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2245 - Operation Kristallsturm

Titel: 2245 - Operation Kristallsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zurückgebracht wird. An Bord bleibt die Kernmannschaft meiner Wissenschaftler", informierte Daellian den TLD-Chef. „Natürlich", sagte Residor. „Und du bleibst auf der Erde. Du giltst neben Myles Kantor als der derzeit wichtigste Wissenschaftler im Solsystem"
    „Totes Wissen nutzt niemandem." Daellian beschleunigte den Medotank. „Auf Wiedersehen." Der Medotank durchdrang das Deflektorfeld und den Schutzschirm. Malcolm S. Daellian beschleunigte, bis er die offene Luke des Shuttles erreichte.
    Hatte der TLD-Chef wirklich geglaubt, ihn mit solchen Argumenten aufhalten zu können?
    Zuerst sah es aus, als habe jemand ein kleines Stück von der Sonnenscheibe abgebissen. Nach und nach vergrößerte sich der Appetit des unsichtbaren Vielfraßes. Das fehlende Stück der Scheibe wurde immer größer.
    Dann verdunkelte sich die Oberfläche des Kalup-Sees. Bäume und Büsche verloren ihren Kontrast, die Umrisse der Hügel östlich und westlich des Sees verschwammen nach und nach.
    Der blaue Himmel färbte sich dunkel. Erste Gleiter stiegen auf, besetzt mit Schaulustigen, die das Spektakel aus luftiger Höhe beobachten wollten. Eine totale Sonnenfinsternis wie an diesem 12. Juni 1332 NGZ bescherte den Zuschauern für etliche Minuten den unvergesslichen Anblick der Sonnenkorona.
    Fedor Poscheff-Tsun meldete sich. Seine Stimme klang hektisch. „Wir haben noch immer keine Informationen über deine Ankunft. Was ist los?"
    „Nichts. Ich beobachte den Fortgang der Finsternis."
    Der Shuttle stand noch immer auf dem Landefeld. Die Kameras projizierten das vergrößerte Abbild Sols ins Innere der Fahrgastkabine. Wenige Augenblicke noch, dann verdeckte der Mond die Sonne vollständig.
    Die Jünger Gon-Orbhons betrachte^ ten die Finsternis als Zeichen ihres Gottes für die baldige Ankunft des Untergangs. So stand es in den Vorankündigungen der Tempeldiener.
    Vielleicht sollte ich euch einen Erfahrungsbericht schicken, wie man sich fühlt, wenn man tot ist, dachte Malcolm S. Daellian voller Sarkasmus und gleichzeitigem Abscheu. Eine Sonnenfinsternis kündigte in seinem Verständnis keinen Untergang an, sie war ein positives Zeichen. Schwärzer als finster konnte es nicht mehr werden.
    Daellian richtete alle seine Sensoren auf die Projektion. Endlich tauchte um die schwarze Scheibe der Lichtkranz auf. Die Korona leuchtete gleichmäßig und ohne bemerkenswerte Ausfransungen. Es entsprach der geringen Anzahl der Sonnenflecken in diesem Jahr 1332, das die Wissenschaftler als Jahr der ruhigen Sonne bezeichneten. Geringe energetische Aktivitäten des Sterns erleichterten Messungen und kamen vermutlich auch Myles Kantors Strahlungsspaltereien entgegen.
    Daellian wartete, bis die Sonnenkorona übergangslos verschwand. Luna wanderte beharrlich weiter, der erste schmale Lichtstreifen des Sterns wurde sichtbar. „Wir starten!", sagte er über den Außenlautsprecher des Medotanks. Der Pilot im Cockpit bestätigte.
    Augenblicke später beschleunigte der Shuttle. Auf dem Gravojet ritt wie auf einem Raketenstrahl durch die Atmosphäre, in den obersten Schichten erfolgte die Umschaltung auf Gravopuls, und dann ging es auch schon ins All hinaus, all das natürlich viel sanfter und ohne spürbares Ruckein. Andruck kam überhaupt nicht durch. Der Shuttle folgte der positronischen Flugkontrolle bis hinauf in einen Fünfhundert-Kilometer-Orbit. Dort übermittelte Daellian dem Steuerautomaten die Daten für den Abstecher zum Mond.
    Fedor Poscheff-Tsun hatte ihn aufgefordert, sich in der Nähe des Erdtrabanten umzusehen und zu erkunden, was die Techniker und Wissenschaftler dort zusammenbastelten.
    Der Shuttle änderte den Kurs. Er folgte dem Erdtrabanten, der inzwischen nach Osten gewandert war und der Schattenkegel mit ihm. „Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass wir beim Anflug an Luna mehrere Sperrbezirke berücksichtigen müssen", meldete sich der Pilot. „Sie zählen nicht zu den autorisierten Personen."
    „Wir fliegen tangential am Rand der Sperrzonen entlang. Ich übernehme die Kontrolle über die Teleoptiken des Fahrzeugs."
    Dafür besaß er eine Zugangsberechtigung. Der Steuerautomat des Shuttles setzte sich mit der Mikropositronik seines Tanks in Verbindung und synchronisierte die Systeme.
    Daellian konnte es kaum erwarten, bis der Shuttle endlich den Zielsektor erreichte. Das abgeschirmte Areal durchmaß mehrere hundert Kilometer. Vor der dunklen Mondoberfläche wirkten die Millionen Lichter der Raumfahrzeuge wie Glühwürmchen.

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