2249 - Die Blutnacht von Barinx
Schiffe, die sich nicht innerhalb des Ordensgebiets befanden."
„Sie werden Ammandul ihrer Gewalt unterwerfen."
„Ohne den Rückhalt des Imperiums? Ohne Nachschub und Logistik? Die Galaxis wird die Angreifer nach wenigen Jahrzehnten loswerden wie ein biologischer Organismus eingedrungene Bakterien."
„Selbst wenn wir es irgendwie scharfen würden, in den Normalraum zurückzukehren, wie sollen wir in den Hyperkokon um Parrakh eindringen?"
„Vielleicht haben wir aus unserer augenblicklichen Position heraus die besseren Chancen.
Wir müssen es fertig bringen, Kontakt mit den anderen Hyperkokons aufzunehmen. Im Hyperraum trennen uns keine räumlichen Grenzen. Meine Kybb werden es schaffen", behauptete Tagg Kharzani. Mit Nachdruck fügte er hinzu: „Ich lasse mich nicht einsperren!
Vor allem lasse ich mir nicht wegnehmen, was mir zusteht."
Lange hatte Lyressea über Kharzanis Bemerkung nachgedacht und mit ihren Geschwistern darüber gesprochen. Zu einem zutreffenden Ergebnis waren sie nicht gelangt. Tagg Kharzani wollte zurück in den Arphonie-Haufen und nach Schloss Kherzesch, auf Tan-Jamondi II fühlte er sich nicht wohl. Das war die naheliegendste Begründung. Ihr Unbehagen blieb dennoch. Kharzani unauffällig im Auge zu behalten würde kaum schaden.
Die Arbeitswut der Wissenschaftler konzentrierte sich in erster Linie darauf, den Sternhaufen in das Normaluniversum zurückzuversetzen. Doch ES hatte jede denkbare Möglichkeit ausgeschlossen. Wo immer intensive Forschungen ansetzten und sogar auf eine reale Möglichkeit hoffen ließen, zeigte sich über kurz oder lang, dass die Arbeiten in einer Sackgasse endeten. Es gab keinen Weg zurück, die Verbannung war auf Dauer angelegt.
ES hatte seine Hoffnungen in die Schutzherren gesetzt, aber diese Hoffnungen waren enttäuscht worden.
Angesichts der Schwächung von ES erschien es Lyressea in der Tat nur logisch, dass der Unruheherd aus der Galaxis verbannt worden war. Zumindest so lange, bis die Superintelligenz in der Lage sein würde, für dauerhaften Frieden zu sorgen. Dann hatte ES dem Sternenozean vielleicht sogar einen anderen Zeitablauf mitgegeben.
Tausend Jahre könnten für uns wie ein Tag sein, schoss es der Medialen Schildwache durch den Sinn. Das bedeutete, dass ES die Verbannung bald wieder beenden würde.
Es sei denn - eine schreckliche Vorstellung -, ES verlor während all der Jahrtausende das Interesse.
Oder ES vergaß einfach, weil es leichter war, die Dinge zu ignorieren, als den Bruderkrieg ohne weiteres Blutvergießen zu beenden.
Die dritte Möglichkeit erschien Lyressea als die verheerendste: ES wurde von einer überlegenen Superintelligenz angegriffen und vernichtet.
Auf einmal glaubte sie, Kharzanis Beweggründe nachvollziehen zu können.
Hatte ausgerechnet er die Konsequenzen bis zu ihrem Ende durchgedacht?
Die Kybb richteten sich bereits auf einen längeren Aufenthalt im Hyperkokon und damit im Sternenozean von Jamondi ein. Auf mehr als einem Dutzend Welten, die weit im Sternhaufen verstreut lagen, waren ihre Schiffe in großer Zahl gelandet. Auf diesen Planeten wurden modernste Städte aus dem Boden gestampft.
Zugleich trieb Tagg Kharzani die Forschungen mit aller Intensität voran. Er schien besessen von dem Gedanken, eines Tages wenigstens die anderen Enklaven erreichen zu können. Seine Wissenschaftler, hoch qualifizierte Kyberneten, die in den Titanen Dienst taten, arbeiteten Hand in Hand mit der Elite der Shoziden und den Hyperphysikern anderer Völker.
Anfangs waren die Erfolgsmeldungen noch spärlich gesät, mittlerweile wurden die Ortungen im Hyperraum mit jedem Monat aussagekräftiger.
Es gab einen Schatten des Sternhaufens Jamondi. Die Kybb bezeichneten ihn als energetisches Echo. Dieses Echo wurde von etwas reflektiert, was zwar nicht angemessen, jedoch rechnerisch ermittelt werden konnte. „Die anderen Hyperkokons sind da", behauptete Tagg Kharzani zuversichtlich. „Wir können sie nur noch nicht erfassen. Aber bald werden wir ihre Spuren über die Distanz hinweg anmessen."
Die Kybb-Titanen schwärmten im Sternhaufen aus; die Wissenschaftler auf den „lebenden Raumschiffen", wie Lyressea die riesigen Gebilde nannte, versetzten „Leuchtfeuer" in den Hyperraum und nahmen an diesen sich selbst verzehrenden Energiebündeln Unmengen neuer Peilungen vor. „Projekt DISTANZSPUR" nannten die Schutzherren das Vorhaben, dessen theoretische Grundlagen nach wenigen Jahren erarbeitet waren. Die ersten Pläne für die
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