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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Komm mit!"
    Lea zögerte nur kurz. Die Stimmen waren deutlicher geworden. Jemand redete laut, dennoch konnte sie nicht verstehen, was derjenige sagte.
    Zwischen den Trümmern hatten sich Menschen versammelt. Vielleicht dreißig oder vierzig, schätzte Lea, doch je näher sie kam, desto deutlicher erkannte sie, dass es mehr waren. Männer, Frauen und Kinder standen auf geborstenen Treppen oder hinter Mauervorsprüngen, aber sie scharten sich im Halbkreis um den Redner, der von den Überresten eines aufgeplatzten Containers aus den besten Überblick hatte. „Kommt näher!", rief er. „Es ist an der Zeit, die Wahrheit zu sagen und euch die Furcht und das Entsetzen zu nehmen. Ich sehe unendlich viele Fragen in euren Gesichtern. Ihr sucht nach Antworten, aber die werdet ihr nicht von der LFT erhalten. Die Wahrheit wurde euch stets verschwiegen."
    In einer ausschweifenden Geste, die Lea sehr theatralisch erschien, breitete der Mann seine Arme aus. „Kommt, ihr Mühseligen! Hört euch an, was ich zu sagen habe, und danach entscheidet selbst, was richtig ist. Zögert nicht! Kommt und hört mich an!"
    Er trug einfache, dunkelblaue Kleidung. Im Widerschein von Licht und Schatten erschien sie zeitweise sogar schwarz – eine Schwärze, die das Licht aufzusaugen schien. Auch sein halb von einem dichten Vollbart verborgenes Gesicht wirkte dunkel.
    „Das ist Carlosch Imberlock", sagte der Mann neben Lea. „Carlosch ist ein Medium – noch dazu ein sehr gutes." Lea konnte mit dem Namen nichts anfangen, sie hatte ihn nie zuvor gehört. Sie reagierte fast ein wenig unwillig, denn sie wollte hören, was der Bärtige zu sagen hatte. Mit raschen Schritten ging sie weiter nach vorn, bis dicht an den Kraterrand. In dem Moment achtete sie weder auf den beißenden Geruch noch auf die feine Nässe, die ihr der Wind entgegenpeitschte.
    Imberlock schien sie anzublicken, zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch Lea fühlte sich von diesem Blick eigenartig ergriffen. Angespannt lauschte sie.
    „Die ersten Tage des Niedergangs sind angebrochen", verkündete der Bärtige. „Jeder sieht, wie wenig unsere Gesellschaft in der Lage ist, sich dem entgegenzustellen. Die kommenden Jahre werden das endgültig beweisen und wer heute noch zweifelt, dem werden sich die Augen öffnen."
    „Ein Scharlatan!", platzte jemand heraus. Unruhe entstand in seiner unmittelbaren Nähe, aber das schien der Betreffende nicht einmal zu bemerken. „Ich kann das Geschwätz dieses Weltverbesserers nicht mehr hören. Er soll mit anpacken, aber er stellt sich nur hin und quatscht dummes Zeug."
    Schimpfend stapfte ein Mann zwischen Trümmerbrocken hindurch zur Straße. Lea blickte ihm entgegen, weil er auf sie zukam. Am liebsten hätte sie ihn aufgefordert, den Mund zu halten. Weil sie hören wollte, was Carlosch Imberlock sagte, es interessierte sie einfach.
    „Lasst euch von seinen Phrasen nicht einwickeln! Ihr seid Narren, wenn ihr ihm eure Zeit opfert."
    Der Mann ging vor ihr vorbei. Für einen Moment konnte Lea seinen wütenden Gesichtsausdruck sehen, dann versuchte sie, sich wieder Imberlock zu widmen. Aber auch andere verließen das Gelände.
    Vielleicht die. Hälfte, schätzte sie. Wer blieb, schob sich näher an den Container heran. Sie tat es ebenfalls. „Dies sind die Jahre des Niedergangs, in denen sich die Legierung vom Untergrund trennt."
    Um Aufmerksamkeit heischend, reckte der Bärtige erneut die Arme in die Höhe. Seine leeren Handflächen und die gespreizten Finger wirkten beruhigend, obwohl die Geste eher wie eine Herausforderung erschien. Lea Cabrithi fühlte sich zu Imberlock hingezogen.
    „Dennoch gibt es Licht in der Finsternis. Wo wir dieses am wenigsten vermuten, wird es uns offenbar.
    Gon-Orbhon wird kommen, als Freund aller, die ihn erwarten. Vielleicht morgen schon oder erst in einem Jahr." Imberlock überkreuzte die Arme vor der Brust und verneigte sich. „Ich wurde von Gott Gon-Orbhon als sein Prophet auserwählt, und ich sage euch, Gon-Orbhon wird in nicht mehr ferner Zukunft über diese Welt kommen und die hier Lebenden in zwei Klassen teilen."
    Die Pause, die Carlosch Imberlock einlegte, wurde von einer atemlosen Stille begleitet. Jeder wartete begierig auf seine nächsten Worte.
    „Wer mir nachfolgt, wird nach seinem Tod würdig sein, Gon-Orbhon zu dienen. Alle anderen werden verlöschen, im Nichts verwehen, und nicht einmal mehr an ihre Namen wird man sich erinnern. – Gon-Orbhon verkündet euch hier und heute, dass diese

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