2230 - Krieger für Jamondi
Augen Maß. Dann befand sie sich wieder außerhalb seiner Reichweite und umkreiste Maphine nun ihrerseits. „Je größer, desto feiger", lockte sie ihn. Aber solche Sprüche kannte er vermutlich seit Kindesbeinen.
Auf die nächste Finte Zephydas reagierte er nicht einmal. Die Motana wandte sich an den Karthog. „Maphine ist krank. Sein Bewusstsein trübt sich. Er erkennt meine Bewegungen nicht mehr."
Ein Zähneknirschen zeigte ihr, dass sie ihn so weit hatte. Er befand sich jetzt in der undankbaren Position des Kämpfers, der seine Tapferkeit und Gesundheit unter Beweis stellen musste. Die grüne Schicht auf seinem Körper hätte er besser vorher abgeduscht, statt sie zur Einschüchterung seiner Gegnerin zu verwenden.
Die Anfeuerungsrufe für Maphine wurden lauter und rhythmischer. Er warf unwillig den Kopf hin und her. Sein linker Arm schnellte vor. Die Faust traf Zephydas Messer und prellte es ihr beinahe aus der Hand. Sie drehte es instinktiv, zog die Klinge voll durch und schnitt ihm den Handballen auf. Mit einem verwunderten Blick hielt der Hüne Ausschau, wo das Blut auf dem Boden plötzlich herkam.
Dann griff er an. Zephyda erkannte die Drehung im Ansatz, mit der er seinen Oberkörper in die Waagrechte brachte und mit dem linken Bein nach ihr schlug. Sie versetzte seinem Unterschenkel einen Tritt, stieß mit dem Messer nach und warf sich fast gleichzeitig rückwärts. Ihr Glück, denn Maphine machte in diesem Augenblick die Beinschere zu. Enttäuscht rollte er sich ab, wandte der Epha-Motana dabei für einen Sekundenbruchteil den Rücken zu.
Erneut nahm sie Maß. Jetzt!, sagte sie sich, dann tat sie es doch nicht. „Stirb!", schrie der Hüne plötzlich. Er täuschte einen Ausfall nach rechts vor, warf sich aber rückwärts und brachte seine Beine erneut in ihre Nähe.
Zephyda witterte ihre Chance. Sie setzte über die Beine hinweg, trat gegen seinen rechten Arm, mit dem er das Messer hielt. Aber da schnellte der andere Arm unter seinem Körper hervor und packte sie am Fußgelenk.
Zephyda stach zu. Mit dem freien Fuß trat sie gegen seinen Kopf. Es schmatzte, aber eine Wirkung erzielte sie nicht. Sie drehte das Messer in seinem Unterarm, sodass er sie loslassen musste. Es ersparte ihm ein paar durchtrennte Sehnen und Muskeln.
Maphine nahm jetzt keine Rücksicht mehr. Unter den Anfeuerungsrufen der Krieger griff er an. Seine Arme und Beine stießen wie Rammen in Richtung der Motana.
Zephyda wich Schritt um Schritt zurück, bis sie das kalte Gestein des Felsenkessels in ihrem Rücken spürte. Mit einer Körperdrehung wich sie zur Seite aus, ziemlich weit, denn er wollte ihr den Weg abschneiden. So aber lief er ins Leere, prallte mit dem Waffenarm gegen den Fels.
Zephyda befand sich plötzlich hinter ihm. Er ließ sich fallen, aber sie hielt sich mit einer Hand an seinem Oberarm fest. Die andere ließ das Messer fallen und schnellte gegen seinen Hals. Der Aufprall von drei Fingern war so stark, das die Halswirbel leise knackten.
Maphine fuhr herum. Der Schwung warf Zephyda ab. Der Hüne hob den Arm mit dem Messer, holte aus zum tödlichen Stoß. Sie rollte sich ab, stolperte und prallte mit dem Kopf gegen Fels. Halb benommen blieb sie sitzen.
Wie durch einen Schleier sah sie den Widerschein der Fackeln auf der blitzenden Klinge. Es erweckte den Eindruck, als sei das Messer zu unheilvollem Leben erwacht.
Abrollen!, durchzuckte sie der Gedanke. Sie versuchte sich zu bewegen, aber alles in ihr schien wie gelähmt. Sie konnte nur auf dieses lebendige Messer starren. Du bist die Kriegsherrin!
Der Gedanke an ihr Volk und den Kampf gegen die Kybb beflügelte sie. Es gelang ihr, den Blick von dem Messer zu nehmen. Maphine stand reglos. Zephyda sah das Weiße seiner Augäpfel und wusste in diesem Augenblick, dass sie den Kampf gewonnen hatte.
Durch die wuchtige Gestalt lief ein Zittern, dann brach der Hüne zusammen, als habe ihn ein Blitz gefällt.
Im Felsenkessel wurde es mucksmäuschenstill. Bis eine Stimme die Stille zerstörte, die sie jetzt am wenigsten hören wollte. „Das reicht für mehrere Minuten", sagte Atlan. „Bis er sich wieder richtig rühren kann, vergeht mindestens eine Viert..."
Zephyda sprang auf. Sie warf dem Arkoniden einen triumphierenden Blick zu, hob das Messer des Besiegten auf und kniete sich auf ihn.
Seltsame Eindrücke vernebelten ihre Gedanken. Sie starrte in dieses Gesicht, das die Anstrengung verzerrte. Der Hüne kämpfte mit aller Kraft gegen die Lähmung. „Du, du
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