2249 - Die Blutnacht von Barinx
Schiff der Motana mehr.
Trosham hatte vor zwei Wochen sein erstes eigenes Kommando erhalten. Er war stolz darauf, auch wenn er sich selbst einredete, dass er die Ehre mehr oder weniger dem Namen seines Vaters zu verdanken hatte: General Troshmoud.
Umso mehr legte er sich ins Zeug. Trosham wollte die eigenen Fähigkeiten beweisen, nicht von vermeintlicher - oder auch tatsächlicher? - Fürsprache leben.
Irgendetwas lag in der Luft. Zum wiederholten Mal rief Trosham die Flottenbewegungen der letzten Tage ab, vorwiegend im Bereich des Ash-Systems, aber auch als Gesamtüberblick im Sternhaufen.
Die Kybb konzentrierten ihre Schiffe an den Positionen, die als Messpunkte für die DISTANZSPUR eingerichtet worden waren. Ebenso in der Nähe wichtiger Systeme von Motana und Shoziden.
Diese Verteilung wirkte durchaus zufällig. Doch in Verbindung mit einem dreidimensionalen Koordinatengitter zeigte sich, dass vor allem die Hauptflugrouten von den Aufmarschgebieten tangiert wurden.
Zwei schwere Hyperstürme tobten im Gebiet von Ghan Spawarky. Trosham blendete sie auf seiner Karte ein. Sie lagen im Bereich eines Kybb-Flottenkontingents, das von zwei Titanen begleitet wurde.
Gab es Schwierigkeiten mit dem Hyperkokon? Oder waren die Kybb gar so vermessen, einen Rücksturz des Sternenozeans in den Normalraum einleiten zu wollen? Trosham forderte vom Bordrechner seines Schiffs einen Überblick über die Masse- und Energieverteilung in Jamondi. Er war plötzlich überzeugt davon, dass die Kybb keineswegs rein zufällig an den neuralgischen Positionen standen.
Experimentierten sie ohne das Wissen der Schutzherren? Vorübergehend war Trosham versucht, Tan-Jamondi zu informieren. Aber die Bedenken, dass niemand ihn, den Kommandanten eines kleinen Aufklärers, anhören würde, hielten ihn davon ab.
Er wollte General Troshmoud informieren, bekam aber keine Funkverbindung. Es gab überhaupt keinen Hyperfunkkanal. Störfronten hatten das Ash-System heimgesucht, aber solche Erscheinungen traten in unregelmäßigen Intervallen alle paar Jahre auf und verschwanden ebenso schnell wieder.
Minuten später lag die Auswertung des Bordrechners vor. Eine der Gitterlinien, die sich aus den Standorten des Kybb ergaben, lief quer durch das Ash-System. Sie war deckungsgleich mit einer Zone hoher energetischer Tätigkeit.
Die Hyperortung lieferte teils unmögliche Werte. Troshams Rückfrage bei der Raumüberwachung erbrachte kein anderes Ergebnis. Nur dachte niemand daran, den vagen Schatten außerhalb der Umlaufbahn des neunten Planeten als einen Kybb-Titanen zu identifizieren.
Trosham löste Bereitschaftsalarm für die Besatzung aus. Erst vor wenigen Stunden war der Aufklärer nach wochenlangem Aufenthalt im Raum auf Shoz gelandet. Trotzdem waren alle Positionen fast in Rekordzeit besetzt.
Das Ringschiff startete. Von Horizont zu Horizont erstreckte sich der Raumhafen. Der überwiegende Teil aller Landefelder war belegt, gut eineinhalbtausend Raumer aller Größenklassen - eine ungeheure Schlagkraft, die hier auf den nächsten Einsatz wartete.
Trosham nahm Kurs auf den verwaschenen Ortungsreflex, dessen Position unverändert blieb.
Zwanzig Sekunden vor dem Hypersprung hallte ein vielstimmiger Aufschrei durch die Zentrale. Ein Ortungsschock fegte über die Schirme. Nahezu gleichzeitig hatten mehrere tausend Schiffe ihren Überlichtflug zwischen den inneren Planeten beendet. „Ein Kybb-Titan und Kybb-Raumer! Sie fliegen Angriffskurs auf Ash Irthumo und Shoz ... eröffnen das Feuer!"
Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich. Trosham löschte die programmierten Sprungdaten; keinesfalls wollte er nahe dem Kybb-Titanen aus dem Hyperraum zurückfallen.
Der Aufklärer materialisierte eineinhalb Lichttage vom Ash-System entfernt und verweilte gerade so lange an dieser Position, wie es nötig war, einen neuen Kurs zu programmieren und wieder zu beschleunigen. Die Ortungen zeigten, dass die Kybb mit unglaublicher Gewalt angriffen. Es wäre Selbstmord gewesen, nach Ash zurückzufliegen.
Troshams neues Ziel waren Barinx und der Ring der Neun Sonnen. Obwohl er in dem Moment schon ahnte, dass es nirgendwo im Sternenozean von Jamondi eine sichere Zuflucht vor den Kyberneten gab.
Die Hiobsbotschaften schlugen über ihnen zusammen wie eine Sturzflut. Überall schienen die Kyberneten nur auf das Signal zum Angriff gewartet zu haben. Die auf Tan-Jamondi eintreffenden Informationen waren dabei sicherlich nur die Spitze des Eisbergs. Über das Ausmaß der
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