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223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

Titel: 223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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er haben wollte. Er könnte sie zwingen, ihn zu lieben, bis ihre gemeinsame Zeit abgelaufen war.
      Devlin setzte sich auf und strich sich fahrig durchs Haar. Sein Herz schlug heftig, und seine Kehle war so zugeschnürt, dass er nicht durchatmen konnte. Ihm war es, als würden die Wände seines Zimmers zusammenrücken, und auf einmal hörte er den Takt der französischen Trommler, das Donnern der Hufe heranstürmender Pferde. Rückzug! dachte er entsetzt. Lauf! Reite! Galoppiere, bis deine Lungen zu platzen scheinen und bis du in Sicherheit bist!
      Er stand auf und suchte seine Kleidung zusammen.
      „Was machst du?“ Madeleines fremde Stimme bebte leicht.
      „Ich gehe aus.“ Noch während er seine Hose zuknöpfte, verließ er das Schlafzimmer.
      Hastig atmend wartete Madeleine einen Moment lang, dann zog sie ihr Nachthemd über. Die letzte Nacht war mehr gewesen, als sie sich in ihren Tagträumen hätte ausmalen können. Devlin weckte in ihr nicht für möglich gehaltene Gefühle. Ihr Körper hatte auf seinen reagierte, und sie war auf all die Kniffe verfallen, die ihr beigebracht worden waren. Diesmal jedoch wollte sie ihre Lust mit ihm teilen, ihn spüren, um ihn für immer an sich zu binden.
      Sie durfte ihn nicht lieben. Sie musste ihre albernen Träume aufgeben und sich auf den Moment vorbereiten, wenn er sie verlassen würde. Ihre Hoffnung musste es sein, dass die auserwählte Dame seiner würdig war, dass er sich schließlich in sie verliebte und mit ihr glücklich war.
      Doch allein der Gedanke war schon unerträglich.
      Madeleine öffnete die Verbindungstür zwischen Devlins und ihrem Zimmer. Noch schlief Linette, aber schon bald würden die Sonnenstrahlen durchs Fenster kommen und sie aufwecken. In aller Eile zog sich Madeleine an und kämmte ihr zerzaustes Haar. Im Spiegel wirkten ihre Lippen nach Devlins wilden Küssen angeschwollen. Behutsam berührte sie ihren Busen und musste daran denken, wie sie Devlins Hand dort gespürt hatte.
      Ihr Körper erwachte zum Leben. Der Schein der aufgehenden Sonne verstärkte ihr Strahlen. Linettes Atem wurde allmählich lauter. Durch das offene Fenster drang feuchte, kühle Morgenluft. Nein, sie konnte es sich nicht leisten, sich so lebendig zu fühlen. Diese Begierde, die Devlin in ihr auslöste, musste gebändigt werden, bis nichts mehr von ihr zu spüren war. Es musste wieder so werden wie bei Farley.
      Dort waren ihre Gefühle wie tot gewesen, und Devlin zu verlassen würde für sie sicherlich so sein, als müsse sie ein klein wenig sterben.
      Während Devlin durch die Straßen ging, war er nur von einem Gedanken beseelt: Er wollte davonlaufen, davonreiten. Er wollte wieder auf einem Pferderücken sitzen, weil nur das ihm das Gefühl gab, nichts und niemand könne ihn einholen – kein Mann, keine Musketenkugel, keine blauen Augen, die ausdruckslos durch ihn hindurchschauten.
      Als er sich dem Stall seines Bruders näherte, ging er noch etwas schneller. Er trat ein, rief ein lautes „Hallooo“ und passierte die glänzende Berline, eine gut gefederte Karriole, und einen anscheinend brandneuen Landauer. Der Geruch des Heus, der ihm so lange Zeit gefehlt hatte, wirkte sofort besänftigend auf ihn.
      Eine drahtige Gestalt kam aus der letzten Box und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. „Ja, Sir? Was gibt es?“
      Devlin sah genauer hin, als er näher kam. Der Mann war etwa so alt wie er selbst und sah vertraut aus. „Jem, sind Sie das?“
      „Lord Devlin!“, rief der Mann und lächelte breit. „Natürlich bin ich das. Schön, Sie wiederzusehen, Sir.“
      Sie waren gemeinsam auf Heronvale aufgewachsen, gehörten aber nicht demselben Stand an. Jem war von Geburt an zu einem Leben in den Stallungen bestimmt gewesen, während Devlin in das große Haus mit den langen Korridoren, den Porträts der Vorfahren, den Rüstungen und dem Familiensilber gehörte. Wenn er und Jem sich aber im Stall begegneten, waren alle Unterschiede vergessen, weil sie beide Pferde liebten und stundenlang über nichts anderes reden konnten. Wenn sie gemeinsam ausritten, dann waren sie oft stundenlang unterwegs gewesen.
      Devlin streckte ihm die Hand hin, Jem akzeptierte sie ohne Zögern. „Was machen Sie hier, Jem? Mein Gott, ich habe Sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen!“
      „Ja, Sir, seit Sie sich auf den Weg zu den Franzmännern machten.“ Jem sah sich stolz um. „Seine Lordschaft übertrug mir die Leitung der Stallungen.“
     

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