2241 - Die Todbringer
Sie hörten einen leisen Aufschrei, gefolgt von einem Seufzen. Ein knallroter Kopf tauchte an dem schmalen Durchgang auf: Venga. Die junge Motana fuchtelte mit einer Hand, während sie sich mit der anderen an den Zaun klammerte. „Schön, euch wiederzusehen. Ich hatte zwar gehofft, Perry käme nur, um sich davon zu überzeugen, dass mein Bein wieder völlig hergestellt ist, aber das macht nichts. Schließlich ist euer Besuch wirklich dringend!", rief sie ihnen zu. „Ich nehme die Angelegenheit selbst in die Hand und gebe Kischmeide Bescheid."
„Am besten wird sein, wenn wir dich begleiten", antwortete der Arkonide. Über das Gesicht der jungen Frau huschte ein Grinsen. „Natürlich. Wieso habe ich nicht gleich daran gedacht? Bitte folgt mir! Und stolpert nicht - ich weiß, was das für Folgen haben kann."
Die beiden Wächter ließen sie anstandslos passieren. Venga ging ihnen voraus. Eigentlich rannte sie mehr vor ihnen her, wobei sich ihre Füße immer wieder verhedderten. „Wieso habt ihr Rory... Rorkhete nicht mitgebracht? Ich hätte ihn zu gerne gefragt, wie weit er schon ist."
Perry blickte sie erstaunt an. „Was ist mit Rorkhete? Wie weit ist er womit?"
„Nichts Besonderes. Ich bringe ihm Lesen und Schreiben bei", sagte Atlan. „Nicht zu fassen." Rhodan schüttelte den Kopf. „Das erklärt auch, warum er sich mit den Informationen in den Archiven von Shoz so schlecht auskannte. Warum hat er uns nicht früher davon erzählt?"
„Er hat euch überhaupt nichts verraten", gab Venga zurück und fing sich gerade so ab, ehe sie über eine besonders vorwitzige Wurzel stolpern konnte, „sondern mir."
Sie betraten die gewaltige, aus Ästen und Blättern geformte Halle. In der Mitte erhob sich ein Gebilde aus Pflanzen und Blüten in der Form einer Zwiebel, dessen Spitze mit dem Dach der Halle verschmolz. Das war das Blisterherz.
Die beiden Unsterblichen folgten Venga den Serpentinenpfad hinunter zum Fuß des Blisterherzens.
Die Blütenpracht verbarg die mächtigen Stämme, die das Gerüst des Pflanzendoms bildeten. Sie gehörten zu einem einzigen Baum, dem Urbaum sozusagen. Aus ihm war Kimte einst gewachsen.
Seit vielen Jahrtausenden stand er an dieser Stelle.
Die Motana hatten ihn zu ihrem Refugium gemacht und ein Wunderwerk geschaffen, wie man es weder im Wald von Pardahn noch auf Ash Irthumo in solcher Vollendung fand.
Venga verschwand im Innern der Zwiebel. Sie hörten sie flüstern und mitten im Satz verstummen. Als sie zurückkehrte, sah sie bleich und verstört aus, als habe die Planetare Majestät das Todesurteil über sie gesprochen.
Kischmeide trat heraus. „Atlan, Perry Rhodan, ich grüße euch. Habt ihr uns Neues von den Todbringern zu berichten?"
„Noch nicht." Atlan hielt ihr zum Zeichen des Bedauerns die Handflächen entgegen. „Zephyda und ihre Quellen kümmern sich darum. Bisher ist es aber lediglich ein Einzelfall."
„Andere werden folgen", behauptete die Planetare Majestät düster. „Du glaubst, Kimte und den anderen Karthay-Orten drohe Gefahr?" Perry Rhodan schüttelte den Kopf. „Zephyda wird kein Risiko eingehen. Keiner der Bionischen Kreuzer wird ab sofort in die Nähe einer Siedlung gelangen."
„Wir haben den Männern aus der Feste Roedergorm noch nie getraut. Wer weiß, vielleicht basiert dieses Misstrauen auf leidvollen Erfahrungen in der Vergangenheit."
„Möglich wäre es", antwortete Atlan. „Vorerst wird es keine Todbringer in den Schiffen mehr geben."
Kischmeide bat sie herein. Im Innern der Zwiebel existierte ein kreisrunder Raum, in dessen Mitte ein Rednerpult stand. An den Seiten reichten die Zuschauertribünen bis fast zur Decke, ausgestattet mit schlichten Sitzbänken.
Ein Dutzend alter Frauen saß da. Den Eintretenden blickten sie aufmerksam, aber eher gleichgültig entgegen. „Ihr kommt wegen eines anderen Anliegens." Die Planetare Majestät bot ihnen eine Bank an und setzte sich gegenüber auf die andere Seite des Runds. „Leider haben wir keinerlei neue Erkenntnisse gewonnen."
Atlan sah Perry an. In seinem Gesicht entdeckte er die eigene Ratlosigkeit. Dabei hätten sie noch vor Stunden um Sonnensysteme gewettet, dass die Motana ziemlich schnell auf eine Spur stoßen würden. „Das Refugium muss irgendwo in der Nähe sein", beharrte der Arkonide. „Die Träume lassen eigentlich keine andere Vermutung zu."
„Worin wir mit euch übereinstimmen", bestätigte Kischmeide. „Dennoch, das Resultat bleibt bislang negativ. Der Aufenthaltsort der
Weitere Kostenlose Bücher