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2241 - Die Todbringer

Titel: 2241 - Die Todbringer
Autoren: Unbekannt
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Narren hielt, verfolgte andere Ziele.
    Ich werde dich finden!, dachte Corestaar. Und wenn ich jeden Winkel der Stadt durchsuchen muss.
    Dann wird sich schnell herausstellen, welches Spiel du mit mir treibst.
    Seine Schritte hallten hohl von den steinernen Fliesen der Brücke wider. Ein Stiefelschritt, ein Holzbeinschritt - das Klacken machte Corestaar nervös. Immer wieder blieb er stehen, beäugte wütend die Umrisse der ungeliebten und plumpen Prothese unter seinem Gewand. Einmal versetzte er ihr sogar einen Schlag mit dem Gehstock. Als etliche Korridore und Treppen später die eiserne Tür in seinem Blickfeld auftauchte, überkam ihn Erleichterung.
    Gleich stehst du oben!, dachte er. Auf dem Platz, der deiner ist. Aber für wie lange noch?
    Das Gestänge quietschte beim entriegeln, die Scharniere klemmten. Ein Vierteljahr hatte er den Turm nicht mehr bestiegen - seinen Turm. Drei ganze Monate ... so lange war es her, dass die Motana von der SCHWERT sein Leben und das aller Bewohner Roedergorms und Tom Karthays zum ersten Mal berührt - und völlig durcheinander gebracht - hatten. Die Traditionen galten nicht mehr, jedenfalls nicht mehr so wie bisher, und irgendwie war es ihm daher richtig erschienen, auch den Turm nicht mehr aufzusuchen. Jetzt aber trieb ihn eine innere Stimme wieder hinauf zu den Zinnen. Er versuchte ihr zu widerstehen, aber es ging nicht. Auf eine kaum zu beschreibende Weise war er ihr ausgeliefert.
    Weiter!
    Keuchend erklomm er die Stufen. Auf der Höhe der dritten Etage legte er eine Atempause ein.
    Sinnend betrachtete er den Stock in seiner Hand. Früher wäre er nie auf den Gedanken gekommen, eine Gehhilfe zu benutzen. Inzwischen brauchte er sie dringend. Sein täglicher Weg durch die Feste Roedergorm und das umliegende Gebirge verlangte ihm mehr ab als früher.
    Der Gehstock stellte seinen Tribut an die neue Zeit dar. Er bot ihm nicht nur äußeren, sondern auch inneren Halt.
    Corestaar ertappte sich dabei, wie er mit dem harten Holzstab gegen die Wand schlug, immer und immer wieder. Die Schläge knallten im Treppenhaus des Turms wie Peitschenhiebe. Hastig, als fühle er sich ertappt, hielt er inne und setzte seinen Aufstieg fort. .Was ist bloß mit dir los?, fragte er sich.
    Seit Wochen schon befiel ihn diese innere Unruhe, mal morgens, mal abends oder auch mitten am Tag. Sie jagte ihm Angst ein, gaukelte ihm vor, er würde sich nach und nach verändern, bis er nicht mehr der Motana wie früher war, der Bergwerksarbeiter, der sich bis zum Herrscher emporgearbeitet hatte - eine einsame Karriere in der Geschichte dieser unwegsamen Region Tom Karthays.
    Dies war sein Turm, ein Bauwerk und Symbol, um das ihn Tausende Männer beneideten. Einmal oben zu stehen, vom Zentralturm aus die Aussicht über die Feste und das Gebirge zu genießen, das war bestimmt der Traum eines jeden Roedergormers.
    Und doch wusste Corestaar, dass in diesen schweren Zeiten eigentlich keiner mit ihm tauschen wollte.
    Später vielleicht ...
    Diese innere Unrast - hatte er nicht in der Folge ihres Auftretens zum ersten Mal den Schatten gesehen?
    Wieder blieb er stehen, nutzte die fünfte Etage für eine weitere Verschnaufe pause.
    Was wirst du den Bewohnern der Stadt sagen? Seit Tagen schob er es vor sich her. Schlaflose Nächte lagen hinter und bestimmt auch vor ihm. Zögere es nicht länger hinaus. Je öfter du zu ihnen sprichst, desto dichter wissen sie dich an ihrer Seite. Du bist der Karthog!
    Er schluckte krampfhaft. Der Kloß in seinem Hals saß fest und rutschte kaum. „Hört mich an, Männer und Frauen Roedergorms. Was ich euch zu verkünden habe, verändert euer Leben noch stärker als bisher. Danach wird es vielleicht nie mehr so sein wie zuvor." Er murmelte den vorbereiteten Text vor sich hin. „Bald werden viele von uns die Stadt und unsere Heimatwelt verlassen. Bereitet euch auf den Zeitpunkt vor, da die Kriegsherrin euch ruft..."
    Seine Finger krampften sich um den Stock, noch ein Reflex der Tradition: Kriegsherrin ... Noch vor einem Jahr wäre ihm der Gedanke, dass eine Frau seine Männer in einen Krieg führen würde, absurd erschienen. Drei Monate konnten nicht ausgereicht haben, um alles Alte fortzuwischen, und das war irgendwie beruhigend: Die Zeit verriet ihm, dass die Kultur Roedergorms kein reiner Irrweg gewesen war, sondern dass sie jenen anderen Kulturen der Motana ihrerseits auch etwas zu geben hatte, so, wie sie ihrerseits von den anderen lernten.
    Auf diese Weise wuchs zusammen, was seit
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