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2249 - Die Blutnacht von Barinx

Titel: 2249 - Die Blutnacht von Barinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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glaubte sie, eine pulsierende Bewegung wahrzunehmen. Die Wände um sie herum zogen sich rhythmisch zusammen und dehnten sich wieder aus, und dann wurde sie ausgespien - eine andere Bezeichnung dafür hatte sie nicht.
    Licht und Schatten vermischten sich zum Kaleidoskop, das keinen Bezugspunkt erkennen ließ. Da half es wenig, dass Kharzani von unterschiedlichen Schwerkraftverhältnissen gesprochen hatte, Lyressea war nicht in der Lage, sich aus dem unheilvollen Sog zu befreien.
    Sie stürzte durch eine riesige Halle. Galerien klebten an den Wänden, zwischen ihnen die Konturen riesiger Aggregate. Vielleicht war dies der Maschinenraum. Aber sobald sie aufschlug, würde sie sich alle Knochen brechen.
    Der mentale Druck war deutlich stärker geworden. Ausgerechnet jetzt musste sie das feststellen.
    Da war eine Berührung. Etwas drückte hart gegen ihre Schulterblätter. Gleich darauf spürte Lyressea, wie sich ein kräftiger Tentakel um ihre Beine wickelte. Plötzlich waren sie überall: undefinierbare Gebilde, manche kantig, andere rund, die einen kaum größer als ihre geballte Hand, das nächste einen halben Meter messend, ein hohles Gerippe, irgendwie an Tagg Kharzani erinnernd, aber aus seinem Innern schnellten schlanke TentakeJ hervor.
    Ihr Sturz verlangsamte sich. Augenblicke später setzte der Schwärm aus Hunderten unterschiedlichster Roboter sie am Rand der Galerie ab. Lyressea versuchte gar nicht erst, den sofort wieder verschwindenden Maschinen mit den Blicken zu folgen.
    Die Halle war unregelmäßig geformt wie so vieles an dem Titanen. Das jenseitige Ende konnte sie gerade noch erkennen, wenngleich Einzelheiten sich ihr entzogen. Die umlaufenden Galerien erschienen ihr wie nachträglich eingefügte Decks. Unterschiedlich weit ragten sie in den Raum hinein, zehn bis fünfzehn Meter dick und mindestens fünfzig Meter weit auseinander liegend. Aggregatblöcke erhoben sich wie Inseln auf ihnen. Oder wie Geschwüre, die sich langsam ausbreiteten und unaufhaltsam miteinander verwuchsen. Überall schwebten Maschinen wie die, von denen sie aufgefangen worden war. In Schwärmen wogten sie hin und her, und sobald sie sich niederließen, wurden die Decks von den metallenen, wimmelnden Leibern überkrustet.
    Was sie zu Beginn ihres Sturzes für Nebel gehalten hatte, schienen Millionen und Abermillionen mikroskopisch kleiner Maschinen zu sein. Lyressea entdeckte eine weitere solche Dunstwolke und verfolgte erstaunt, wie sie Gestalt annahm. Diese Nanoroboter ballten sich zu funktionellen Gebilden zusammen und potenzierten damit sehr wahrscheinlich ihre Kräfte.
    Vorübergehend wurde Lyressea abgelenkt. Quer über die Plattform kamen Tagg Kharzani und ihre Geschwister auf sie zu. Ihr nächster Blick fand die Roboterwolke schon nicht mehr. „Du hast die Techniten schon kennen gelernt, Lyressea", sagte Kharzani. „Ich hätte vor den abrupt auftretenden Schwerkräften warnen müssen. Wenn sie es für ihre Arbeit benötigen, polen die Roboter die Schwerkraftverhältnisse sehr schnell um."
    Lyressea nickte stumm. Ihre Haltung hatte sich versteift, eine unausgesprochene Herausforderung. „Die Techniten sind Arbeiter und Konstrukteure in den Kybb-Titanen", erklärte Tagg Kharzani, und in seiner Stimme schwang unüberhörbarer Stolz mit. Beinahe erschien es, als lasse diese Regung ein wenig von seiner Blässe weichen. „Sie sind kybernetische Organismen. Zu Milliarden beleben sie die Sphären. Ohne sie gäbe es keine funktionsfähigen Titanen."
    Je länger Lyressea die Umgebung auf sich einwirken ließ, desto mehr erschien ihr das alles wie ein gewaltiger Organismus. Dabei spielte es wohl nur eine untergeordnete Rolle, ob dieses Gebilde auf biologischer oder kybernetischer Basis aufrechterhalten wurde. Der Titan war in der Tat einer überdimensionierten Körperzelle vergleichbar, deren Funktionieren im Sinne ihrer genetischen Programmierung erst durch das reibungslose Zusammenspiel unzähliger Faktoren ermöglich wurde. „Techniten können in kurzer Zeit alles Benötigte erschaffen", fuhr Kharzani fort. „Egal, ob primitive oder hoch entwickelte Technik. Außerdem können sie als hoch effiziente Waffenkonstrukteure eingesetzt werden. Damit sind sie die idealen Kämpfer gegen das Imperium Orbhon. Wir gefährden kein Leben im biologischen Sinn, sondern nur Kyberneten."
    „Die Schutzherren haben also wirklich das Töten gelernt", sagte Metondre. „Entgegen ihrer Überzeugung. Was du uns zeigst, Tagg Kharzani, ist keine

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