223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
wird da sein.“
„Nein.“
Er rieb sich das Gesicht. Was hatte Ned sich bloß dabei gedacht? Es war nicht seine Art, irgendwelche Spiele zu spielen. Aber genauso unfassbar war es, dass er Madeleine zu sich nach Hause einladen sollte, damit sie mit ihm und seiner Frau zu Abend aß. Ned empfand womöglich keine Liebe für Serena, dennoch würde er sie ganz sicher nicht vorsätzlich in eine peinliche Situation bringen.
Und dann war da ja noch diese Eintrittskarte für das Almack’s. Mit anderen Worten: eine Einladung für ihn und seine Geliebte zum Dinner und gleichzeitig eine regelrechte Einlasskarte für den Markt heiratsfähiger junger Frauen – das ergab einfach keinen Sinn.
Madeleine sah ihn an, den Kopf trotzig erhoben, jedoch mit einem ängstlichen Ausdruck in den Augen. Wieder richtete er seinen Blick auf die Einladung – nicht um sie zu lesen, sondern um seine Gedanken zu ordnen.
„Ich vermute, mit der Eintrittskarte will Ned mir seine Absicht mitteilen, dass er mir mein Geld geben wird, aber …“ Er schaute zu Madeleine. „… ich weiß nicht, warum er uns gemeinsam zum Essen einlädt.“
„Ich werde nicht hingehen.“
„Ich glaube nicht, dass es dir in irgendeiner Weise schaden würde.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde dort nicht erscheinen.“
„Du hättest einen Anlass, dein Abendkleid zu tragen“, versuchte er es mit einem schmeichelnden Lächeln.
Daraufhin warf sie die Eintrittskarte nach ihm und floh in den ersten Stock.
Madeleine ließ sich auf dramatische Weise auf ihr Bett fallen. Als Kind wären ihr vor Wut Tränen gekommen, doch heute würde sie damit nichts erreichen.
Nach einer Weile stand sie auf und knöpfte ihr Reitkleid auf, da sie lieber ihr gelbes Musselinkleid tragen wollte. Nachdem sie die Schnürbänder zugezogen hatte, hob sie das Reitkleid hoch und roch daran. Der Geruch von Pferd haftete ihm noch an, und als Madeleine die Augen schloss, kehrte die Erinnerung an den Ausritt mit Devlin zurück, an die Begeisterung, an das Gefühl von Freiheit.
Ein weiteres Erlebnis, das sie niemals vergessen wollte. Sie rief sich jedes Detail ins Gedächtnis zurück, konzentrierte sich auf jeden Augenblick, den sie gemeinsam mit Devlin verbracht hatte. Schließlich legte sie das Kleid auf die Truhe am Fuß ihres Bettes. Später würde sie es ausbürsten, wie sie es bei Sophie beobachtet hatte, und dann zum Auslüften aufhängen.
Die Tür ging auf. „Darf ich eintreten?“
Beim Klang seiner Stimme versteifte sie sich. „Du hättest anklopfen können.“
„Du hättest mich wieder wegschicken können“, gab er zurück, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen und sich gegen sie gelehnt hatte.
Mit einer Hand wischte sie über das Reitkleid, damit es wenigstens so aussah, als sei sie beschäftigt.
„Können wir uns unterhalten, Maddy?“
Sie wollte ihn nicht ansehen und schloss die Augen, aber das half nichts, sondern ließ nur die Erinnerung an seinen Anblick wach werden, als er neben ihr auf seinem Pferd durch den Hyde Park galoppiert war. Scheinbar desinteressiert hob sie die Schultern.
„Erstens möchte ich dich wissen lassen, dass die Entscheidung ganz allein bei dir liegt. Ich werde diese Angelegenheit nicht wieder zur Sprache bringen. Hast du gehört?“
Madeleine nickte, schaute aber weiterhin nicht in seine Richtung.
„Ich weiß nicht, warum mein Bruder diese Einladung ausgesprochen hat. Trotzdem glaube ich nicht, dass er damit irgendwelche bösartigen Absichten verfolgt. Er ist ein guter Mensch.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“ Der Marquess verkörperte in ihren Augen Gefahr, obwohl er mit Linette freundlich umgegangen war.
Devlin wollte darüber nicht diskutieren und fuhr fort: „Die Einladung muss etwas mit dem Geld zu tun haben, das er mir geben soll. Warum sollte Ned sonst die Eintrittskarte beilegen? Ich glaube, um das Geld zu erhalten, müssen wir tun, was er sagt.“
„Ich muss nicht tun, was er sagt.“
„Natürlich musst du das nicht“, gab er mit sanfter Stimme zurück. „Ich wünschte nur, du würdest es machen. Nichts ist für mich bedeutender als die Absicherung deiner Zukunft … und die Zukunft von Linette, Sophie und Bart.“
„Wieso?“
Er machte einen überraschten Eindruck.
Sinnlose Tränen stiegen ihr in die Augen und ließen sie alles nur verschwommen sehen. „Willst du ins Almack’s gehen und dort
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