2217 - Die FemesÀnger
„Hals- und Beinbruch, mein Alter!", wünschte Perry. Atlan antwortete mit einem Grinsen. Und die Motana strahlten so viel Selbstvertrauen aus, dass Perry übergangslos ein flaues Gefühl in der Magengegend verspürte. Die zwölf Motana setzten sich im Kreis um Zephyda und Anthloza. Es handelte sich um die Frauen, die sich in den fünf Tage andauernden Übungen als stärkste erwiesen hatten. Zephyda warf der alten Anführerin einen fragenden Blick zu. Anthloza hielt die Augen geschlossen zum Zeichen, dass sie und ihre Sängerinnen auf den Einsatz warteten. Der Choral an die Fernen Sterne! Zephyda fühlte sich nicht ganz wohl in ihrer Rolle. Der Gedanke, übergangslos die wichtigste Motana auf Curhafe zu sein, nach deren Entscheidungen sich selbst die Planetare Majestät richtete, lenkte sie von ihrer eigentlichen Aufgabe ab. Dazu kam etwas, das Atlan als Lampenfieber bezeichnet hatte. Früher hatte sie das nicht gekannt. Aber das war in einer Welt gewesen, die keine großen Überraschungen bot. Seit der Ankunft Atlans und Perry Rhodans hatte sich Zephydas Welt grundlegend geändert. Sie gab die ersten Töne zum Einstimmen der Sängerinnen vor. Ein wenig zauderte sie. Die ungewohnte technische Umgebung lenkte sie ab. Überall blinkte Metall. Lichter flammten auf und erloschen wieder; es handelte sich um den einzigen Hinweis auf das Eigenleben des Kybb-Cranar-Schiffes. An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand stand Atlan an einer Konsole, die Rorkhete dort befestigt hatte. Der Arkonide überwachte den Flug des Schiffes. Zephyda wiederholte die Tonfolge. Die Sängerinnen synchronisierten ihre Stimmfrequenzen und legten los. Ehe Zephyda genau wusste, wie ihr geschah, trieb sie mitten im Choral. Die jamischen Texte wanderten mit hoher Geschwindigkeit durch ihre Gedanken, rissen sie mit. Schnell mischten sich erste fremde Silben unter die jamischen Worte, beschleunigten die Melodie wie von selbst. Im einen Augenblick noch hörte Zephyda die Stimmen der Sängerinnen und ihre eigene, im nächsten verschmolzen sie alle zu einer Einheit. „Iisau ial ireld den. Su stereei twen eltwen ... Si iau ir al iel dwen ..." Sie erreichten die Schwelle. Aus den Quellen der Sängerinnen strömte übergangslos die gewaltige mentale Kraft in Zephydas Bewusstsein. Sie musste sie nur noch kanalisieren. Aber diesmal war alles anders. Dies war keine Übung. Es ging um mehr. Zephyda schloss die Augen. In die verhallenden Klänge stimmte sie den Choral an den Flügelschlag an. Die Wucht des Gesangs erfüllte das Schiff. Zephyda spürte mit ihren sensibilisierten Sinnen die Vibrationen der metallenen Umgebung. Erneut erreichte der Gesang die Schwelle, flössen ungeahnte Energien auf Zephyda über, die sich zu den schon vorhandenen addierten.
Jetzt, Epha-Motana! Zeig, was du kannst! Der Boden, auf dem sie saß, schwankte. Es war ein ähnliches Gefühl wie das, als sie im tobenden Ozean für ein paar Augenblicke das Bewusstsein erlangt hatte. Das Gefühl, auf einem schwimmenden Boden zu sitzen, aus dem jeden Augenblick die tödliche Glut unterirdischer Vulkane hervorbrechen konnte, jagte ihr Angst ein. Es reichte aus, sie für kurze Zeit zu verunsichern. Ihre Konzentration ließ nach, die Sängerinnen der Gruppen fingen die Schwäche ab.
Zephyda schimpfte mit sich selbst. Versuch die Balance zu halten! Noch nie hatten sie einen derart gigantischen Gegenstand bewegt. Und sie waren nie auf oder in dem Gegenstand gesessen, den sie in die Luft hoben. Der Boden wackelte, aber er schwankte nicht mehr. Zephyda wollte die Augen öffnen, es ging nicht. Zu sehr war sie im mentalen Bann dieser ungeheuren Kräfte gefangen. Aber sie spürte die Leichtigkeit, die ihren Körper erfüllte, und triumphierte. Wir fliegen! Das also war Raumfahrt, besser gesagt, der zaghafte Beginn. Wie von weit her hörte sie eine verzerrt klingende Stimme. „Zehn Meter, zwanzig Meter, dreißig Meter ... fünfzig Meter." Nach einer Weile meldete sie sich erneut. „Hundert Meter!" Nicht höher hinauf! „Höhe konstant", verkündete die Stimme, diesmal deutlich näher. „Horizontalflug einleiten! Gut so. Wieder nach unten gehen!" Zephyda wollte es noch immer nicht glauben. Sie sah es nicht, aber sie spürte es. Alle Sängerinnen spürten es: Der Würfel flog. Die verhassten Unterdrücker konnten nichts dagegen tun. Triumph erfüllte die Femesänger. Nach der Eroberung des Crythumo brächen Motana in den Weltraum auf. Bedeutete das die Herrschaft über alle Raumschiffe, egal,
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