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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihn!"
    Zwanzig Minuten später hatten sie mit dem Bauleiter gesprochen. Sperrige Aggregate mit Antigravplatten zu versehen und in die Hallen zu bugsieren war zwar nicht unbedingt nach ihrer Vorstellung, aber sie konnten sich nützlich machen.
    Bis zum frühen Nachmittag waren sie schweißüberströmt und dreckig. Sie spürten ihre Muskeln nicht mehr und hatten den Hunger übergangen. Während die einen immer noch Antigravplatten verteilten, leisteten die anderen inzwischen Handlangerdienste bei den Installationen. Andre Dudzig und einige der Mädchen hatte es zu einer Neubaukuppel verschlagen, sie bereiteten monströse Lüftungskanäle für den Einbau vor.
    Irgendwann bemerkte Andre einen Schatten neben sich. Er schaute nur flüchtig auf. „Was gibt es?", wollte er wissen. „Wir sind beschäftigt."
    Der Mann schwieg. Er war groß, schätzungsweise knapp zwei Meter, und athletisch gebaut. Zweifellos auch gut aussehend, denn Andre fiel auf, dass Slivia den Fremden aufmerksam musterte. Er hatte schwarzes Haar, über der Nasenwurzel zusammengewachsene dichte Augenbrauen und stahlblaue Augen. Als er Slivias Blick erwiderte, zeigte sich ein markantes Grübchen am Kinn. „Warum arbeitet ihr hier?"
    Die Stimme hatte einen eigenartigen Klang. Andre registrierte es, achtete aber nicht weiter darauf. „Weil... Ich halte es für richtig, dass alle zupacken." Er zögerte. „Die Kosmokraten wollen mit der Erhöhung der hyperphysikalischen Grenzwerte das Leben einschränken. Dabei haben sie vor langer Zeit mit Sporenschiffen und Schwärmen für seine Ausbreitung und die Intelligenz gesorgt. Ich finde, sie haben nicht das Recht dazu."
    „Warum?"
    Andre stutzte. Für einen Moment spürte er seine eigene Verwirrung. „Sie sind nicht Gott!", brachte er endlich hervor und wandte sich dem nächsten Lüftungselement zu.
    Der Mann folgte ihm schleppenden Schrittes. „Wie alt bist du?"
    „Sechzehn."
    „Das waren große Worte für einen Sechzehnjährigen." Mehr oder weniger unaufmerksam trat er auf ein Stück Folie, das der Junge eben abgerissen und zur Seite geworfen hatte. Die Folie schien sich einfach aufzulösen. „Du hast schon eine Ausbildung begonnen?"
    Andre starrte auf die Folie, die aufgebauscht wieder da war, als der Mann langsam weiterging. Seine Gedanken überschlugen sich. „Mein Freund hat sich für die Akademie beworben, aber vor einigen Tagen die Absage erhalten", sagte Slivia. „Jetzt wollen wir wenigstens für einige Tage mitarbeiten."
    „Welcher Studiengang?"
    „Alttechnologie", platzte Andre verwirrt heraus. „Eigentlich mein Traum. Aber ich kann die Ablehnung wohl kaum ändern."
    „Doch. Das kannst du, wenn du wirklich willst. Solange du Verstand und Körper hast, kannst du alles. - Sei morgen um zehn Uhr im Audimax 2 im Haupttropfen!"
    Andres Blick wurde verkniffen. Er stand jetzt so dicht vor dem Mann, dass er nur die Arme auszustrecken brauchte, um ihn zu berühren. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab. „Du bist nicht wirklich", sagte er stattdessen. „Ich rede mit einem Hologramm, ist es nicht so?"
    Das Bild faserte auf, als hätte jemand eine Hand voll Steine in ein ruhiges Wasser geworfen. Aber nicht deshalb wich der Junge abrupt zurück. Ungläubig starrte er den bläulich kristallinen Kasten an, dessen Oberkante mit ihm auf einer Höhe war. „Du bist ... Verzeihung, Sie sind Direktor Sarg?"
    Er spürte kein Verlangen, das Körperfragment zu sehen, das angeblich in Nährflüssigkeit schwamm. Die Trivid-Nachrichten hatten ausführlich berichtet - zu ausführlich, fand Andre. Die Berichterstatter hatten Malcolm Daellian entzaubert. Oder vielleicht doch nicht? Er wusste plötzlich nicht mehr, was er wirklich glauben sollte. „Zehn Uhr!", wiederholte die Lautsprecherstimme; sie klang leicht belustigt, aber auf unbestimmte Art bedrohlich. „Und bring deine Freunde mit, wenn sie auch so denken wie du. Die Waringer-Akademie hat immer Platz für begabte und fantasievolle Studenten."
    Am Abend hatten sie ihre Aufbauhelfer-Hemden erhalten und Schlafplätze zugewiesen bekommen. Zwar waren das nur Sammelunterkünfte in beheizten Großraumkuppeln, aber Andre glaubte ohnehin, in dieser Nacht kaum schlafen zu können. Nicht nur, weil ihm alle Knochen wehtaten und er fürchtete, sich am kommenden Morgen nicht mehr bewegen zu können, die Begegnung mit dem Direktor bereitete ihm weit mehr Kopfzerbrechen, als er sich eingestehen wollte.
    Er hatte Malcolm Scott Daellian am 1. Dezember im Trivid gesehen, nach

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