2219 - Rorkhete
eigenes Erscheinen, so doch auf das Rorkhetes reagieren würde, aber er wurde enttäuscht. Zumindest war keine Veränderung feststellbar. Das Podest ruhte in der Ebene ... und wartete?
Aufgeregte Rufe lenkten ihn ab.... es ist riesig! - Was tut sie hier? - ... bestimmt fünfzig Meter...
Selboo wandte sich in die Richtung der Rufe und sah, wie die übrigen Motana - Zephyda eingeschlossen, wie er feststellte - an den Säulen vorbeirannten, ohne ihn oder die Anlage zu beachten.
Einige Augenblicke später machten sie Halt, im Rücken Rorkhetes, der inzwischen auf der anderen Seite von dem Podest heruntergesprungen war und reglos verharrte, den behelmten Kopf tief in den Nacken gelegt, Selboo hätte es nicht verwundert, wenn der Shozide auf die Knie gesunken wäre.
Die Figur, die sich überlebensgroß vor ihm auftat, besaß eine unheimliche Präsenz, als rage dort nicht eine Statue, sondern ein lebendes Wesen auf. Oder war es nur der Hauch eines einstmals lebenden Wesens? Im Gegensatz zu den Säulen und 'dem Podest zeigte die Statue deutliche Alterungserscheinungen. Das Material, das einstmals von einem ähnlich strahlenden Weiß wie die Säulen gewesen sein musste, hatte sich verfärbt. Sein grauer Grundton ließ es beinahe mit dem bedeckten Himmel verschmelzen. Risse durchzogen die Statue, an mehreren Stellen waren Gesteinspartien herausgebrochen. Sie schien so alt wie die Berge, die sich hinter ihr am Horizont abzeichneten.
Auf Selboo wirkte sie dennoch fehl am Platze. Nur wieso? Er ließ den Blick über die Kutte wandern, die ihn an die Kleidung des Dorfschamanen erinnerte, den lang gestreckten Körper hinauf. Folgte einem Arm bis zum Ärmel der Kutte. Die Statue war ... war nicht die eines Shoziden!
Die Erkenntnis traf Selboo mit Macht.
Wäre er auf Baikhal Cain oder Ash Irthumo auf die Statue gestoßen, er hätte sie ohne weiteres Nachdenken als die Darstellung eines Motana hingenommen oder die eines Menschen. Doch hier, auf Shoz? Wozu hätten die Shoziden Fremden ein Denkmal setzen sollen? Waren sie sich ihrer selbst so unsicher?
Und wieso besaß die Statue weder Gesicht noch Hände? Selboo ging einige Schritte zur Seite und nach hinten.
Die Statue war so groß, dass er mehr sah, wenn er sie aus der Entfernung betrachtete. Die Kapuze der Statue war leer, die Arme endeten mit den Säumen der Ärmel.
Selboq ging bis zum äußersten Ende des Podests, bis er in beinahe gerader Linie zu dem ausgestreckten linken Arm der Statue war. Er blickte in eine hohle Röhre.
Es gab keinen Zweifel: Die Statue war eine leere Hülse.
Aus der Gruppe der Motana und Menschen hinter Rorkhete drangen Fragen zu Selboo herüber. Abbilder derjenigen, die in seinen Gedanken hallten und vergeblich auf Antworten warteten.
Diese Statue, vielleicht ist sie ein Kokon! Aber wo ist dann ihr Bewohner hin? Und welche Gestalt nahm er nach dem Schlüpfen an?
Sie ist uralt! Wer weiß? Die Shoziden haben sie wahrscheinlich in diesem Zustand vorgefunden und sie unverändert stehenlassen! ■ Und wenn sie das Abbild ihrer Feinde ist? Ein Motana könnte gemeint sein!
Die Spekulationen überschlugen sich, jede schien als Sprungbrett für noch wildere Vermutungen zu dienen, doch das eine Wesen, das womöglich mit Antworten hätte aufwarten können, schwieg.
Rorkhete verharrte für einige Minuten vor der Statue, offenbar unbeeindruckt von dem Stimmengewirr, dann wandte .er sich übergangslos ab und ging zurück zur Flugscheibe. Überraschtes Schweigen legte sich über die Ebene, gefolgt von den hektischen Schritten der Motana und Menschen. Niemand wollte das Risiko eingehen, an diesem Ort zurückzubleiben.
Auch Selboo nicht. Er wartete, bis die ersten Motana im Rumpf der Flugscheibe verschwanden, dann sprang er von dem Podest und rannte los. Im letzten Moment erreichte er die Scheibe, hinter ihm schloss sich die Tür.
Das war knapp, sagte eine Frauenstimme. Zephydä kam aus der Nische in dem kleinen Vorraum, in dem früher einmal ein Schutzanzüg gehangen haben musste.
Es hat gereicht, mehr war nicht nötig, zwang Selboo so ruhig wie möglich aus sich heraus. Er durfte sich seine Nervosität nicht anmerken lassen.
Der Motana wollte an Zephyda vorbei in die Kanzel gehen. Sie versperrte ihm den Weg. 'Ich mache mir Sorgen um dich. Du sonderst dich ab, redest mit niemandem außer hin und wieder dem alten Resar. Wenn dich die anderen einladen, mit ihnen zu singen, weist du sie zurück.
Ich war schon immer so. Frag Resar. Ich bin einfach jemand,
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