2239 - Verrat auf der Kristallwelt
in der Öden Insel, wenngleich im Moment eher theoretisch, erwies sich in seinen Augen als völlig berechtigt.
Insbesondere Oberbeschaffungsmeister Thendorn da Gonozal lieferte im Zug des an vielen Stellen notwendigen Wiederaufbaus sowie der Neustrukturierung von Wirtschaft, Handel und Wissenschaft in jeder Hinsicht beeindruckende Resultate.
Er trägt zwar den berühmten Namen der Gonozals, seine Herkunft und seine Khasurn-Verhältnisse gelten jedoch als äußerst zweifelhaft.
Er wurde daher von den Hochedlen der Quertamagin, Ragnaari, Ariga und wie sie alle hießen in höchstem Maß angefeindet. Was wiederum Bostich kalt ließ; die Hohen Khasurn taten in seinen Augen gut daran, sich nicht zu überschätzen. Seit Jahren hatte Bostich Thendorn gefördert, wo er konnte. Ihm war immer schon an Leistung gelegen, weniger an Abstammung - und auch das war, wie er nur zu gut wusste, vielen Adligen ein dicker Dorn im Auge.
Genau wie viele der alten Imperatoren, die das Große Imperium zur einzigen führenden Großmacht der damals bekannten Milchstraße aufgebaut hatten, verfuhr Bostich bei seinen Aktionen mitunter wenig zimperlich. Und wie die Vorgänger bewies er auch diplomatisches Geschick, überzeugte durch Charisma, verfuhr wie die früheren Höchstedlen im Sinne eines Ausspruchs, der einer toten Sprache Terras entstammte: Divide et impera - teile und herrsche. Bostich I. hatte die Praktiken seiner Vorgänger auf dem Kristallthron ebenso genau studiert und verinnerlicht wie ihre Fehler. Seine Kenntnis alter Stammbäume, die bis in die Zeit der Erstbesiedlung oder des legendenumwobenen Arbaraith zurückreichten, ließ sich höchstens mit der ausgesprochener Fachleute und Ahnenforscher vergleichen. Von speziellem Interesse waren für ihn stets die Techniken imperialer Machterhaltung und -erweiterung gewesen.
Als nun wieder einmal ein hoch gestellter Abgesandter eines ebenso hoch gestellten Hauses - Dronar Ta-Tereomir - die wertvolle Audienzzeit dazu benutzte, indirekt Thendorn diskreditieren zu wollen, war für Bostich das Ende der Fahnenstange erreicht: Er ließ durchblicken, dass ein weiterer Versuch dieser Art den Überbringer der „vermeintlichen Nachrichten" das Leben kosten könnte ... „Denn Zeit ist dem Imperator heilig!", schloss er knurrig, während Dronar tief gebeugt zurückwich und ein Flackern in den Augen hatte, das sowohl für bodenlose Angst wie auch aufwallenden Zorn stand.
Als endlich das Ende der Pflichtaudienzen erreicht war, fieberte Bostich dem Treffen mit dem Kralasenen Asughan entgegen. Doch es kam nicht mehr dazu: Dem Imperator wurde gemeldet, der avisierte Besucher sei einem Unfall zum Opfer gefallen. Asughan sei mit einem Gleiter zwar in Shulukai gestartet, aber über dem Sha'shuluk-Binnenmeer abgestürzt.
Dieser schlechten Nachricht folgte fast augenblicklich die nächste, die auf den ersten Blick zwar nichts mit der anderen zu tun hatte,1 letztlich aber für sich sprach: Eine Explosion hatte das Spezialitätenrestaurant Wonnen des Edelgaumens komplett zerstört, mindestens hundert Tote einschließlich des Inhabers seien zu beklagen.
Cunor da Eskoyan! Vormals Sternvogel! Bostich erkannte, dass die Dinge schlimmer liegen mussten, als er gedacht hatte. Die Bedrohung, von der der Kralasene ihm hatte berichten wollen, schien nicht nur höchst real, sondern sehr viel näher, als ihm lieb sein konnte. Da hat jemand verdammt schnell reagiert, was Asughans Informationen nun umso brisanter werden lässt!
Als Erstes werden wir Ordnung im Kristallimperium schaffen. Wir, die wir uns hier zusammengefunden haben, verkörpern die stärkste Machtimperium. Also ist es unsere Sache, darüber zu bestimmen, wer in unserem Namen über das Imperium herrschen und dafür sorgen wird, dass unsere politischen Absichten in die Tat umgesetzt werden. Dabei werden wir uns ausschließlich von den Gedanken leiten lassen, dass gut nur das ist, was dem Imperium nützt.
Theta da Ariga ist eine kluge und umsichtige Frau, und mir persönlich tut es Leid, dass ihr Schicksal besiegelt ist. Aber dadurch dürfen wir unsere Pläne nicht beeinträchtigen lassen.
Sie wird ganz bestimmt nicht freiwillig ihr hohes Amt aufgeben, und schon gar nicht wird sie damit einverstanden sein, jene Person als Nachfolger einzusetzen, deren Herrschaft wir ins Auge gefasst haben. Also muss sie sterben, und sie muss es auf eine Weise tun, die unseren Zwecken dienlich ist.
Orghan, nominales Oberhaupt des Quertamagin-Khasurn, in einer
Weitere Kostenlose Bücher