2217 - Die FemesÀnger
wie möglich auszuschwärmen. Anthloza und Garombe blieben am Schienenstrang. Der Geruch nach Metall und Öl lag in der Luft. Die feinen Partikel setzten sich in die Atemwege und beeinträchtigten den Geruchssinn. Die beiden Kopfjägerinnen durchstreiften die Umgebung des Bahnhofs. Gebäude gab es keine, lediglich einen überdachten Warteplatz für die Reisenden. Anthloza musterte das Gelände. In Sichtweite erstreckten sich mehrere Bodenwellen. In einer der Senken dazwischen wuchs Gebüsch. Die Zwillingsschwestern hielten darauf zu. Die Blätter der stacheligen Gewächse schimmerten dunkelgrün, zeigten Spuren von Roststaub. Anthloza bog vorsichtig die Zweige auseinander. Schritt für Schritt schob sie sich in das Innere des Gebüschs. Das Gras war flach gedrückt. Hier war jemand gesessen. Ein paar Krümel einer getrockneten Brotfrucht bestätigten Anthlozas Verdacht. Sie kehrte nach draußen zurück „Da drinnen hat sie auf den Zug gewartet."
„Dann ist sie jetzt auf dem Weg nach Norden", bestätigte Garombe. Anthloza war noch nicht überzeugt.
Auch das konnte eine Finte sein, um die Jägerinnen in die Irre zu führen. Die Zeit hätte gereicht, um bis ins Zentrum von Biliend vorzustoßen und sich in den Waldinseln ein Versteck zu suchen. Die beiden Motana gingen hinüber zum Warteplatz. Nach und nach trafen die Frauen ihres Kommandos ein. Kein Bewohner der Umgebung hatte etwas bemerkt. Und jene, die etwas über das Gebüsch und eine Frau hätten sagen können, waren in den Zug gestiegen und weggefahren. Anthloza und Garombe setzten sich Rücken an Rücken. Sie hielten sich an den Händen fest. Immer wieder drückten sie fest zu, um sich gegenseitig Mut zu machen. Kein Motana ließ sich sehen. Da, wo Jägerinnen lagerten, machten ihre Artgenossen einen großen Bogen. Als nach Stunden der Zug von Biliend-Süd kam, stieg außer ihnen niemand ein. Und ein Teil der Passagiere, die die Gruppe entdeckten, verließ die Wagen fluchtartig. Wir sind Aussätzige!, dachte Anthloza wütend. Aussätzige im Namen der Planetaren Majestät. Die Motana behandelten sie wie Parias. Während sie den Zug durchkämmten, rückten die Männer und Frauen so weit von ihnen ab, wie es irgendwie ging. Freundliche Grüße blieben unbeantwortet. Fragenden Blicken folgte ein hastiges Abwenden der Köpfe. Früher hatte Anthloza geglaubt, sie könne sich eines Tages dagegen abhärten. Inzwischen wusste sie, dass es unmöglich war. Garombe und den anderen erging es nicht besser. Im Gegenteil. Von Mal zu Mal wurde es schlimmer. In Anthlozas Gedanken schlichen sich depressive Elemente ein. Sie erwischte sich dabei, wie sie aus dem Fenster starrte und sich fragte, ob es nicht besser wäre, aus dem fahrenden Zug zu springen. Darin unterschied sie sich vermutlich nicht von der Frau, die sie verfolgten. Die Kopfjägerinnen trafen sich in der Mitte des Zuges. „Nichts", bestätigten sie. Die Flüchtende hielt sich tatsächlich nicht in diesem Zug auf. Sie kehrten in einen der hinteren Wagen zurück und setzten sich zu den anderen Passagieren. Mit der Zeit tauten die Motana auf. Sie wussten um die Notwendigkeit ihrer Jagdtätigkeit und der „Quote". Auf der anderen Seite gab es keinen, der nicht Verständnis für die Flüchtende aufbrachte.
Nach einer Weile verflachten die Gespräche. Anthloza und ihre Jägerinnen nutzten die Stunden, um zu schlafen. Als sie erwachten, näherte Ash sich dem Horizont. Ein lautes Pfeifen der Zug-Maschine wies darauf hin, dass sie Kogiand erreichten. Der Zug verlangsamte. Anthloza zählte sechs ihrer Begleiterinnen ab. „Nehmt euch das Personal des Bahnhofs vor! Ihr anderen vier kümmert euch um die Umgebung.
Garombe und ich bleiben am Schienenstrang."
„Kehrt um!", rief jemand. „Ihr habt hier nichts zu suchen." Andere Motana widersprachen. Wenn die Kopfjägerinnen gingen, kamen die Kybb-Cranar. Und das wünschte sich erst recht keiner. Nicht weit entfernt ließen ein paar Fleddox ihr markerschütterndes Gebrüll ertönen. „Anthloza, da!" Garombe kauerte an den Gleisen. Das Geröll der Dammbefestigung wies Steine auf, deren dunkle Unterseite nach oben zeigte. Eine Spur zog sich von den Schienen herab bis zum Gras der benachbarten Wiesen. „Sie ist abgesprungen!" Anthloza benutzte erneut ihre Pfeife. Der durchdringende Ton reichte bis weit in die Stadt. Es dauerte nicht lange, dann standen alle Jägerinnen um sie herum. „Der Wald im Südwesten muss ihr Ziel gewesen sein", vermutete Garombe. Die übrige
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