2253 - Kybb-Jäger
fallen.
Und nun? Es stank in der Orterstation, Transformationstrupps hatten neue, klobige Konsolen montiert, so eng nebeneinander, dass man bei jeder unbedachten Bewegung mit den Stacheln seines linken oder rechten Nachbarn Bekanntschaft machte. Mehrmals hatten solche Vorkommnisse in Kämpfe gemündet, in deren Verlauf sich Stacheln blutig färbten. Katter hatte bislang Glück gehabt und war ungeschoren geblieben.
Glück nicht, weil ihn Gewalt abstieß im Gegenteil, oft wünschte er sich nichts sehnlicher, als seiner aufgestauten Frustration Luft zu machen, indem er dem stinkenden Peschvar neben ihm, der die ganze Schicht durch laut schmatzend Stücke von Kresotenfleisch vertilgte, seine Stacheln in das dumme Gesicht stieß.
Glück, weil Katter von eher schwächlicher Statur war. An Rangniederen konnte er sich ohne Risiko abreagieren, sie würden es nie wagen, die Hand gegen jemanden zu erheben, der über ihnen stand. Aber in der Orterstation 56 waren sie alle Achter, und in einem Kampf unter Gleichen würde Katter unweigerlich den Kürzeren ziehen.
Katter blieb nur, auf den Schirm zu starren, nicht nach links und rechts zu sehen und die Minuten bis zum Schichtende zu zählen.
Dort, auf dem Schirm, zeichnete sich das übliche, für das ungeübte Auge verwirrende Bild von Tausenden Ortungssymbolen ab. Für Katter standen sie für absolute Langeweile und Nutzlosigkeit. Er und die übrigen Orter waren fast nur noch mit Routineaufgaben beschäftigt, durchweg Aufgaben, die bis vor nicht allzu langer Zeit von Rechnern durchgeführt worden waren, unbemerkt.
Monotone, sich wiederholende Aufgaben, die gleichzeitig absolute Genauigkeit erforderten, ideal für Maschinen, eine fortgesetzte Qual für fühlende Wesen.
Die Aussicht auf Abwechslung war gering. Der Schiffsverkehr im Tan-Jamondi-System hatte von neuem eingesetzt, in einem langsameren, vorsichtigeren Rhythmus, wie es der neuen, langsamen Zeit angemessen war. Der Verkehr folgte jetzt starren Regeln, die Puffer ließen für den Faktor Kybb-Trake, der nicht mehr wegzudenken war. Katter und die übrigen Orter hatten die Einhaltung der starren Regeln zu überwachen, der Ermessensspielraum, den sie einst besessen hatten und der für Katter einen Großteil der Freude an der Arbeit ausgemacht hatte, existierte nicht mehr.
Mit einer Ausnahme. In unregelmäßigen Abständen krochen Würfelraumer der Kybb-Cranar in das Tan-Jamondi-System. Opfer der Maschinenkrankheit, die sich mit letzter Anstrengung in ein Sonnensystem retteten. Wieso so viele sich ausgerechnet in das Tan-Jamondi-System flüchteten, war Katter ein Rätsel. Die Cranar wussten doch eigentlich, wie wenig sich die Träken um sie scherten was erwarteten sie sich?
Was immer den Cranar-Dreck antrieb, für Katter und die übrigen Orter waren sie ein Segen. Es gab keine Vorschriften für den Umgang mit den Wurf elraumern, ihre Vorgesetzten hatten lediglich klar gemacht, dass sie den Abschaum im Tan-Jamondi-System nicht brauchen konnten.
Die Kybb-Cranar waren Freiwild.
Wild, auf das sich die Orter mit Begeisterung stürzten. Ein beliebtes Vorgehen war es, den Würfelraumern die sofortige Umkehr zu befehlen. Waren sie nicht in der Lage, dem Befehl zu folgen, oder wehrte sich der Kommandant, ging ein zufriedenes Gackern durch die Station, erlaubte die Weigerung den Ortern doch, die betreffenden Schiffe in Stücke schießen zu lassen. Aber es gab auch andere Vorgehensweisen. Zum Beispiel, dem Kommandanten eines Cranar-Schiffs aufgrund einer Seuchengefahr, die angeblich von seinem Raumer ausging, die Selbstzerstörung zu befehlen. Die Cranar waren so dumm, dass es viele von ihnen taten ....
Ein Summen riss Katter aus den Gedanken. Er sah auf den Schirm. Ein Würfelraumer war in den Ausläufern des Systems in den Normalraum gefallen, ein Kreuzer. Katter streckte den Arm nach der Tastatur aus, um sich die Zuständigkeit und damit Abwechslung zu verschaffen, aber er war zu langsam. Ein zweiter Ton zeigte an, dass ein anderer Orter ihm zuvorgekommen war.
Ausgerechnet der stinkende Peschvar!
Katter biss die Zähne zusammen. Wie viele Demütigungen würde er noch ertragen können?
Willst du mir helfen, Lashunda zu retten?
Echophages Frage wollte Jospeth nicht mehr aus dem Kopf gehen. Sie hallte in seinem Geist wider, drohte alle anderen Gedanken an den Rand zu drängen, zur Unwichtigkeit zu degradieren -auch seine Aufgabe als Todbringer. „He, Meisterschütze! Schläfst du?", donnerte Medillins Stimme aus dem Loch
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