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2223 - Die Gotteskriegerin

Titel: 2223 - Die Gotteskriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bebender Stimme.
    Neben der Tür flammte ein Monitor auf, der ein vertrautes Gesicht zeigte. Von ihrem Platz am Fenster aus konnte Bre deutlich die Umrisse erkennen, die ebenmäßigen Konturen einer Person, mit der sie hier und jetzt beim besten Willen nicht gerechnet hatte. „Eine alte Freundin begehrt Einlass!", hörte Bre.
    Der Schreck jagte Eiswasser durch ihre Adern und vertrieb jede Unsicherheit. Eigentlich war es gut so. Es war gut, dass ihr die Entscheidung aus der Hand genommen wurde. Es war gut, dass sie Farbe bekennen musste - vor sich selber, insgeheim. „Bitte, und dir wird aufgetan", sagte sie und versuchte dabei ein unbefangenes Lächeln. „Komm doch herein, Mondra!"
    Die Kabinenautomatik öffnete die Tür ihrer Suite, und eine Frau trat ein, rund zehn Jahre jünger als sie. Ihr Teint war dunkel, ihr ebenfalls dunkles Haar wich farblich nur eine Nuance ab, was den aparten Anflug eines Kontrasts bildete. Es fiel in leichten Wellen auf die Schultern eines türkisfarbenen Overalls mit raffiniertem Dekollete. Die grünen Augen in dem fein geschnittenen Gesicht blitzten heiter.
    Freut sie sich wirklich, mich zu sehen?, dachte Bre. Sie muss doch wissen, dass ich nicht mehr auf ihrer Seite stehe. Was bezweckt sie mit diesem Besuch? „Schön, dass du jetzt wieder ansprechbar bist."
    Bre legte den Kopf schräg, als sei sie verwundert, und bedeutete der Freundin aus ihrem alten Leben, in einer Sitzgruppe mit Blick aus dem Fenster Platz zu nehmen. Die Staatssekretärin ließ sich in der Mitte des längeren Teils nieder, die Kosmopsychologin über Eck auf dem kürzeren Stück, sodass sie das Sonnenlicht im Rücken hatte. Das Gegenlicht würde ihre Gestalt umrahmen und gleichzeitig ihre Gesichtszüge in kritischen Momenten verbergen helfen. „Sternenlotos?", fragte Bre. Sie wusste, dass das Mondras Lieblingsgetränk war. Es stammte von Florina, dem siebten Planeten der Riesensonne Zepter-8, etwa 10.000 Lichtjahre von Terra entfernt. Bre schmunzelte, als ihr einfiel, dass es seinen Namen einer abhängig machenden Blumenart verdankte, die dort einmal gezüchtet worden war. Schon damals war Florina allerdings auch als beliebter Kurplanet bekannt, ein Ruf, den es noch heute hatte - vornehmlich unter terranischen Pensionären. „Gern", antwortete Mondra, „aber geschüttelt, nicht gerührt."
    „Ich bereite ihn dir eigenhändig", lächelte Bre, hinter deren Stirn der Zorn pochte wie eine schwärende Wunde.
    Als sie mit dem blutroten Getränk, in dem gelbe Pflanzenfasern schwebten, zurückkehrte, war die Wut nur noch kalt und gedämpft spürbar. Ihr Lächeln wirkte natürlich, als sie Mondra das Glas reichte und sich danach wieder setzte. „Du hast dich doch nicht für mich so herausgeputzt?"
    Die Staatssekretärin lachte. Das Sonnenlicht entblößte ihr Gesicht, und Bre erkannte, wie gezwungen Mondras Benehmen war. Aber eigentlich nicht falsch. Sie wollte, dass Bre Teil des alten Lebens bliebe. „Nein, ich weiß ja, dass die beste Bar der Stadt keinen Kleiderzwang kennt. Ich muss allerdings noch zu einem Empfang. Hohe Diplomatie. Die Vorsitzenden von drei terranischen Regionalkonferenzen treffen sich in Happytown mit Wirtschaftsbossen. Der Hyperimpedanz-Schock hat überall Spuren hinterlassen. Die Vorsitzenden suchen Rat für den wirtschaftlichen Neuaufbau."
    „Klingt ganz danach, als würden die Geschäfte wieder in Gang kommen. Gut für die Wirtschaft."
    Mondra verzog das Gesicht. „Warum klingst du so zynisch?"
    „Tu ich das? Verzeih mir." Verdammt. Ich muss mich beherrschen.
    Mondra nippte an ihrem Sternenlotos. „Köstlich. Ich habe im Trivid diese feierliche Zeremonie gesehen ... als Carlosch Imberlock die heilige Schrift seiner Sekte an dich überreichte."
    „Tatsächlich?", sagte Bre erstaunt. Sie musste sich beherrschen, nicht handgreiflich zu werden. Ihre Hände zitterten, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. „Dann musst du etwas anderes erlebt haben als ich. Ich weiß nichts von einer Sekte."
    „Autsch!", machte Mondra, ihr sonnenbeschienenes Gesicht zeigte tatsächlich so etwas wie Zerknirschung. „Jetzt ist es wohl an mir, um Verzeihung zu bitten."
    „Wenn du unsere Kirche meinst ... Ja, seit einigen Tagen leben wir nach dem Buch Gon, das unser Verkünder von Gon-Orbhon persönlich empfing." Du wirst nicht hören, dass ich dir Verzeihung gewähre. So wenig wie Gon-Orbhon. Du wirst verlöschen, wenn du nicht erkennst. „Du bist völlig in diese Sache eingetaucht, nicht wahr?"
    Bre

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