2226 - Zwischen den Äonen
Sternenozean von Jamondi Raumfahrt durchaus üblich war und praktiziert wurde, wofür auch der Raumhafen bei der archaisch anmutenden Festung sprach.
„Ein interessantes Detail am Rande: Die neun größeren Siedlungen und der Raumhafen am Crythumo sind durch Eisenbahnlinien verbunden."
„Eisenbahnlinien?" Bull runzelte die Stirn.
„Du hast richtig gehört. Die Schienen und die Züge, die wir gefunden haben, stammen aus uralten Zeiten. Die Motana wissen über ihre Herkunft nichts mehr."
„Eine widersprüchliche Zivilisation, zumindest auf den ersten Blick", murmelte Bull nachdenklich.
„Raumhäfen und eine anachronistisch anmutende Festung, Eisenbahnlinien und Bewohner, die den unterschiedlichsten Spezies entstammen. Im Sternenozean scheinen sich hoch stehende Technik und archaische Strukturen ein Stelldichein zu geben."
„Die Entwicklung im Sternenozean scheint in der Tat eigentümliche Wege genommen zu haben. Gib uns noch ein paar Tage, und wir werden mehr darüber herausgefunden haben."
„Natürlich." Bull musste dem Kommandanten nicht auftragen, am Ball zu bleiben.
Wurde der Entwicklung nicht Einhalt geboten – und wie sollte das möglich sein? –, würde früher oder später der gesamte Sternenozean von Jamondi im Normalraum materialisieren. Bull hatte nicht die geringste Ahnung, was die Milchstraße dann erwartete. Also mussten sie Informationen über die neuen Nachbarn sammeln, so viele Informationen wie nur möglich.
„Kommen wir zu diesen Motana", sagte er.
Auf eine Handbewegung Huahines entstand ein weiteres Holo. Es zeigte einen Humanoiden, der einem Terraner sehr ähnlich sah. Er war drahtig, muskulös, schwarzhaarig und hatte dunkle, braune Augen.
„Wir haben nicht viel über sie herausgefunden, der Schock sitzt noch zu tief. Jedenfalls sind sie matriarchalisch organisiert, ein Volk von naturverbundenen Amazonen und Waldläufern. Auch bei ihnen stößt man auf archaische Strukturen, einige tragen sogar Pfeil und Bogen. Ihre Gesellschaftsstruktur wird von Großfamilien bestimmt, die die Kinder aufziehen. Entscheidungsträger scheinen in der Regel die Frauen zu sein. Starre Kleinfamilien existieren nicht, die von den Frauen vorgenommene Partnerwahl hält selten länger als ein, zwei Jahre."
Edle Wilde, dachte Bull, mit durchaus fortschrittlichen Auffassungen. Wieder so ein Gegensatz.
In die erstarrte Darstellung des Motana kam Leben. Der Mann öffnete den Mund und gab einen seltsam melodischen Singsang von sich.
„Die Motana drücken ihre Stimmung durch den Klang ihrer Stimme aus. Sie sprechen stets mit ausgeprägter Melodie, die bei guter Laune fast ansteckend heiter, bei schlechter aber buchstäblich an eine Grabesstimme erinnert. Sie kennen Tausende verschiedene Choräle, die zu allen denkbaren Anlässen gesungen werden. Stehen viele Sänger zur Verfügung, durchaus mit beeindruckender Fertigkeit. Jeder Motana vermag ebenso für sich einen traditionellen Choral zu intonieren. Und sie lieben Geschichten. Die mündliche Weitergabe sowohl von Legenden als auch historischen Aufzeichnungen hat bei ihnen einen wesentlich höheren Stellenwert als etwa bei den meisten bekannten Völkern der Milchstraße."
„Gut und schön. Diese Erkenntnisse werden einmal sehr wichtig sein. Aber mich interessiert vordringlich, wieso sie den Rücksturz überlebt haben. Habt ihr sie untersucht?"
„Natürlich. Wir leisten medizinische Hilfe, wo wir nur können. Die Wissenschaftler glauben nicht, dass die Motana sonderlich widerstandsfähig sind. Die Tatsache, dass sie trotz des Rücksturzes noch leben, hat wohl keine physiologische, sondern vermutlich eine physikalische Ursache."
„Du meinst ...?"
„Ja. Es ist anzunehmen, dass der Sternenozean als Ganzes sich mittlerweile dem Standarduniversum weiter angenähert hat. Gut möglich, dass in Zukunft auch andere Wesen den mentalen Schock überstehen werden, vielleicht sogar alle."
Wilde Hoffnung überkam Bull. In jedem Fall aber Rhodan und Atlan, dachte er. Die beiden gehören, gelinde gesagt, zum mental Stabilsten, was die Milchstraße zu bieten hat... „Weitere wichtige Informationen?"
„Wir konnten aus den Motana noch nicht viel herauslocken. Sie sind kein raumfahrendes Volk und werden über die Verhältnisse im Inneren des Sternenozeans von Jamondi nicht viel aussagen können."
„Wie auch immer, sie sind die Ersten, die wir überhaupt befragen können."
Huahine räusperte sich. „Wir haben ein Problem. Die Tatsache, dass die Motana den
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