2219 - Rorkhete
dem weiten Feld, an dessen Rand die .SHALAVDRA niedergegangen war und das einst ein belebter Raumhafen gewesen sein musste. Von den Zylindertürmen, die vielen hunderttausend Artgenossen Rorkhetes Wohnraum boten. Von Fabriken, die Roboter ausspien, und wie die Maschinen an den Rand der Stadt zogen und dort neue Zylindertürme errichteten, während andere Roboter damit beschäftigt waren, ältere Türme niederzureißen.
Der anrührendste Bericht von allen kam aber vom alten Resar. Mit leuchtenden Augen und fester Stimme besang er den Wald, den er und Selboo in einer der Pyramiden vorgefunden hatten. Was für ein Wunder! Selboo schwieg während des Vortrags des Alten. Zephyda zerbrach sich deswegen nicht den Kopf. Selboo war ein Einzelgänger, ein Schweiger, den das Sterben der letzten Wochen nicht mehr losließ. Das Leuchten in seinen Augen zeigte ihr an, dass ihn der Fund ebenfalls aufgewühlt hatte. Vielleicht würde er ihm helfen, sein seelisches Gleichgewicht zu finden.
Schließlich war Zepyhda an der Reihe. Rhodan und Atlan, mit denen zusammen sie die Stadt erkundet hatte, ließen ihr den Vortritt, und sie besang die gewaltigen Hallen, die sie unter dem Landefeld gefunden hatten. Die mächtigen Metallrücken der Maschinen, die Atlan Generatoren nannte und die die Stadt mit der Energie versorgten, die sie vor dem Tod bewahrte.
Als sie geendet hatte, herrschte Schweigen in der Zentrale. Alles war gesagt, und doch war die wichtigste Erkenntnis unausgesprochen geblieben: Die Stadt war verlassen.
Die eine oder andere Gruppe hatte Roboter - oder in einem Fall sogar eine Flugscheibe - vorgefunden, aber niemand hatte einen Artgenossen Rorkhetes entdeckt. Sie mussten die Stadt vor langer Zeit verlassen haben - oder waren tot.
Zephyda wandte sich zur Seite, dorthin, wo Rorkhete während der gesungenen Berichte reglos in einer Nische verharrt hatte.
Und du, Rorkhete, sang sie, in welchem Teil der Stadt bist du gewesen? Nirgends. Ich bin in der SHALAVDRA geblieben.
Was? Aber du bist doch als Erstes ... Zephyda brachte ihren Satz nicht zu Ende. Rorkhete hatte die Zentrale verlassen, das hieß aber nicht, auch das Schiff.
Was musste in dem Nomaden vor sich gehen? Er hatte die Welt seiner Ahnen wiedergefunden, nach einer Wanderung, deren Länge sie nur erahnen konnte. Und nun, am Ziel seiner Träume, musste er erkennen, dass er einem Gespenst hinterhergejagt war. Er war womöglich der Letzte seines Volkes, der letzte Shozide.
Ich war nirgends und überall zugleich, sagte Rorkhete. Er tippte an den Flügelhelm, der intensiver glühte als je zuvor. Ich bin ein Bürger Harathorms, mein Helm weist mich aus und erschließt mir die Stadt.
Dann hast du herausgefunden, was hier geschehen ist? Der Shozide gab einen unbestimmten Laut von sich.
Nein, die Aufzeichnungen der Stadt sind lückenhaft. Und ich erhalte nur sehr eingeschränkten Zugriff auf sie. Über den Helm klinke ich mich in das Netz der Stadt ein. Das Netz erkennt mich als Vollbürger mit allen Rechten an, doch wenn ich versuche, meine Rechte auszuüben, entwindet sich mir das Netz. Dennoch habe ich genug erfahren. Auch was wir hier sollen?, schaltete sich Atlan ein. Zumindest den nächsten Schritt. Und der wäre? Wir lassen die SHALAVDRA zurück. Rorkhete führte sie durch die verlassenen Straßen Harathorms, Zephyda dicht hinter ihm. Sie schien den besten Zugang zu dem schweigsamen Shoziden zu haben. Vielleicht würde er sich ihr anvertrauen, ihnen mehr über diese geheimnisvolle Stadt erzählen. Denn zumindest eines stand außer Frage: Rorkhete wusste weit mehr, als er seinen Begleitern mitteilte. Unmittelbar hinter Zephyda marschierte Atlan. An Atlan schlössen sich die übrigen Motana an. Perry Rhodan bildete den Abschluss. Der Wind hatte sich zu einem Sturm gesteigert. Motana und Menschen achteten darauf, dass die Kette der Leiber, die wenigstens einen gewissen Schutz vor dem auszehrenden Wind bot, nicht abriss. Rorkhete, der mit seinem wuchtigen Rumpf den Löwenanteil des Windes abfing, schien von der Kälte unberührt. Er stapfte mit gleichmäßigen Schritten voran. Es fiel Zephyda schwer, sich vorzustellen, dass er ein Wesen war, das Müdigkeit und Erschöpfung kannte. Oder das Gegenteil war der Fall: In Rorkhetes Innerm tobten die Gefühle so stark, dass sein Körper wie auf Autopilot seine Aufgaben verrichtete, ungeachtet der äußeren Umstände.
Rorkhete umrundete einen der Zylindertürme. Zephyda wandte den Kopf und erhaschte einen letzten Blick auf
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