Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
irritiert. Schließlich kannten sich die Syndikatsleute untereinander, und Sgarde gehörte zu Traminers engstem Kreis. Die Wachen hätten sie grüßen müssen, statt ihr mit Argwohn zu begegnen. Dann fiel ihr ein, dass die multimimetische Maske und der Chamäleonanzug noch immer aktiviert waren und sie äußerlich ein alter, weißhaariger Mann war. Mit einem gemurmelten Fluch verwünschte sie ihre Nachlässigkeit.
    Die Nerven, sagte sie sich. Die permanente Anspannung forderte ihren Preis.
    Sie warf einen prüfenden Blick in die Runde. Sie wollte nicht, dass Traminer sie in einer ihrer Maskenpersönlichkeiten sah. Die mimetische Maske war ihr größter Trumpf, und vielleicht würde sie ihr eines Tages – irgendwie – helfen, den Fängen des Syndikats zu entkommen. Bis dieser Tag anbrach, war es besser, wenn sie ihre Fähigkeiten geheim hielt.
    Bis dieser Tag anbrach ...
    Erneut wurde ihr bewusst, dass sie noch immer für die Zukunft plante, noch immer an eine Zukunft glaubte, trotz des Raumbebens, das die manövrierunfähige Station aus ihrem stabilen Orbit geworfen hatte. Unwillkürlich fragte sie sich, wie viel Zeit ihnen noch blieb, bis sie endgültig in die Sonne stürzten.
    Monate?
    Wochen?
    Oder nur Tage?
    Die Stationsführung hatte eine Nachrichtensperre verhängt, um eine Panik zu verhindern. Niemand von den Gestrandeten des CASINO UNIVERSO wusste genau, wann das Ende kommen würde. Es gab nur Gerüchte – und als Indiz die stetig ansteigende Hitze, die Schreckliches ahnen ließ.
    Sgarde bog in einen Seitengang, der zu längst geschlossenen Designerboutiquen und einer heruntergekommenen Taverne führte, aus der raues, betrunkenes, hysterisches Gelächter und lautes Stimmengewirr drangen, und zog sich in einen dunklen Winkel zurück. In der Nähe lungerten nur ein paar Aras herum, die unter dem Einfluss irgendeines Narkotikums standen, das ihnen half, ihre Angst und ihre Verzweiflung vorübergehend zu vergessen. Niemand beachtete sie.
    „Null", sagte sie leise.
    Sofort spürte sie, wie die multimimetische Maske erschlaffte, wie sich das Biomolplastgewebe von der Haut ihres Gesichts löste und zusammenschrumpfte. Sie nahm die Maske ab und stopfte sie in ihren Chamäleonanzug, der sich in eine schwarze, eng anliegende Montur verwandelt hatte, die ihre kleinen Brüste und schmalen Hüften betonte. Sie wischte sich den Schweiß vom Gesicht, ordnete ihre kupferfarbenen Lockenhaare und setzte ihren Weg zum Weißen Casino fort. Ein betrunkener Arkonide wankte ihr entgegen und stierte sie mit lüsternen Augen an, wagte aber nicht, sie anzusprechen. Sgarde lächelte freudlos. Das war einer der wenigen Vorteile, die man hatte, wenn man zum inneren Kreis von Traminers Syndikat gehörte. Man wurde respektiert – und gefürchtet.
    Als sie sich dem Lichtvorhang des bogenförmigen Casino-Eingangs näherte, erkannte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie verlangsamte ihre Schritte.
    Die Wachen fehlten. Und im Innern war es ungewöhnlich still. Keine Musik drang heraus, keine glücklichen Rufe der Gewinner an den Spieltischen und Glücksspielautomaten, kein Wehgeschrei der Verlierer.
    Sie legte eine Hand an ihren Thermostrahler und trat durch den Vorhang aus gleißendem Licht.
    Im nächsten Moment blickte sie in den leuchtenden Fokuskristall eines entsicherten Kombistrahlgewehrs. Ihr Magen zog sich zusammen. Sofort löste sie die Hand von ihrem Thermostrahler und lächelte den CC in seiner metallisch schimmernden Panzermontur beruhigend an. „Ich bin nur ein Gast", sagte sie. „Willst du etwa einen harmlosen Gast erschießen?"
    Der CC antwortete nicht und hielt das Kombistrahlgewehr weiter auf ihren Kopf gerichtet, aber er schoss nicht. Sgarde ignorierte ihn und sah sich um. Das Weiße Casino war voller Cops, ausstaffiert wie schwer bewaffnete, gepanzerte Schocktruppen, die die Gäste, Animiermädchen und Syndikatsleute in eine Ecke des weitläufigen Raumes gedrängt hatten und mit schussbereiten Kombistrahlern bedrohten.
    Keine Paralysatoren – sie meinten es ernst. Im Hintergrund, an den blinkenden Spielautomaten, lagen drei Gestalten reglos auf dem Boden, zwei Terraner und ein Zaliter mit rotbrauner Haut und grünlich schimmernden Haaren. Ein Medoroboter schwebte gerade wieder davon. Sgarde wusste, dass seine Bemühungen vergeblich waren.
    Die drei Männer waren tot.
    Ihre Leichen wiesen schwarz geränderte Einschusswunden auf. Auch die weiße Wand hinter ihnen war von Thermoschüssen zernarbt und

Weitere Kostenlose Bücher