Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2250 - Zeuge der Zeit

Titel: 2250 - Zeuge der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
getragen.
    Er hörte von unten das Schnaufen seiner Kinder; vom Grund der Höhle. Sie litten Atemnot, wagten aber nicht aufzutauchen, an dem Fremden vorbei. Die Mütter mussten sie beatmen.
    Eine Stimme tönte durch das Wasser: „Du musst Keg Dellogun sein."
    Spring weg. Dahin, woher du kommst! „Ja ... ?", stieß er heiser hervor. „Mein Name ist Dan Errithi. Ich habe dich gesucht."
    Der Fremde gab sich Mühe, freundlich zu klingen, doch Keg Dellogun empfand den Ton als hinterlistig. „Was willst du?", herrsche er den Fremden durch das Wasser an. „Patriarch. Bitte."
    „Ich will dich hier nicht haben, Errithi."
    Allein die Begegnung war eine Sensation, die es nicht geben durfte: Schota-Magathe lebten auf einem Dutzend Planeten im Sternenozean. Alle unterlagen dem Gebot der Nichteinmischung, was immer geschah, und dem Gebot der Unsichtbarkeit. Delloguns Familie war die erste gewesen, vielleicht die einzige, die dem Gebot nicht Achtung zollte.
    Man hatte sie geächtet und verbannt. Seitdem bereisten sie den Sternenozean -ohne Kontakt zu ihresgleichen. Die Kinder wuchsen ohne ein soziales Netzwerk auf. Wenn er sterben musste, dann nicht zu Hause, sondern in einem fremden Meer. Welchen Grund hatte er, gefällig zu sein?
    Dellogun zwang sich dennoch, ruhiger zu werden. „Also was?"
    „Ich bin von Baikhal Cain. Du erinnerst dich vielleicht nicht mehr, aber wir kannten uns vor langer Zeit. Ich war damals sehr jung."
    „Du hast Recht. Ich erinnere mich nicht."
    Wenn Dan Errithi gekränkt war, gab er nichts davon zu erkennen: „Seitdem ist viel passiert. Heute sind wir unterwegs im Auftrag des Grauen Autonomen. Er hat uns zu sich gerufen, nach Mykronoer, und dann nach Tom Karthay geschickt - damit wir zum Konvent sprechen."
    „Ich nehme an, ihr habt das inzwischen erledigt."
    „Ja. Aber ich glaube, dir sind die Folgen dieser Tat nicht klar."
    Keg Dellogun stieß einen tiefen, gurgelnden Laut aus, der ein Drittel der Luft in seinen Stimm-Lungen verbrauchte. „Kläre mich auf, Errithi!"
    „Ein Schota hätte auf dem Konvent nie sprechen dürfen. Die Gebote der Nichteinmischung und Unsichtbarkeit sind grob verletzt. In der Tat so grob, dass allein Ka Than uns dazu veranlassen konnte."
    „Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst."
    „Die Gebote von damals, denen wir bis heute gehorchen, stammen von Carya Andaxi.
    Unserer Schutzherrin. Andaxi ist lange fort, aber ihre Gesetze ... Ka Than hat zu uns gesprochen. Hat uns überzeugt, dass Carya Andaxi heute anders entscheiden würde.
    Nichts ist für die Ewigkeit außer ihm selbst. Auch nicht ein Befehl. Das sagt der Graue Autonom."
    Was will Dan Errithi? „Der Autonom", brummte Dellogun abwartend, „hat zweifellos Recht."
    „Man wird in Zukunft sicher nicht Schota-Magathe an allen Brennpunkten von Jamondi sehen. Aber in gewissen Fällen, wenn der Rat in den Tiefen Wassern dies beschließt ... ist eine Intervention unsererseits künftig denkbar. Und das hat Folgen auch für dich und deine Familie, Patriarch."
    Er fragte verblüfft: „Folgen?"
    „Ja. Eure Verbannung ist mit Wirkung von heute an aufgehoben. Der Anlass der Strafe existiert nicht mehr. Die Familien wünschen eure Gegenwart in den tiefen Ozeanen."
    Sein Fell sträubte sich unwillkürlich, bevor er denken konnte. „... existiert nicht mehr; die Familien wünschen ..." Was zu ihm durchdrang, war der Schreck. Nicht Erlösung, nicht Triumph.
    Keg Dellogun stieß alle Luft aus, die er hatte, aus den Lungen und den Stimm-Lungen zugleich, und er dippte mit einem tiefen schockierten Gefühl hoch zum Treppenschacht.
    Von heute an. Er konnte zurück nach Baikhal Cain.
    Atlan zog die schwere Tür hinter sich zu; Zephyda stürmte in ihre Kammer, und sie war froh, als sie nicht mehr das Wispern der Stimmen hören musste.
    Im Kamin glomm ein kleiner Haufen Kohle. Der Eisenrost gab über seine ganze Länge Wärme ab.
    Sie trat ans Fenster und blickte in den Innenhof. Die Kapuze des Schutzherrn aus Stein war leer, wie immer, doch sie bildete sich ein, dass zwei dunkle Augen ihren Blick erwiderten. „Hör auf, ihn anzustarren", riet Atlan. „Er wird nicht zu dir sprechen."
    Zephyda presste die Lippen zusammen. Sie fasste nach Atlans Hand, und ihr Blick wanderte zum Himmel auf. Hier oben gab es kein Orkewetter, und die hereinbrechende Dunkelheit entblößte ein gleißendes Muster aus Sternen. „Hast du es gewusst?", flüsterte sie zu ihm. „Ich meine, was dieser Patriarch Errithi .vor dem Konvent empfehlen

Weitere Kostenlose Bücher