2243 - Die Mediale Schildwache
war Atlan jeden Tag in die leer stehende Kabine gekommen, die sie zu seinem Unterrichtsraum umfunktioniert hatten, oft mehrmals, und hatte ihn die Buchstaben gelehrt. Dann waren die Besuche des Arkoniden unregelmäßig geworden, schließlich ganz ausgeblieben. Und selbst wenn Atlan zu ihm kam, wirkte er fahrig, abwesend, als beschäftigten ihn ganz andere Dinge.
Rorkhete konnte es nicht nachvollziehen. Was konnte wichtiger sein als das geschriebene Wort?
Es war schwierig gewesen ohne Atlans Hilfe. Beinahe unmöglich. Aber Rorkhetes Beharrlichkeit ließ nicht nach.
Dort draußen mochte geschehen, was wollte. Die eigentliche Welt war jedoch hier.
Rorkhete las die Geschichte der Motana von Tom Karthay. Viele Male, bis die Buchstaben ohne Anstrengung zu ihm sprachen.
Erst dann nahm er den Stift und das Papier, die Atlan bei seinem letzten Kommen hatte liegen lassen und die er mit den Büchern in seine eigene Kabine gebracht hatte. Es fiel Rorkhete schwer, den dünnen Stift in seinen kurzen, breiten Fingern zu halten. Er war nicht für seinesgleichen gemacht.
Rorkhetes erste Versuche waren holprig, unkenntliches Gekritzel. Doch auch hier siegte seine Beharrlichkeit. Er ließ nicht nach, auch nicht als die SCHWERT dröhnte wie eine Glocke, sich aufbäumte. Das Dröhnen verklang, wich dem leisen Vibrieren des Überlichtflugs.
Rorkhete legte sich schlafen, um ausgeruht ans Werk zu gehen.
Schließlich setzte er sich vor das weiße Blatt, das letzte, das ihm geblieben war, und schrieb: Ich bin Rorkhete. Man nennt mich den Nomaden. Ich bin der Letzte meines Volkes, und dies ist meine Geschichte ...
Buchstaben um Buchstaben schrieb der Shozide. Sorgfältig, im Bewusstsein, dass seine Worte fortleben würden, lange nachdem er sein Ende gefunden hatte, und er versuchte sich die Wesen vorzustellen, die eines Tages seine Lebensgeschichte finden und lesen würden.
Es gelang ihm nicht.
ENDE
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