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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kolonialstil mit teils martialisch geprägten Fassaden und dunklen Farbkombinationen. Angehörige vieler Fremdvölker hatten hier gewohnt, mittlerweile standen ihre Wohnungen leer, seit die meisten nach den ersten Anzeichen der hyperphysikalischen Veränderungen Terra verlassen hatten.
    Der landende Lastenschweber passte in den Straßenzug, er wirkte kaum weniger alt als dieses ganze Umfeld.
    Wahrscheinlich deshalb achtete keiner der wenigen Passanten auf das Fahrzeug.
    Im Gegensatz zu früher warfen kaum Holoreklamen ihren Leuchtschein über die Dächer. Auch die ferneren Wohn- und Geschäftstürme, die wie Lichtsäulen in den Nachthimmel wuchsen, schimmerten nicht so hell und störend wie noch vor wenigen Monaten.
    Technisches Museum, verkündete eine fahle Leuchtschrift. Die zweite Schriftreihe war abgeschaltet. Gute alte Zeit, ließ sich dennoch entziffern.
    Gelangweilt blickte der Pilot des Lastenschwebers die Straße entlang. Er schien zu warten. Hin und wieder murmelte er im Selbstgespräch vor sich hin. „Hier ist alles ruhig. In der gottverlassenen Gegend möchte ich nicht wohnen. Kommen Sie voran?"
    „Noch haben wir kein Problem. Aber Sie sollten die Augen offen halten!"
    „Ich bin so gut wie jeder Robotspion. Ende."
    In der trügerischen Stille der Nacht nieste jemand. Sekunden später erklang ein tadelndes Zungenschnalzen.
    Doch niemand war zu sehen.
    Verlassen lag der Museumseingang zwischen den Häusern. Leuchtplatten schimmerten fahl, in ihren Fugen wucherten Gräser. Allem Anschein nach hatte sich seit Monaten niemand mehr um die Anlage gekümmert.
    Säulen begrenzten den Durchgang. Die winzigen, wie Kristalleinschlüsse schimmernden Sensorpunkte waren für ein ungeübtes Auge kaum wahrzunehmen.
    Ein kurzes, helles Singen erklang. Gleichzeitig wurden die Sensorpunkte matt.
    Mit einem Flackern erlosch auch die Leuchtschrift. Nur noch ein Glimmen zeichnete einzelne Buchstaben nach: Tech... Mus... Augenblicke später lösten sich die Türhälften des Haupteingangs. Wie von Geisterhand bewegt, schob sich ein Flügel zurück.
    Etwas polterte. Zugleich war ein unterdrückter Schmerzensschrei zu vernehmen. „Wenn ich die Lampe ..."
    „Nein!"
    „Ich komme mit der Dunkelheit nicht klar, Sir."
    „Dilettant!"
    Die Tür schlug knarrend wieder zu. Augenblicke später entstand ein Lichtkegel im Nichts. Zitternd huschte der eng gebündelte Strahl durch eine nicht allzu große, nach oben über zwei weitere Etagen offene Halle. Ein breiter Treppenaufgang führte in die Höhe, von einem Antigravschacht war zumindest in dem Bereich nichts zu sehen. „Sehr altertümlich", raunte eine Stimme. „Das gehört zu einem solchen Museum."
    Der Lichtkegel verharrte auf mehreren lebensgroßen Skulpturen. „Ich habe nicht einmal gewusst, dass es ein solches Haus gibt. Eine Privatsammlung. Das war vermutlich nicht billig."
    „Hier stehen Namen an den Statuen: Wernher von Braun. Hermann Oberth. Professor F. Lehmann. Nie gehört.
    Terraner?"
    „In der Tat. Pioniere der irdischen Raumfahrtentwicklung sogar", sagte die Kunststimme. „Von den Arkoniden und ihren Transitionstriebwerken konnten sie nichts wissen. Wir müssen nach oben!"
    Ein zweiter und ein dritter Lichtkegel flammten auf. Ruckartig bewegten sie sich die Treppe hinauf und streiften vergilbte Bilder in altmodischen Rahmen. An dicken Stahltrossen hing ein kapselartiges Gebilde von der Decke herab. „Schaut euch das an! Was soll das sein?"
    „Von der Größe her könnte es einem Menschen Platz bieten."
    Die Lichtkegel vereinten sich auf dem dunklen Gebilde mit dem gewölbten Rückenschild. Die aufgemalten Schriftzeichen waren weitgehend verwittert, ließen jedoch erkennen, dass es sich keinesfalls um Interkosmo handelte. „Ich vermute, eine Art Rettungspod..."
    „Wir sind nicht hier, um Vermutungen anzustellen!", erklang es schneidend. „Das ist eine uralte Mercury-Raumkapsel, Jahre vor der ersten Mondlandung für kurze ballistische Flüge gebaut."
    „Also technische Steinzeit. Gibt es hier nichts Fortschrittlicheres?"
    Fünfzehn Minuten später entrissen die Lichtkegel große, völlig anders geartete Aggregate der Finsternis. Was auf der dritten Etage zusammengetragen worden war, entstammte den Beschriftungen zufolge der beginnenden zweiten Hälfte des vierten Jahrtausends alter Zeitrechnung. Damals waren Erde und Mond in den kosmischen Mahlstrom unweit des Ersten Thoregons versetzt worden, von dem damals allerdings noch niemand etwas ahnte, die Laren

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