2249 - Die Blutnacht von Barinx
„Die Hälfte davon haben wir nicht zu Gesicht bekommen", fügte Hytath hinzu. „Auch sie wiederholen sich", sagte Kharzani knapp.
Kybb versammelten sich am Ende der Brücke. Sie warteten aber nicht auf den Schutzherrn, sondern auf die Schildwachen, das registrierte Lyressea deutlich. Tagg Kharzani hatte sie irgendwie herbeigerufen. „Welche Geheimnisse gibt es in den Sphären?", drängte Catiaane.
Kharzani reagierte nicht darauf. „Wir spüren die Kraft, die aus einem Teil des Titanen kommt", sagte nun auch Metondre.
Mit wachsender Entfernung war die Ausstrahlung wieder schwächer geworden. Lyressea glaubte inzwischen, dass sie eine unheimlich fremde Lebensform gespürt hatte. Etwas, das noch nicht wirklich da war. Das erst langsam erwachte. Ein Monstrum!
Tagg Kharzani ging schneller. Die Kybb wichen bereits zur Seite, um ihn passieren zu lassen. „Tagg Kharzani!" Lyresseas Stimme wurde schneidend scharf. „Wir alle haben diese beklemmende Ausstrahlung wahrgenommen. Also rede uns nicht ein, da wäre nichts. Ich verlange von dir, dass wir umgehend jenen Bereich des Titanen aufsuchen. Wir wollen sehen, was ..."
„Das ist unmöglich, Lyressea. Bitte versuche wenigstens, mir zu glauben. Ich hätte die Schildwachen nicht zu mir gebeten, gäbe es das Geringste zu verbergen."
„Dann zeig uns, was auf dem Titanen erwacht!", drängte Hytath.
Tagg Kharzanis dürre Gestalt schien noch weiter in sich zusammenzusinken. „Ich kann es nicht. Niemand hat derzeit Zutritt zu den betreffenden Räumen."
Ihre Geschwister wirkten entschlossen. Sie war es ebenfalls. „Dann werden wir uns selbst ein Bild von den Vorgängen machen", sagte Lyressea. „Ich bedauere diese Unstimmigkeit, aber wir sind nicht dafür verantwortlich."
Sie wollte sich umwenden, doch Kharzanis schneidender Ausruf hielt sie zurück: „In dem Fall kann ich nicht länger für die Unversehrtheit der Schildwachen garantieren! Die Techniten würden euch aufhalten, Lyressea, und das bestimmt nicht nur mit Worten."
Ihre Züge verhärteten sich. Seltsamerweise glaubte sie dem Schutzherrn; die Techniten waren ein Faktor, den sie nicht einzuschätzen vermochte. Trotzdem war sie nahe daran, ihren Weg fortzusetzen. Aber hatte Tagg Kharzani nicht eben ungewollt zu verstehen gegeben, dass er selbst nicht unbeschränkt über den Titanen bestimmen konnte? „Was ihr wahrgenommen habt, ist der erste Motoklon", sagte Kharzani in dem Moment. „Er wird bald erwachen. Aber bis dahin darf keiner den Prozess stören oder gar unterbrechen."
„Was ist ein Motoklon?"
„Nicht hier und nicht heute, später", antwortete der Schutzherr ausweichend. „Ich habe keine Zeit mehr zur Verfügung." Er deutete, eine eckige Verneigung an. „Wir sehen uns wieder, wenn der Kampf gegen Gon-Orbhon begonnen hat." Damit eilte er davon.
Für einen kurzen Moment spielte Lyressea sogar mit dem Gedanken, ihn gewaltsam zurückzuhalten. Dann fiel ihr Blick wieder auf die Kybb. Sie hatten die für Kharzani freigehaltene Gasse geschlossen.
Die Kyberneten kamen näher. Ihr Stachelkleid war vor Erregung nahezu aufgerichtet. „Wir werden euch sicher an Bord eures Ringschiffs geleiten", sagte einer von ihnen.
Gegenwart „Nur wenige Tage hatte der Flug in den Arphonie-Haufen in Anspruch genommen, dennoch erschien es mir, als kehrten wir in eine andere Welt zurück. Auf Tan-Jamondi II herrschte helle Aufregung. Niemand wusste zu sagen, ob Gon-Orbhon zugeschlagen hatte, auf jeden Fall waren Gimgon und Jopahaim mit allen Anzeichen des Entsetzens und überstürzt aufgebrochen.
Es ging um Millionen intelligente Lebewesen. Eine Siedlungswelt war entvölkert worden.
Nicht von heute auf morgen, aber innerhalb weniger Monate.
Das Unbegreifliche daran war, dass es keinen Hilferuf gegeben hatte. Die Faltanen hatten ihrem eigenen Verschwinden ruhig zugesehen. Das klang nach Beeinflussung. Gon-Orbhons Werk! Weder technisch noch wissenschaftlich wären die Faltanen zu Experimenten fähig gewesen, die eine ähnliche Wirkung gezeigt hätten. Sie beherrschten schon die Raumfahrt nur mehr recht als schlecht ... Uns allen war klar, dass uns bis zum Ausbruch des offenen Kriegs nur noch wenige Wochen, vielleicht sogar nur Tage blieben.
Meine Geschwister und ich warteten allerdings auf einen Beweis, dass Gon-Orbhon auf Anu Houwin zugeschlagen hatte. Obwohl wir bald nicht mehr umhinkommen würden, um des Friedens willen zu töten.
Dann kam die Nachricht von Gimgon, dass er und Jopahaim auf ein körperloses
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