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220 - Die Reise nach Taraganda

220 - Die Reise nach Taraganda

Titel: 220 - Die Reise nach Taraganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Nachrichtendienstler für private Zwecke einzusetzen«, erwiderte Washington nach einer kurzen Pause. »Andererseits hab ich überhaupt nicht gehört, dass Ostwald pensioniert ist. Sehr gut habe ich aber verstanden, dass der Mann, den er sucht, Araber ist.« Er räusperte sich. »In der gegenwärtigen Lage gehe ich also mal davon aus, dass Ostwald im Auftrag des MAD nach Terroristen fahndet und eine konspirative Wohnung aufgestöbert hat. – Komm zu mir rüber und bring dein Mobile mit!«
    »Harry, du bist ‘n echter Kumpel!« Matt machte sich sofort auf den Weg. Die Verbindung mit Ostwalds Mobiltelefon stand noch. Als er durch den Gang eilte, der zu Washingtons Dienststelle führte, hörte er plötzlich ein Rauschen aus dem Telefon und dumpfe Geräusche im Hintergrund.
    Matt blieb stehen. Ihm gegenüber öffnete sich eine Bürotür. Lieutenant 1st class Al-Sharif trat in den Gang hinaus und nickte ihm freundlich zu. Sie war bemerkenswert hübsch und eine der besten Dolmetscherinnen in Washingtons Team. Als plötzlich klare Worte in einer kehligen Sprache über den Äther kamen, blieb Al-Sharif stehen und schaute Matt überrascht an.
    »Verstehen Sie, was da geredet wird?« Matt hielt ihr das Telefon ans Ohr. Er hörte nun eine Frauenstimme. Sie sprach in einem unterwürfigen Ton.
    Hatte Omar sein Handy verloren? Hatte die Frau es gefunden? Matt wurde heiß und kalt zugleich. Wo steckte Omar? Was war passiert? Hatte er zu langsam reagiert?
    Das arrogante Knurren eines Mannes. Die Frau wurde leiser. Wahrscheinlich hatte er ihr das Telefon aus der Hand gerissen.
    Die Männerstimme fragte etwas, dann brach die Verbindung mit einem Knirschen ab.
    »Konnten Sie etwas verstehen, Lieutenant?«, fragte er Al-Sharif. »Wenn ja, geben Sie das Gespräch wörtlich wieder. Es könnte wichtig sein.«
    Al-Sharif nickte. »Die Frau hat gesagt: ›Ich habe das hier in einem der Palmentöpfe gefunden.‹ Darauf der Mann: ›Gib her, das Ding!‹ Dann hat er gefragt: ›Wer ist da? Hallo?‹. Das war alles.« Sie zuckte die Achseln. »Ich glaube, er hat das Ding, was immer es war, zertreten.«
    Matt nickte. »Das glaube ich auch. – Danke, Lieutenant.«
    »Stets zu Diensten, Sir.« Al-Sharif bog um eine Ecke, und Matt setzte sich in Bewegung, um Colonel Washington von der Pleite zu berichten. Er war über alle Maßen besorgt.
    ***
    Zanda, Februar 2011
    Das Fest wurde ausgelassener. Die Gäste ebenfalls.
    Auch am Tresen wurde schwadroniert, gebechert und gewürfelt. Die orientalische Musik war nur das Pflichtprogramm gewesen: Inzwischen dominierte tagesaktuelle Minimalmusik. Aus verborgenen Wandlautsprechern erklärten millionenschwere Bengels dem Mob, wieso es erstrebenswert war, Zuhälter zu sein. Die Lakaien schauten dem Treiben mit stoischer Gelassenheit zu.
    Auch die Gentlemen vom tansanischen Geheimdienst hatten ihren Spaß: Sie wurden von mehreren Damen umgarnt, deren Väter vermutlich ebenfalls in der Rüstung tätig waren. Farah tanzte mit dem Schnauzbart im Affenjäckchen. Auch er ein Vetter?
    Omar roch Haschischduft. Aus einer Nische neben ihm drangen Rajids und Jussufs Stimmen an seine Ohren: Sie schienen sich vertragen zu haben. Rajid erklärte seinem Bruder, weswegen er mit den Männern vom Secret Service auf gutem Fuß stehen musste: »Meine neueste Kreation ist ein Mittel, das die Nervenbahnen von Tieren angreift.«
    »Mit welcher Wirkung?«
    »Sie können keine Nahrung mehr aufnehmen und verhungern in ein, zwei Wochen.« Rajid grinste. »Es ist wirklich jammerschade, dass das Zeug keine Wirkung auf Menschen hat. Es würde uns nicht nur wahnsinnig reich machen… Ich kenne ein paar Typen, denen ich schon lange wünsche, dass sie vor einem kross gebratenen Hammel verhungern.« Er lachte. Jussuf, der vermutlich an die tansanischen Agenten an der Bar dachte, fiel in das Gelächter ein.
    Omar konnte nicht glauben, dass es Menschen gab, die Jussuf eine Träne nachweinten, wenn er vom Dach eines Tempels fiel und von Waldameisen zerlegt wurde.
    Kurz darauf sah er eine Gelegenheit, mit Jussuf allein zu sein. Als er hinausging, um »dem Bischof die Hand zu schütteln«, heftete Ostwald sich an seine Fersen.
    Der Gang zwischen Tränke und Örtchen wurde inzwischen stärker frequentiert. Das Gleiche galt auch für das Örtchen selbst. Die Gäste gaben sich die Klinke in die Hand. Nun fiel Ostwald wieder sein Mobiltelefon ein. Er beschloss, erst dieses Problem zu erledigen, doch auf dem Weg ins Freie verlief er sich im

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