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220 - Die Reise nach Taraganda

220 - Die Reise nach Taraganda

Titel: 220 - Die Reise nach Taraganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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britisch-pakistanische Schönheiten angelacht. Um Rajids Gunst buhlten drei ägyptische Upper Class-Ladies, gegen die keine blondierte und aufgepumpte Hollywood-Schnepfe hätte bestehen können; vermutlich nicht mal intellektuell.
    Die Baronesse war nach dem Zwischenfall mit Jussuf spurlos verschwunden, Jussuf kam erst eine Stunde später auf die Party zurück – umgezogen, frisch gefönt und mit einem kleinen Pflaster über dem rechten Auge. Vermutlich hatte er sich bei seinem Sturz im Pueblo-Park das Hemdchen beschmutzt. Sein sexueller Hunger schien jedoch unersättlich zu sein: Schon balzte er mit einer goldhäutigen indischen Filmschauspielerin.
    Als die beiden verschwanden, heftete Ostwald sich an ihre Fersen und folgte ihnen im Schein dekorativer Leuchten wie ein Schatten durch die Tempelkorridore. Er orientierte sich am begeisterten Kichern der Dame, der Jussuf eine Führung durch »das Heiligtum der Lunguala-Menschen« versprach.
    Ostwald hatte noch nie von diesem Volk gehört, doch laut Jussuf war es hochkultiviert gewesen, hatte vor 7000 Jahren eine »bemannte Bohrmaschine« konstruiert und eine Expedition in die Tiefen der Erde unternommen, wo es in gigantischen Hohlräumen monströsen Lebewesen begegnet war. Noch heute existierte in den Katakomben unter dem Tempel der mit einem dicken Stahltor verschlossene Eingang in diese Unterwelt – und eben das wollte Jussuf seiner Eroberung zeigen – neben einer anderen Sache, die er unter seinem Beinkleid verbarg, nahm Ostwald an.
    Jussuf laberte der Inderin vermutlich nur die Ohren voll, um sich bei ihr interessant zu machen. Deswegen richtete sich Ostwalds Aufmerksamkeit schon bald auf die Türen, an denen er vorbeikam. Im Gegensatz zu den bewusst auf alt getrimmten Türen und Fenstern auf der Außenseite des Pueblos waren diese Türen maßgefertigt, luftdicht und wirkten wie die eines modernen Bürogebäudes. Sie waren beschriftet wie die Türen zeitgenössischer Unternehmen. Einige führten in Labors, andere in mit Warnhinweisen versehene Lagerräume.
    Produzierte Dr. Rajid Ben Hadibi hier die Mittelchen, die der durchschnittliche Schurkenstaat-Geheimdienst brauchte, um seine Unternehmen durchzuführen?
    Ostwalds Interesse an Jussuf nahm immer mehr ab. Zanda erschien ihm nun interessanter. Solange die Inderin an Jussufs Seite war, konnte er ohnehin nichts unternehmen. Nein, die Labors interessierten Ostwald mehr. Wenn er herausfand, was Rajid hier braute, hatte er vielleicht ausgesorgt.
    Die amerikanischen Geheimdienste hatten mehr Geld als der BND. Die ließen es sich bestimmt etwas kosten, wenn er ihnen sagte, wo sie endlich mal jemanden hochnehmen konnten, der wirklich an Massenvernichtungswaffen arbeitete – wenn sie vielleicht auch nur dazu dienten, Massen von Dschungeltieren zu vernichten…
    Ostwald betätigte eine Türklinke nach der anderen. Bei der zwölften hatte er Glück. Er nickte zufrieden. Es gab immer einen Deppen, der vergaß, seinen Laden zu sichern.
    Da war ein Lichtschalter. Klick. Deckenleuchten saugten sich mit Watt voll. Er schloss die Tür hinter sich. Ein Büro? Nein, ein Vorraum. Nach rechts und links führende Türen. Rechts sanitäre Anlagen. Links Frankensteins Giftküche. Ein Laboratorium. Hundert Quadratmeter? Endlose Regale, an den Wänden und auch mittendrin. Blubbernde Glasbehälter. Sich in alle Richtungen windende Kabel. Leitungen. Surrende Rechner. Ein moderner Maschinenpark. Weitere Türen. Eine Tür war mit dem Wort MAGASIN beschriftet. Na, das sagte ihm doch was.
    Ein Raum ohne Fenster. Saukalt. Metallregale an den Wänden. Transparente 10-Liter-Glasbehälter. Ihr Inhalt sah wie Waldmeister aus. Ostwald studierte Etiketten:
    NEUROPARTOX-KONZENTRAT
    Synthetisierung:
    1 Tropfen = 10 Liter
    Er schluckte. Irgendwo hinter ihm, am Eingang, klirrte etwas. Ein unterdrückter Fluch.
    Ostwald fuhr herum und ging in die Knie. Sein Blick huschte umher. Wer war da? Hatte Jussuf nur so getan, als hätte er ihn nicht bemerkt? War er zurückgekommen, um ihn zu stellen? Omars Herz pochte laut. Dann sah er den schwarzen Lockenkopf in der Affenjacke. Er huschte geduckt durch das halbdunkle Labor und hielt eine Kanone in der Hand.
    Ostwald begriff: Er hatte einen Fehler begangen. Der Kerl hatte ihn von Anfang an richtig eingeschätzt und ihn im Auge behalten. Er war ihm den ganzen Tag auf den Fersen geblieben. Vielleicht sogar mit der Hilfe Jussufs.
    Hatte man ihn hierher gelockt, um ihn fern von den anderen Gästen kaltzumachen? Hatte

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