2239 - Verrat auf der Kristallwelt
durchaus statthaft!" Die Ratsmitglieder wussten nun Bescheid. Von heute an würden über das noch extrem löchrige Hyperfunk-Relaisnetz die Befehle des Imperators hinausgehen: Hyperkristalle kaufen, so viele nur zu bekommen waren, Arkon würde für jede Summe bürgen. Auch der Höchstedle war sich darüber im Klaren, dass die Weisung schwierig umzusetzen sein würde. In vielen Gegenden von Thantur-Lok und erst recht außerhalb im übrigen Bereich des Kristallimperiums, insbesondere wo man vom Raumverkehr abgeschnitten war, musste der Geldverkehr praktisch zusammengebrochen sein. Aber die Wiederherstellung war auch in dieser Hinsicht nur eine Frage der Zeit. „Von der einen oder anderen Einzelaktion einmal abgesehen", begann Jasmyne da Ariga später, als sie auf einer Terrasse standen und ins weite Rund des Kristallpalastinnenhofes blickten, „hast du deinen Kurs in den letzten Jahren durchaus gemäßigt, mein Lieber. Dennoch solltest du dir darüber im Klaren sein, dass die Erhabenen, Edlen und Hochedlen ihre eigenen Süppchen kochen. Und das umso mehr, je länger du auf dem Kristallthron sitzt."
Bostich sah sie an, gleichzeitig von den lebhaften Erinnerungen geplagt. Den Glückstaumel weniger Pragos auf Bak Jimbany hatte er nie vergessen, obwohl es scheinbar vor einer Ewigkeit geschehen war. Plötzlich sehnte er sich nach dem weißen Muschelsand am Strand der Insel Chon, wollte unbedingt die zischenden Ausläufer des Meeres hören, Cerkols Sternenhimmel sehen - und Jasmynes Nähe spüren. „Ich weiß", murmelte er. „Das ist das Schicksal des Höchstedlen -- seit mehr als zwanzigtausend Jahren unserer Geschichte. Kaum ein Tai Moas starb friedlich und aus Altersschwäche in seinem Bett."
Er dachte an ihre Worte, die ihn damals aus der Euphorie der frisch gewonnenen Unsterblichkeit gerissen hatten: „Glaubst du nun, am Ziel deiner Träume zu sein? Deinen Platz im Kristall der Geschichte endgültig gesichert zu haben? Dann bist du ein Narr, Gaumarol!" Und später die durchaus unverhohlene Drohung: „Wenn es sein muss, komme ich persönlich, um dir die Kehle aufzuschlitzen!"
Sie lächelte eisig, schien ebenfalls daran zu denken. „Keine Bange, Zhdopanthi, noch ist es nicht so weit, zumindest was mich betrifft. Aber du solltest dich vor anderen in Acht nehmen.
Ich kenne zwar keine Einzelheiten, aber es ist etwas im Gange."
„Ich weiß", wiederholte er. „Dann solltest du auch wissen oder wenigstens beachten, dass nicht immer das Offensichtliche auch das Richtige ist. Die Winkelzüge im komplexen Garrabospiel sind vielfältig, die Figuren austauschbar; es gibt gezielte Täuschungen, und Desinformationen gehören dazu wie Lug und Trug."
„Auch das weiß ich."
„Ich hoffe es. Denn solltest du mit deiner Reaktion Unschuldige treffen, wächst nur die Zahl deiner offenen wie verdeckten Feinde."
Traumzeit-Stimmen: Betrachte deinen Weg, Imperator! Überprüfe selbstkritisch das Ziel! Wir stehen dir zur Seite - wohlwollend, helfend, mit Rat und auch mit Kritik, wie du weißt. An dir ist es jedoch, zu entscheiden und zu handeln.
Yobilyn I. als Traumzeit-Inkarnation zu Imperator Bostich I
6.
Kristallpalast Am Tag nach dem Inthroneum ...
Unter flirrendem Schutzschirm rollte der kastenförmige Tresorautomat mit den Reichsinsignien näher. Bostich griff nach Abtastung seiner Individualschwingungen ins aufklappende Fach, entnahm das Dagor-Langschwert in kostbarer Scheide und die Armmanschette des Prallschildprojektors, versehen mit dem Zeichen der Synchronwelten in Form murmelgroß gefasster Saphire. Der Imperator legte das Schwertgehänge an, so dass der Schwertgriff über seine linke Schulter ragte, dann ließ er die Manschette um das linke Handgelenk schnappen.
Mit ihr konnte ein flach gewölbtes Prallfeld von bis zu zwei Metern Durchmesser projiziert werden, das, handhabbar wie ein Schild, den Vorteil hatte, weniger störanfällig zu sein als ein den Körperkonturen folgender Individualschirm. Das Hüllfeld der Schwertklinge aus Arkonstahl war im Desintegrator- wie Paralysatormodus aufladbar. Die traditionelle Ausstattung eines Dagorista war erwiesenermaßen nicht zu unterschätzen - allen voran „Schwert und Schild", Urungori-Urunlad.
Bostich atmete tief durch, dann stampfte er schweren Schrittes los. Sein Ziel war eine kleine Kammer tief unten in den Gewölben. Dort wartete der enttarnte Verräter. Er hatte sich als hartnäckig erwiesen, hartnäckiger und widerstandsfähiger, als selbst die
Weitere Kostenlose Bücher