißtrauisch werden sollen.“
    Ich kann diese seine Instruktionen hier übergehen, weil sich ihr Inhalt aus dem Nachfolgenden ergeben wird. Peder beschrieb die Örtlichkeiten so genau, daß ich eine hinreichende innere Anschauung von ihnen bekam. Auch über die Falle, in welche die Massaban geführt werden sollten, sprach er sich in der Weise aus, daß wir nicht im Zweifel darüber waren, wie wir uns zu verhalten hatten. Dann trennten wir uns von ihm und

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