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2219 - Rorkhete

Titel: 2219 - Rorkhete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versprühen, sondern das Leben. Es enthielt den Öffnungskode für die Krin Varidh, die Giftkragen, mit deren Hilfe die Kybb-Cranar die Motana versklavten. Nur, niemand wusste, welchen Kode das Werkzeug, das sie im Quartier ihres toten Peinigers gefunden hatten, ausstrahlen würde. Es konnte ebenso der Befehl zu einer tödlichen Injektion sein.
    Wer will den Anfang machen?, fragte Atlan. Seine Stimme war ruhig wie stets. Zephyda hatte in den letzten Wochen, in denen sie fast jede Minute mit Atlan verbracht hatte, niemals gehört, wie er die Stimme unnötig angehoben hätte. Ich!, antwortete eine Frauenstimme. Sie gehörte Aicha, einer schmächtigen Motana, die kaum die Halbwüchsigkeit hinter sich gelassen hatte. Aicha, hatte Zephyda erfahren, war eine Epha-Motana. Sie hatte das Schiff kraft ihres Geistes von Baikhal Cain nach Ash Irthumo gesteuert.
    Ohne Aicha besäßen sie kein Schiff, wären sie auf dieser Welt gestrandet. Sie alle waren ihr zu Dank verpflichtet. Eigentlich. Gut, sagte Atlan. Er hielt den Lauf des Kodegebers gegen den Krin Varidh und drückte das Sensorfeld. Einen Moment lang flammte Licht auf, legte sich wie eine elektrische Entladung um den Sklavenring. Aichas Augen verdrehten sich. Dann öffnete sich der Verschluss. Der Krin Varidh polterte auf den Metallboden. Die wartenden Motana stimmten einen Jubelgesang an. Aicha sah Atlan an, als wollte sie ihm um den Hals fallen. Genug!
    Mit drei kurzen Schritten war Zephyda bei Atlan und küsste ihn. Lange.
    Als die ehemalige Wegweiserin wieder von ihm abließ, holte Atlan tief Luft und fragte: Und wie habe ich das verdient?
    Ach, nur so. Sie nahm Aichas Arm. Komm, du wolltest mir doch die Epha-Matrix erklären?
    Zephyda zog die junge Motana aus dem Laderaum. Verblüffte Blicke folgten ihr -insbesondere von Aichas Bruder Gorlin -, aber das kümmerte Zephyda nicht. Wahrscheinlich sah sie Gespenster. Wahrscheinlich himmelte Aicha Atlan lediglich mit der Unschuld an, die eine Halbwüchsige ihrem Retter entgegenbringen musste. Wahrscheinlich würde es bei schmachtenden Blicken bleiben. Aber Zephyda hatte früh gelernt, dass niemandem etwas per se zustand. Dass man das, wonach man sich verzehrte, wachsam behüten - um es kämpfen musste. Und sie wollte Atlan. Mehr als alles andere in der Welt
     
    2.
     
    Selboo sah zu, dass er von den Übrigen wegkam.
    Er hatte sich gleich hinter Aicha angestellt, um sich des Giftkragens zu entledigen. Es war ihm nicht leicht gefallen, sich zu beherrschen. Um ein Haar hätte er Aicha beiseite gestoßen - sie war ein Schwächling im Vergleich zu ihm - und sich vor Atlan aufgebaut, um endlich die Freiheit wiederzuerlangen.
    Die Vernunft hatte ihn zurückgehalten. Aicha war eine Frau, dazu noch eine Epha-Motana. Und auch wenn Zephyda sich nun anschickte, ihr den Rang als Anführerin abzulaufen, stand sie immer noch weit über ihm, dem Waffenmeister aus einem obskuren, beinahe vergessenen Hain einer abgelegenen Insel Baikhal Cains.
    Außerdem war Selboo ein Mann. Männer hatten ihren Platz. Hinter den Frauen, die den Überblick besaßen, die großen Entscheidungen trafen, den Weg für die Gemeinschaft wiesen.
    Eigentlich hätte Selboo warten müssen, bis alle Frauen ihre Krin Varidh abgestreift hatten, dann wäre er an der Reihe gewesen. Nach den alten Männern, die Ehrerbietung geboten, hatten sie es doch geschafft, ein Leben lang den Nachstellungen der Kybb-Cranar zu entgehen.
    Selboo hatte die missbilligenden Blicke von Frauen und Männern an sich abprallen lassen. Er war es gewohnt, anzuecken. Nur einer der Blicke hatte ihn verletzt: der des alten Resar.
    Resar hatte ihn nicht wütend angefunkelt, sondern nur resigniert den Kopf geschüttelt. Mit Wut und Ablehnung konnte Selboo umgehen, mit Mitleid nicht. Selboos Gang verwandelte sich in ein wütendes Stampfen. Innerhalb kurzer Zeit hatte er sein Ziel erreicht, eine der transparenten Kuppeln, die sich an den Ecken der würfelförmigen SHALAVDRA befanden. Selboo hatte die Zeit genutzt, die seit ihrer Landung auf Ash Irthumo vergangen war.
    Die übrigen Motana hatten sich ihrer Erschöpfung hingegeben oder sich mit dem Singen fröhlicher Lieder verausgabt. Er hatte sich abgesetzt, so, wie er es jetzt, ja, wie er es schon immer tat. Die halbherzigen Versuche, ihn zurückzuhalten, die Einladungen in den Kreis der Sänger prallten an der Mauer des Schweigens ab, die er um sich herum errichtet hatte. Das Schott glitt hinter Selboo zu. Er war ein mittelgroßer Motana. Ein junger

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