2250 - Zeuge der Zeit
Sternenozean von Jamondi. Planetare Majestäten werden von den Weisen Frauen immer wieder ausgewählt, auf allen Welten der Motana. Eine Stellare Majestät aber muss dem Volk geboren werden ... „Jetzt reiß dich gefälligst zusammen!", hörte sie den Arkoniden zischen. „Ich kann nicht", murmelte sie. „Muss ich dir erst eine knallen?"
Sie ruckte hoch, riss den Arm los und blitzte ihn fassungslos an. „Wag es nicht!"
„Schon besser."
Zephyda verstummte, damit die anderen sie nicht hören konnten. Jeder einzelne Blick wanderte früher oder später zu ihr.
Die Leute des Karthogs hatten vor dem Saal Kissen ausgelegt. An der rückwärtigen Front stand Trinkwasser in Bottichen, daneben Dutzende Kelche sowie eine Art Büffet, das angesichts der Versorgungslage im Gebirge nicht sehr üppig war. „Was ist mit Dan Errithi?", fragte sie leise. „Wieder verschwunden. Als du weggetreten warst."
Perry Rhodan trat an ihre Seite, ein kurzes Gespräch mit Atlan, seinem Freund; da war Lyressea, ohne Worte, aber auch ohne sichtbare Überraschung; Kischmeide und Tordhene schritten vorbei, doch ihre Blicke mieden die Richtung, in der Zephyda stand.
Sie verschanzte sich hinter Atlan und Rhodan, um nicht sprechen zu müssen. Atlan brachte Wasser und Feste-Brot, und Zephyda trank und aß mechanisch.
Eine Stellare Majestät.
Eine Stellare Majestät hatte es seit damals nicht mehr gegeben. Seit den Kybernetischen Nächten von Barinx, als das Regnum der Schutzherren ausgelöscht wurde.
Ka Than, das wusste sie, war dabei gewesen, die Essenz eines weisen alten Nocturnenstockes. Glaubte der Autonom, Zephyda könnte sein wie die Stellare Majestät von einst?
Und dann blickte sie auf, zu den beiden Männern, die sich wie eine lebendige Mauer vor sie stellten. Ein Terraner und ein Arkonide. Es liegt an ihnen, dachte Zephyda plötzlich.
Dass die Dinge so unkontrollierbar in Gang geraten. So sehr in Gang, dass alte Mächte ihr Schweigen brachen: Eine Familie von Orakeln war gekommen, und der Graue Autonom hatte eine Botschaft gesandt.
Nach einer Stunde rief Rhodan die Frauen in den Saal zurück. „Geehrte Majestäten", hörte Zephyda ihn vom Podium sprechen, „wir müssen alle reden und nachdenken. Das geht nicht in einer kurzen Pause, sondern wir brauchen Zeit. Ich unterbreche die Versammlung bis morgen früh."
Das Wasser in der Höhle, den Kabinen 32, 34, 40 und 41 im Kreuzer SCHWERT, schmeckte aseptisch. Es wurde zu oft gewechselt, immer eine Spur zu kühl, und es gab keinen natürlichen Boden. Keg Dellogun wunderte, dass er sich nie daran gewöhnte, aber vielleicht war es nicht die Kälte, die ihn unter seinem Fell zittern ließ, sondern es war eine seltsame Art von Furcht.
In der Feste von Roedergorm spielten die Motana Schicksal.
Dellogun war nicht überzeugt, dass sie wussten, was sie taten. Ahnten sie, welche Verantwortung auf ihnen lag? Nach Ewigkeit in Ketten und in Dämmerschlaf?
Oder spielten sie ein Humano-Spiel wie immer? Darum, wer in einer dümmlichen Abstimmung die Oberhand behielt?
Delloguns Schwanzflosse kratzte über den Kabinenboden, er zog nach oben und trudelte durch den Treppenschacht. Atem holen, blinzeln in das indirekte Licht der Kreuzerwände.
Keg Dellogun pumpte sich die Lungen voll. Abtauchen. Den Dialogen der Familie lauschen. Glucksende Laute vom Höhlengrund, wo die Brüder dümpelten; das Pfeifen seiner Kleinsten, die sich im Schlaf an die Leiber ihrer Mütter schmiegten, solange sie Atem hatten.
Mit einem Mal ein Krach wie eine Explosion.
WOMM!
Das Geräusch kam von oben. Dellogun spreizte die Schwimmhäute, in derselben Sekunde, er stieß einen Schreckpfiff aus und zog zum Schacht.
Runter!, gab er Signal. Zum Grund!
Die Brüder und die Kleinen sammelten sich unten. Die Mütter gaben ihm Rückendeckung, während Dellogun an der Treppe schwamm.
Er nicht allein: Neben Keg Dellogun trieb ein zweiter Körper im Wasser. Es war ebenfalls ein Schota-Magathe, und allein der Anblick erschreckte ihn nach so langer Zeit, die er mit seiner Familie in Isolation gelebt hatte.
Ein fremder, Teleporter hatte ihre Unterkunft erreicht. Deswegen der Krach. Verdrängtes Wasser, verdrängte Luft.
Keg Dellogun kannte keine fremden Schota mehr. In das Wasser mischte sich ein Geruch, den er nicht leiden konnte, den er in der Höhle nicht wollte. Er spürte, wie er vor Erregung zu schwitzen begann, in dem keimarmen Wasser, und sein stechender Geschmack wurde von dem Strom in die Richtung des Fremden
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