2245 - Operation Kristallsturm
Hauptterminal machte. Die Biopositronik übertrug die neuen Daten in das Simulationsprogramm. „Und los!"
Wieder bewegten sich die Aggregate des schwebenden Schiffes. Während es auf die Flugrichtung bezogen im Uhrzeigersinn rotierte, schwenkten die Parabolschüsseln nach vorn und drehten sich gegenläufig.
Poscheff-Tsun hielt es noch immer für zu langsam. „Doppelte Rotationsgeschwindigkeit!", befahl er.
Je schneller sich das Schiff um seine Längsachse bewegte, desto kürzer war jeder Punkt seiner Konstruktion der starken Hitze Sols ausgesetzt.
Die Simulation beschleunigte. Bei dreifacher Rotationsgeschwindigkeit ließ Daellian die Motoren der Schüsseln in Leerlauf schalten und die Sicherungen einrasten.
Ein Ruck ging durch die Simulation. Die Wucht der Bewegung warf die Parabolschüsseln aus ihrer Position fast vollständig in die Ausgangsstellung zurück. Gleichzeitig bauten sich Fesselfelder auf, die sich um die fünfhundert Meter durchmessenden Giganten legten.
Der Vorgang nahm nicht einmal zwanzig Sekunden in Anspruch. „Das gefällt mir schon besser", stellte der Chefingenieur fest. „Wenn wir es jetzt noch ein wenig harmonischer gestalten und die Prallfelder früher einschalten, reißt es uns die Schüsseln wenigstens nicht ab."
Auf einem der Bildschirme entdeckte Daellian die gelbbraune Scheibe des Merkur. Der innerste Planet wirkte, von der Erde aus gesehen, lunagroß. Er kam beharrlich näher und wanderte im Abstand von zweihunderttausend Kilometern vorbei. Dahinter brannte Sol, einer überdimensionalen Lampe nicht unähnlich.
Das gewaltige Fanal aus mühsam gebändigter Energie faszinierte Daellian über alles. Hohe Rotationskräfte hielten den gewaltigen Gasball zusammen. Die Physiker und Hyperphysiker erklärten bis ins Detail, wie ein solches Gravitationssystem funktionierte, warum die Anziehungskraft und die Fliehkraft des Gasballs sich gegenseitig die Waage hielten und wie sich dieses Verhältnis im Lauf der Zeit durch Fusionsprozesse veränderte, wenn im Innern des Sterns nach und nach schwerere Elemente bis hin zu Eisen entstanden.
Malcolm S. Daellian aktivierte Blenden seiner Kameraoptiken und sah direkt in das grelle Licht. Sol hing als lodernder Ball abseits der Flugbahn. Die Gitterkonstruktion erwärmte sich nach und nach, der Unterschied betrug inzwischen mehrere Grad Celsius. „Tief dort drinnen liegt die Leiche", sagte er leise. „Myles, gemeinsam schaffen wir das. Ich helfe dir, dem Ding da drinnen seine Geheimnisse zu entreißen."
Niemand vermochte zu sagen, wie und ob sich die Anwesenheit der „Leiche" ARCHETIMS auf Sol ausgewirkt hatte und noch immer auswirkte, abgesehen davon, dass sie den Stern zu einem „sechsdimensionalen Juwel" machte -eine reichlich vage Aussage, wie Daellian befand.
Ihr Heimatstern barg eines der großen Geheimnisse des Kosmos, so weit waren sich die Wissenschaftler einig: die Restmaterie einer gestorbenen Superintelligenz. Ein Rest ... wie er ... Rasch verdrängte er diesen Gedanken wieder, ehe die Erinnerungen sein bewusstes Denken wieder überspülen konnten.
Eine interessante Frage im Zusammenhang mit ARCHETIM war: Wie zum Henker sah die Leiche einer solchen übergeordneten Wesenheit überhaupt aus? Was war sie?
Er wünschte sich verzweifelt, die SOL hätte genauere Unterlagen über die Leiche PULCIAS besessen, deren Nukleus Zentrum des Ritterzirkels von Dommrath war, oder wenigstens Aufnahmen von KABBA, die zur METANU-Substanz wurde. Dadurch hätten sie Hinweise gehabt: Ähnelten die Leichen einander, gab es bestimmte Kennzeichen?
Einerseits waren alle Superintelligenzen, denen die Terraner bislang begegnet waren, höchst einzigartig gewesen, andererseits gehörten sie doch alle der gleichen Art von Wesenheit an; so, wie Terraner, Blues und Kartanin in vielerlei Hinsicht voneinander unterschiedlich waren, so ähnelten sie einander andererseits doch in vielen Grundzügen - sie besaßen je zwei Arme und Beine, einen Kopf, ihre Atmung war auf Sauerstoff angewiesen ... Daellian merkte, wie seine Gedanken abschweiften, und zwang sie wieder zurück auf ARCHETIM.
Wie viele Millionen Jahre lagerte sie schon in Sol? Würde das Anzapfen der Superintelligenz messbare Auswirkungen auf das Sonnensystem haben? Bereitete der fürs Auge unsichtbare Jetstrahl, der irgendwo durch das Nichts ins Innere der Sonne führte, zusätzliche Probleme? Probleme im sechsdimensionalen Bereich etwa?
Daellian wäre nicht er selbst gewesen, wenn er sich mit dieser
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