223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
schneller, im gleichen Maß steigerte sich ihre Begierde. Sie war sich sicher, dass sie vor Lust vergehen würde. In tausend funkelnde Stücke würde sie zerplatzen und diesem Leben entkommen, das zu führen sie gezwungen war. Für diesen kurzen Augenblick, den sie mit Lieutenant Devlin Steele teilte, würde sie jener düsteren Zukunft entgehen, der sie letztlich nicht entrinnen konnte.
Als er gleichzeitig mit ihr den Höhepunkt erreicht hatte, ließ er sich zur Seite wegsinken, bis er neben ihr lag, das Gesicht ihr zugewandt, die Lider halb geschlossen. Ein Film aus feinen Schweißtropfen überzog seine glühend heiße Haut. Langsam ließ Madeleine den Blick über seine Gesichtszüge wandern, um sich das Aussehen dieses Mannes einzuprägen und nie wieder zu vergessen. Sie musste von ihrem Dragoner träumen können, der siegreich aus dem Krieg zurückkehrte, um sie aus diesem Dasein zu befreien. Sie musste sein Gesicht im Traum sehen können, morgen, übermorgen und an jedem folgenden Tag.
Dieser Traum sollte ihr Trost spenden, auch wenn sie wusste, er würde niemals Wirklichkeit werden.
„Oh, Miss England“, flüsterte er. „Ich danke Ihnen.“
Wieder küsste sie ihn und ließ dabei ihre Zunge spielen, um ihn zu kosten. Niemals wieder würde ihr der Geschmack von Brandy abscheulich vorkommen. Vielmehr würde er sie immer daran erinnern, wie er schmeckte. Sie atmete seinen männlichen Duft ein, sie schlang ihre Beine um seine, und als er sich aus dem Kuss löste und sich aufrichten wollte, drückte sie sich an ihn, bis sie ihn wieder berührte.
„Oh, wie schwer es doch sein wird, England zu verlassen“, meinte er grinsend. Sie strich mit einem Finger über sein Grübchen, während Devlin ihren Po fest umschloss. Es war außer Zweifel, seine Leidenschaft erwachte zu neuem Leben.
Als er ein zweites Mal in sie eindrang, hauchte Madeleine: „Lieutenant Devlin Steele, ich werde Sie nie vergessen.“
2. KAPITEL
London, 1816
D evlin Steele sah von dem Blatt in seiner Hand auf. Beißender Qualm und gedämpftes Licht ließen den grellroten Samt im Spielsalon matt erscheinen. Er griff nach seinem Glas, stellte es aber gleich wieder hin. Die beträchtliche Menge Brandy, die er bislang zu sich genommen hatte, drohte seine Sinne zu benebeln.
Die Erinnerung an die Monate, die er wieder auf englischem Boden verbracht hatte, war so verschwommen wie die Gedanken, die ihm in diesem Moment durch den Kopf gingen. Es waren eigentlich nur bruchstückhafte Reminiszenzen. Da war sein Bruder, der gebieterische Marquess, der ihn aus dem verdreckten Behelfslazarett in Brüssel gerettet hatte. Die Tage, die er mal halb bei Besinnung, mal gänzlich bewusstlos in Heronvale verbrachte, immer umsorgt von seinen Schwestern. Dann die Genesung und die Flucht nach London, wo er mit allen angebotenen Möglichkeiten der Zerstreuung die Bilder voller Blut, Schrecken und Schmerz zu verdrängen versuchte. Bislang war es Devlin nur gelungen, seine vierteljährliche Zuwendung zu verspielen. Das Kapital, das er besaß, war an die Geldverleiher gegangen, doch im Moment waren seine Taschen gut gefüllt, was an Lord Farleys Tisch eine überraschende Tatsache darstellte.
„Ihr Einsatz, Steele?“ Farleys sonst so sanfte Stimme klang ein wenig gereizt. Mit einem Fuß klopfte er unablässig auf den Teppich.
Devlin starrte auf seine Karten und zwinkerte ein paarmal, um sich auf die Farben zu konzentrieren. Bis zu dieser Nacht hatte er einen großen Bogen um Farleys Spielhölle gemacht und ehrlichen Spielen den Vorzug gegeben, aber er sollte verdammt sein, wenn der Mann ihn nicht im White’s aufgespürt hatte. Allerdings war es abzusehen gewesen, fand Devlin, nachdem er überall in der Stadt mit seinem Geld nur so um sich geworfen hatte. Er flehte ja förmlich darum, ausgenommen zu werden. Für Farley war er damit ein perfektes Opfer.
Innerlich musste er lächeln. Farley hatte noch nicht gehört, dass der Pleitegeier längst über Devlin kreiste, da er verprasst hatte, was er verprassen konnte.
„Ich passe.“ Devlin würdigte sein Gegenüber kaum eines Blicks, sondern konzentrierte sich darauf, alle seine Sinne beisammenzuhalten. Zu wissen, dass Farley falsch spielte, verschaffte Devlin einen leichten Vorteil, aber er konnte nicht darauf bauen.
Allerdings waren die Karten zu gut. Farley versuchte wohl, ihn mit einer Glückssträhne zu ködern. Er setzte verhaltener, als es sein Blatt eigentlich
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