2216 - Tau Carama
betrug die Entfernung ein paar Kilometer. Die Ozeanischen Orakel haben keine Punktlandung hingelegt, uns aber immerhin das Leben gerettet."
Ich tendierte dazu, es als Zufall zu betrachten, hütete mich aber, dies auch auszusprechen. „Es sind geheimnisvolle Wesen, von denen wir nur wenig wissen. Sie leben im Ozean, es ist ihr Glück. An Wasserwesen scheinen die Kybb-Cranar nicht interessiert zu sein. Im Wald von Pardahn ist zumindest nichts Gegenteiliges bekannt."
Sie lehnte sich an mich, legte den Kopf gegen meine Schulter. „Rorkhete hat mich besucht und sich mit mir unterhalten, Atlan. Ich weiß jetzt, dass ihr nichts mit dem Überfall der Kybb-Cranar auf die Residenz zu tun hattet."
Sachte legte ich den Arm um sie und stützte ihren Rücken. „Es waren eure eigenen Artgenossen aus dem Bergwerk. Die Kybb-Cranar haben ihnen vermutlich Minisender in die Kleider geschmuggelt und sie dann nach Hause geschickt. Ein hinterhältiger Trick."
„Ich werde jedem Kybb-Cranar, der mir begegnet, die eigenen Stacheln in den Leib rammen", versprach sie mit finsterer Miene. Kein Zweifel, sie meinte es ernst, zumindest im Augenblick.
Ich hielt es allerdings für wenig wahrscheinlich, dass sie ihr Versprechen wahr machte. Auf Ore würden sich sowieso keine Kybb-Cranar blicken lassen. Und der Stützpunkt auf dem Kontinent Curhafe war vermutlich mehr Symbol eines Machtanspruchs als Garnison. Ash Irthumo, so hatte ich es bisher verstanden, spielte im Sternenozean von Jamondi keine besondere Rolle. „Vorerst wirst du die Anweisungen Phylatokes beachten, damit die Wundheilung weiterhin gute Fortschritte macht", brachte ich sie auf andere Gedanken. „Dein Hass auf die Kybb-Cranar muss warten."
Am zwölften Tag schaffte Zephyda es, aus eigener Kraft aufzustehen und das Haus der Arztin zu verlassen. Unter den Motana schienen Verletzungen jeglicher Art eine Seltenheit zu sein. In den Tagen seit der Operation hatte es keine einzige gegeben, keinen verstauchten Fuß, keine Schnittwunde am Finger, nichts. Ich geriet ins Staunen über die Fertigkeit und das Wissen der jungen Ärztin. Sie hatte Zephyda nicht nur das Leben gerettet, sondern sie auch kunstgerecht wieder zusammengeflickt.
Ein Arzt im so genannten Mittelalter des Planeten Terra hätte es nicht so gut hinbekommen.
Im Fall von Phylatoke handelte es sich um Wissen, das von Generation zu Generation überliefert worden war.
Oder hatten die Ozeanischen Orakel es vielleicht doch genau so geplant, weil Zephyda hier auf Ore die beste Überlebenschance hatte? Es konnte sich durchaus so verhalten, denn noch immer wussten wir praktisch nichts über den Sternenozean. Und obwohl wir ihnen begegnet waren und sie uns gerettet hatten, ahnten wir nicht einmal im Entferntesten, welche Rolle die Ozeanischen Orakel in Jamondi spielten. Auf Ore würden wir aber wohl kaum sehr viel mehr erfahren, wenn der Planet tatsächlich so unbedeutend und hinterwäldlerisch war.
Ich begleitete Zephyda auf die andere Seite der Siedlung. Für einen Gang rund um Oreschme fühlte sie sich noch nicht kräftig genug. Aber der Basaltfelsen interessierte sie ebenso wie die technischen Geräte, an denen Perry bis am Vortag herumgefummelt hatte.
Motana besaßen keine nennenswerte Affinität zu moderner Technik, ihre Kultur hatte es nie erforderlich gemacht. Die Geräte, die sie in früheren Zeiten benutzt hatten, stammten nicht von ihnen selbst. Sie hatten sie vermutlich von den Kybb-Cranar bezogen und gelernt, wie man sie bediente und über welche Funktionen sie verfügten.
Ein Rieseln, das durch Zephydas Körper lief, ließ mich innehalten. „Es ist zu viel für dich. Du musst wieder ins Bett."
„Nein, es ist nichts ..."
Ich spürte ihre Verunsicherung. Sie machte kleinere Schritte als vorher. „Vielleicht ist es doch besser umzukehren."
Ein paar Schritte später blieb sie stehen. „Ich weiß nicht recht, mir ist so seltsam. Ich werde Phylatoke fragen, ob es mit der Wundheilung zusammenhängen kann."
„Ich trage dich. Du hast innere Verletzungen, deren Heilung länger dauert als die der Operationsnarben."
„Es geht schon. Hilf mir." Sie stützte sich auf meinen Arm. Kurz vor dem Pflanzenvorhang im Zentrum des Plateaus blieb sie stehen. „Atlan, ich ..."
Weiter kam sie nicht. Ihr Körper krümmte sich plötzlich, eine gefährliche Bewegung, solange die Wunden noch nicht vollständig verheilt waren. Sie stöhnte. „Was ist das?", murmelte sie. „Es sticht wie von einem Messer."
„Dein Körper
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