223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
„Tatsächlich?“ Devlin ließ seinen Blick schweifen. „Gut gemacht, Jem. Er hätte keinen besseren Mann für diese Aufgabe auswählen können. Wie geht es Ihnen? Sie sehen blendend aus. Was macht Ihre Mutter?“
„Leider muss ich Ihnen sagen, dass sie vor zwei Jahren verstarb.“ Sie hatte auf Heronvale in der Küche gearbeitet und war stets eine fröhliche und großzügige Seele gewesen.
„Das tut mir leid, davon wusste ich nichts.“ Devlin fühlte sich schuldig, dass ihm diese Tatsache nicht bekannt war und dass er so viele Jahre nicht mehr an sie gedacht hatte.
„Ich bin jetzt verheiratet, Sir“, erklärte Jem strahlend. „Ich habe einen Sohn, und das zweite Kind ist unterwegs.“
„Hervorragende Neuigkeiten.“ Es lag Devlin auf der Zunge, ihm alles über Madeleine, Linette, Bart und Sophie zu erzählen. Es wäre jedoch nicht richtig gewesen, denn im Gegensatz zu ihm selbst hatte Jem eine richtige Familie.
Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen, dann fragte Jem: „Was kann ich denn für Sie tun, Sir?“
Devlin hätte fast den Grund für seinen Besuch vergessen, doch es kam ihm auf einmal nicht mehr so notwendig vor, mit halsbrecherischem Tempo seinen Problemen davonzujagen. „Heute Morgen verspürte ich Lust zu reiten. Hat die Marchioness erwähnt, dass ich den Stall benutzen darf?“
„Ja, das hat sie, Mylord.“
„Dann zeigen Sie mir die Tiere, Jem“, sagte Devlin und klopfte dem Mann auf die Schulter. „Und helfen Sie mir, das beste unter ihnen auszuwählen.“
Während sie durch den Stall schlenderten, entschied sich Devlin für Neds schwarzen Wallach, weil der ihn von allen am meisten interessierte. Als sein Blick auf ein weiteres lebhaftes Pferd fiel, sagte er: „Jem, ich habe noch eine Bitte …“
Madeleine stand in der Küche und spülte die Teller ab, als sie hörte, wie die Haustür geöffnet wurde. Einen Augenblick später hörte sie Devlin nach Bart rufen.
Da der Lord nichts von ihr wollte, kümmerte sie sich weiter um die Hausarbeit. Sophie gewöhnte sich allmählich daran, dass Madeleine ihr half. Allerdings machte ihr Erfolg als Näherin es für sie auch immer schwieriger, weiterhin alles allein zu erledigen. Außerdem wollte sich ihr Husten einfach nicht legen.
Plötzlich kam Linette in die Küche gestürmt. „Mama! Mama! Pferde! Pferde!“ Die Kleine bekam ihre Hand zu fassen und zerrte so sehr an ihr, dass Madeleine sich nicht weigern konnte. Sie folgte ihr nach draußen, obwohl sie Devlin gern aus dem Weg gegangen wäre.
Vor dem Haus stand Bart und hielt die Zügel von zwei der schönsten Pferde fest, die Madeleine in ihrem Leben gesehen hatte. Der Wallach war so schwarz, dass das Fell im Sonnenschein blau glänzte. Die Stute war kastanienbraun, ihre Augen leuchteten und zeugten von guter Zucht. Mit ihren auffallend langen Beinen trat sie auf dem Kopfsteinpflaster ungeduldig auf der Stelle.
Ihr fiel auf, dass man der Stute einen Damensattel aufgelegt hatte.
Linette rief etwas Unverständliches, und Madeleine war bemüht, die Kleine zurückzuhalten.
„Was machen Sie hier, Bart?“, fragte sie verwundert.
„Dev bat mich, die beiden Pferde zu halten.“ Er nahm Linette mit dem freien Arm hoch und redete leise auf das Mädchen ein. „Komm, Kleine, du kannst dem Tier vorsichtig über die Nüstern streicheln.“
Linette war so begeistert, dass Bart Mühe hatte, sie weiter im Arm zu halten.
„Und was soll das?“, wunderte sich Madeleine.
„Hast du etwa vergessen, was man mit einem Pferd macht, Maddy?“, entgegnete Devlin, der in diesem Moment neben ihr aufgetaucht war. Er trug Reitkleidung und griff nach Linette, um sie an sich zu nehmen.
„Pferde, Daddy!“, rief sie begeistert, als er sie auf das schwarze Pferd setzte, Linette aber weiter festhielt.
„Devlin, pass bitte auf“, flüsterte Madeleine ihm zu. „Sie ist noch zu klein, um …“
„Ich werde schon dafür sorgen, dass ihr nichts zustößt“, gab er steif zurück, und ohne sich zu ihr umzudrehen, fügte er hinzu: „Madeleine, würdest du mich bei meinem Ausritt begleiten?“
Das eine Pferd war für sie bestimmt? Ihre aufkeimende Begeisterung wurde gleich wieder gedämpft, als sie sich vor Augen hielt, sie solle besser nicht so viel Zeit mit ihm verbringen.
„Ich habe nichts Passendes anzuziehen.“
„Doch, das hast du. Auf deinem Bett liegt Reitkleidung.“
Bei der Damenschneiderin hatte
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