2223 - Die Gotteskriegerin
stürzen.
Ja, ein solches Ziel wäre für sie denkbar. Aber wer könnte das sein? Eigentlich nur jemand, der auf die Weltlage Einfluss nehmen konnte. Davon gab es nicht sehr viele - und noch viel weniger befanden sich gerade auf Terra ...
Mondra drückte die Finger durch, so dass die Gelenke knackten. Das klang wahrscheinlich. Das klang nach Bre.
Einer blutrünstigen Bre. Einer fremden, bösen Bre. „Entschuldigung", hörte sie hinter sich eine Stimme. „Es gibt Neuigkeiten." Mondra nickte unwillkürlich und drehte sich um.
Ihr Sekretär stand in der Tür, Herwin Paroff. Er hielt eine Folie in der Hand und lächelte gut gelaunt. „Ich habe hier einen Pressebericht über den Wirtschaftsgipfel in Irland. Er scheint ein voller Erfolg zu ..."
„Homer G.
Adams!" Paroff blickte sie verdutzt an, als seine Chefin ihm so jäh ins Wort fiel. Er konnte mit ihrem Ausbruch nichts anfangen. „Ganz recht, er leitet die Konferenz, aber was ..."
„Stell mich sofort zu Noviel Residor durch!"
Paroff verlor keine Zeit und sprintete an seinen Schreibtisch zurück, wo er augenblicklich eine Visif onverbindung mit dem Kongresszentrum in Irland herstellte.
Mondra hatte den Eindruck, dass jede Sekunde zählte.
Als Residors Bild vor ihr erschien und sie seine Begrüßung hörte, hatte sie den Eindruck, das Herz müsse ihr stehen bleiben. „Ich hoffe, es ist dringend. Wir erhielten gerade den stillen Alarm. Auf der Wirtschaftstagung in Irland hat es einen Mord gegeben."
„Adams?"
„Was weißt du darüber?" Residor beugte sich vor und musterte sie eindringlich.
Kurz kam ihr der Gedanke, alles auf eine Karte zu setzen und den Residenz-Koordinator im Kongresszentrum aufzusuchen. Wenn ihr Duell mit dem zweiten Wächter unbemerkt geblieben war, hätte sie eine echte Chance, zu Adams vorzudringen.
Aber nein - der Aktivatorträger wusste ja, dass sie eine Jüngerin Gon-Orbhons war. Er war sehr skeptisch ihr gegenüber und hätte sich nie ungeschützt mit ihr getroffen. Und in Gegenwart von Sicherheitskräften hatte ein Anschlag keine Aussicht auf Erfolg.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als den ursprünglichen Plan wieder aufzunehmen, sich in das Ausweichquartier zu schleichen und dort auf ihn zu warten.
Kurzer Prozess!, dachte sie mit einem Hass, der sie selbst überraschte. Und dann ... Ruhe.
Für einen Moment erfüllte sie die Sorge, ob er überhaupt noch käme. Einen halben Tag lang hatte sie schon gewartet, und der Wirtschaftsgipfel sollte in den späten Abendstunden enden.
Vielleicht würde Adams gar nicht mehr in Eirnstins Quartier zurückkehren, sondern direkt wieder an seinen Schreibtisch in Terrania zurückeilen? Zuzutrauen wäre es dem Unsterblichen!
Eine Stimme, die nur die Stimme ihres Gottes sein konnte, beruhigte sie. Alles würde nach Plan verlaufen. Sie möge sich entspannen; es gelang ihr nicht. Sie drohte innerlich zu verbrennen. Sie hatte bereits gewartet, und Adams hatte sich nicht sehen lassen.
Dafür aber dieser Wächter ... und sein Kamerad ...
Beide waren jetzt tot. Sie konnte dort wieder anknüpfen, wo sie aufgehört hatte. Wenn die Einsatzzentrale nicht misstrauisch wurde. Doch das lag nicht in ihren Händen.
Vertraue!
Als sie den Blick nach vorn richtete, sah sie den schemenhaften Umriss der Villa vor dem nächtlichen Sternenhimmel. Das Gelände um Eirnstins Quartier lag verlassen da; nichts wies darauf hin, dass die Abwesenheit der Wächter bemerkt worden war.
Sie blickte auf ihr Chronometer. Keine zwanzig Minuten waren verstrichen, seit ihr Schuss durch das Panoramafenster des Schlafraums die Kämpfe eingeleitet hatte.
Sie landete an der hinteren Ecke des Gebäudes, an der sie den ersten Wächter tot zurückgelassen hatte, und warf ihn über die Klippen ins Meer. In dieser Nacht würde ihn niemand finden. Wenn morgen jemand die Leiche auffiel, die in der Brandung dümpelte, stellte das keine Gefahr mehr für sie dar. Es gab zu diesem Zeitpunkt ohnehin Bedeutsameres für die Medien und Sicherheitskräfte: denn Homer G. Adams war dann schon lange tot.
Sie beschloss, den Flugtornister nicht abzulegen, um bei einer Entdeckung sofort in die Offensive gehen zu können. Sie empfand es als Verpflichtung ihrem Gott gegenüber, sich am Leben zu erhalten, bis ihre Aufgabe erfüllt war.
Vorsichtig schwebte sie am Haus entlang und bog um die Ecke zum Haupteingang. Niemand war zu sehen. Sie betrat das Gebäude, durchquerte das Foyer und begab sich in den ersten Stock. Die Tür zum Schlafraum war
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