2249 - Die Blutnacht von Barinx
können!"
„Der Namenlose ist Gon-Orbhon", murmelte Lyressea. Sie wusste nicht, ob der Shozide sie verstehen konnte, denn die Übertragung bestand fast nur noch aus Störungen. Von Anfang an sprachen die Shoziden nur von der Macht ohne Namen. Vielleicht hatten sie Recht damit und verdrängten zumindest die Vorstellung eines Bruderkriegs, indem sie Gon-Orbhon aus ihren Gedanken verbannten.
Jäger des Imperiums waren im Anflug. Die Ortung zeigte einen Schwärm winziger Reflexe. Sie fächerten auf. Hinter ihnen fielen Pyramidenschiffe aus dem Hyperraum, kampfstarke Einheiten des wichtigsten Hilfsvolks der Wesenheit Gon-Orbhon.
Der Choral begann von neuem, riss Lyressea mit. Für kurze Zeit schien sie zu schweben, losgelöst von ihrem Körper das Schiff zu beseelen, dann spürte sie die mentale Berührung der Epha-Motana. Eine Woge der Zuversicht und des Vertrauens schlug über Lyressea zusammen, als wäre sie mit einem Mal eingebunden in das vielfältige Kraftgeflecht des Bionischen Kreuzers. Der Übergang in den Hyperraum erschien ihr wie der Durchbruch durch eine schwache Membran, sie spürte den Widerstand zerreißen und danach eine unglaubliche Freiheit und Weite. Aber da war zugleich das Empfinden, im Nichts zu verwehen. Ein verlockendes Gefühl, eins zu werden mit dem Universum ...
Jemand rüttelte sie an den Schultern. „Du störst den Verbund, Lyressea! Zieh dich zurück!"
Noch für einen Augenblick klammerte sie sich fest; sie wollte nicht loslassen, nicht diese Freiheit wieder verlieren ... Ein dumpfer Schmerz durchzuckte ihren Schädel. Sie riss die Augen auf und erkannte Shelka, den Todbringer. Mit der flachen Hand hatte er sie ins Gesicht geschlagen. „Du gefährdest uns alle." Shelkas Stimme war ohne jeden Vorwurf. Sofort verschwand er wieder auf dem unteren Zentralelevel, wo er als Todbringer seinen Platz hatte. Vorübergehend war der Kreuzer ohne Verteidigung gewesen.
Lyresseas Blick huschte durch die Zentrale. Erst allmählich wurde ihr bewusst, dass die Niederschwellen-Telepathie sie mit dem Block der Motana-Quellen vereint hatte. Aber sie war ungeübt und bedeutete nur eine Belastung.
Die orangefarbene Sonne Parr wanderte seitlich aus dem Erfassungsbereich. Parrakh selbst stand im Zentrum des Hologlobus. In Planetennähe wurde erbittert gekämpft. Seit beinahe zwei Stunden, stellte Lyressea ungläubig fest. So lange war sie in dem Paraverbund der Motana gefangen gewesen. Kein Wunder, dass der Todbringer sie unsanft zurückgeholt hatte.
Nur noch vier Bionische Kreuzer flankierten die ECHOBERG. Sie hielt Kurs auf Parrakh.
Augenblicke später erkannte Lyressea, dass keineswegs die Bastion von Parrakh das Ziel des Flaggschiffs war. Über der Bastion war vor kurzem die Sonne untergegangen, aber die ECHOBERG raste einem Landstrich in der hellen Mittagssonne entgegen.
Die Epha-Motana folgte einem shozidischen Notruf. Er stammte von einem der Ringschiffe - Lyressea glaubte, in der Wiedergabe den blutjungen Shoziden erkennen zu können.
Mit aberwitziger Geschwindigkeit tauchte der Bionische Kreuzer in die Atmosphäre ein, eine Glutspur ionisierter Gase hinter sich herziehend. Die anderen Schiffe drehten unter heftigem Beschuss ab.
Kursänderung!, wollte Lyressea befehlen. Wir greifen die Bastion an! Sie schwieg. Weil ihr auch das Leben der Shoziden wichtig erschien.
Der Kreuzer fiel dem Boden entgegen, kippte in die Horizontale und raste höchstens einen Kilometer hoch über eine weite Steppenlandschaft hinweg. Voraus zerfetzte, brennende Wrackteile. Ein abstürzendes Doppelringschiff hatte unübersehbare Wunden in das Land gerissen, war auseinander gebrochen und hatte sich über Dutzende Kilometer verteilt. Die Überlebenden standen gegen die anrückenden Bodentruppen auf verlorenem Posten.
Der Todbringer setzte die Waffen ein. Die Paramagwerf er in den Bugfinnen des Kreuzers rissen tiefe Gräben. Der über das Land hinwegtobende Orkan wirbelte den freigesetzten Staub zu gewaltigen Wolken auf.
Augenblicke später setzte die ECHOBERG auf. Zehn Überlebende kamen an Bord. „Kurs auf die Bastion von Parrakh!", befahl Lyressea endlich. „Wir haben noch eine Chance."
Nur Sekunden später griffen die Glutstrahlen mehrerer Pyramidenraumer nach dem Bionischen Kreuzer. Das Schutzfeld brach überlastet zusammen. Dennoch gelang den Motana die Flucht von Parrakh und mit äußerst geringer Geschwindigkeit in den Hyperraum.
Knapp fünfzig Lichtjahre entfernt fiel das Schiff zurück.
Die Quellen waren
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