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2217 - Die FemesÀnger

Titel: 2217 - Die FemesÀnger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hielt. Anthloza drückte das Gesicht an die Fensterscheibe. „Ich sehe ein halbes Dutzend Bewaffnete."' Von der anderen Seite meldete Garombe ebenso viele Kybb-Cranar. Die Besatzer hatten das Wachpersonal verstärkt. Vermutlich würden sie auch den Zug durchsuchen. Ansonsten hatte sich im Bahnhof Crythumo nichts geändert. Die Kybb-Cranar waren nervös. Den Motana blieb nicht viel Zeit. Zephyda warf einen letzten Blick auf das Dutzend der ältesten Femesängerinnen unter Anthlozas Kommando. Sie trugen Bogen, um ihre Hüften hingen Gürtel mit etlichen Köchern voller Pfeile. Die Motana teilten sich in zwei Gruppen, je eine für jede Seite des Bahnhofs. Die Wegweiserin trat in die Mitte des Sängerkreises und setzte sich. Während aus dem vordersten und dem zweiten Wagen Jägerinnen mit ihren Auserwählten stiegen und sich auf den Weg zur Absaugkammer machten, stimmte der Singkreis um Zephyda den Choral an die Fernen Sterne an.
    Kaum verklangen die ersten Takte zum Einstimmen, zog Zephyda den Gesang an sich. Unter ihrer eindringlichen Führung sangen sich die Motana schneller in Trance, als es in der Femeschlucht der Fall gewesen war. Diesmal brauchte sie sich die Energie der Sängerinnen nicht zu holen, sie boten sie ihr an, kaum dass die Hälfte des Chorals verklungen war. Die Fernen Sterne, alte Weisen, bei deren Inhalt die Motana über Jahrtausende hinweg höchstens Vermutungen angestellt hatten, wer sie gedichtet haben mochte. Jetzt aber, seit sie Rorkhetes Informationen besaß, sah Zephyda die Vergangenheit ihres Volkes und des Sternenozeans mit anderen Augen. Und sie stellte verblüfft fest, dass ihre beiden Begleiter aus der Milchstraße schon seit längerem in diese Richtung dachten und nach Hinweisen suchten. Der Choral erreichte seinen Höhepunkt. Vor zwei Tagen noch hatte Zephyda sich vor diesem Augenblick gefürchtet. Jetzt sehnte sie sich danach. Die Schwelle! Bisher war alles Vorspiel gewesen.
    Der Choral diente den Sängerinnen lediglich dazu, ihr geistiges Potenzial zu synchronisieren, es in Einklang zu bringen, damit alle auf einer einheitlichen Frequenz schwangen. Dadurch entstand beim Überschreiten der Schwelle ein Gemeinschaftsgefühl, aus dem heraus die übernatürliche Kraft entsprang. Woher sie rührte und welcher Choral welche Kraft aus welchem Grund erzeugte, das wussten nicht einmal die Femesänger zu sagen. Sie probierten seit Jahrzehnten und registrierten, was sich abspielte. Mehr nicht. Zephyda schob die Gedanken hastig zur Seite. Der Sturm in ihrem Kopf drohte ihr zu entgleiten. Eine gewaltige Welle raste heran, Angst stieg in ihr empor, wieder könnten Motana ihr Leben verlieren. Da aber erhaschte sie ein winziges Fragment aus Stacheln und zwei Armstümpfen, von denen der eine künstlich war. Es trifft Kybb-Cranar! Die zweite Strophe sang Zephyda leiser. Jetzt ging es darum, nach außen kein Aufsehen zu erregen und nach innen die kontrollierte Kraft am Leben zu erhalten. Ein Gesicht tauchte vor ihr auf, alt und runzlig. Es gehörte zu Anthloza, aber langes schwarzes Haar rahmte es ein. „Es funktioniert." Garombes Stimme hörte sich an wie das Murmeln eines Baches, dennoch verstand Zephyda die Worte klar und deutlich. „Sie taumeln. Sie verlieren die Kontrolle." Die letzten Worte wirkten auf Zephyda wie ein Sog. Sie spürte, wie ihr erneut die Kontrolle zu entgleiten drohte. Mit aller Konzentration, deren sie fähig war, verbannte sie Garombes Gesicht aus ihrem Bewusstsein. Sie entdeckte winzige Lichtpunkte, bei denen es sich um die Fernen Sterne handeln musste. Sie versuchte sie festzuhalten, es gelang. Die dritte Strophe fing an, und Zephyda wurde müde. Ihre Kraft war verbraucht wie ein Brunnen, der nach emsigem Wasserschöpfen auszutrocknen drohte. Und wenn der Grund an seinem Boden erst einmal hart geworden war, drang kein Wasser mehr nach oben. Weiter, Schwestern! Zephyda kümmerte sich in dieser Phase ausschließlich um den eigenen Gesang. Solange die Synchronisation stimmte, glich die Gemeinschaft erste Ermüdungserscheinungen aus. In ihren Gedanken sah Zephyda Pfeile fliegen und sich in plumpe stachelige Körper bohren. Zephyda krallte sich an den Fenstergriffen fest. Ein winziger Funke ihres Bewusstseins berichtete ihr von dem, was tatsächlich geschah. Sie saß nicht mehr zwischen den Sängerinnen. Sie stand längst am Fenster, starrte hinaus auf den Bahnsteig, wo sich zuckende Körper wanden. Keine Motana, Kybb-Cranar waren es, gespickt von Pfeilen. Zephyda glaubte ihr

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