2253 - Kybb-Jäger
Venga gewesen, die immer wieder unbekümmert mit Anekdoten um sich schmiss, es wäre ein Gespräch mit langen, peinlichen Pausen gewesen.
Echophage, der Bordrechner der SCHWERT, schwieg.
Die nächste Station führte sie in die Zentrale des Todbringers. Auch hier kam Jospeth, selbst mit Vengas Unterstützung, nicht über eine gezwungene Konversation hinaus. Der Grund lag in ihm selbst, in dem tiefen Respekt, den er für Selboo empfand: Selboo war der erste der Todbringer, der Pionier, der den Weg geebnet hatte, dem alle übrigen gefolgt waren. Und er war ein schweigsamer, ernster Mann, der viel älter wirkte, als er eigentlich war.
Erst als das Gespräch auf Gefechtstaktiken und Strategien kam, schien Selboos Interesse zu erwachen. Aber Jospeth, der ursprünglich genau darauf gehofft hatte, wich ihm aus. Irgendwie erschien es ihm unpassend, in Anwesenheit von Venga über Tötungspraktiken zu plaudern.
Jospeth bot das Minimum an Höflichkeit auf, das einer Legende wie Selboo zustand, dann verabschiedete er sich. Auf dem Korridor sagte er zu Venga: „Ich danke dir für deine Mühe, aber ich muss zurück auf mein Schiff."
„Verstehe. Deine Kommandantin wartet."
„Ja, genau."
Eine halbe Lüge. Das Risiko, dass Medillin seine Abwesenheit bemerkte, stieg mit jeder Minute, aber der eigentliche Grund für seine Eile war in ihm selbst zu suchen: Der Besuch auf der SCHWERT hatte ihn erschüttert. Die SCHWERT war vom selben Typ wie die BLUTMOND - und doch so anders. Jospeth erschienen sie wie identische Bühnen, auf denen verschiedene Stücke gespielt wurden. Das Stück auf der SCHWERT erschien ihm so viel glänzender, so viel mutmachender als das, dessen Teil er selbst war ... Es war zu viel für ihn. Jospeth wollte allein sein. „Ich danke dir, Venga", sagte er. Als sie Anstalten machte, ihn zu begleiten, legte er ihr eine Hand auf den Arm. „Es geht schon. Ich finde den Weg zur Schleuse ohne deine Hilfe."
„Wenn du meinst..." Die orangefarbenen Einsprengsel in ihren Augen leuchteten auf. Sie musste den Aufruhr in seinem Innern spüren. Venga blieb stehen.
Jospeth ging weiter, trat in den Antigravschacht. Als das Deck hinter ihm zurückblieb, glaubte er einen Ruf zu hören: „Alles Gute, Jospeth - ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!"
Im Hangar legte der Todbringer seinen Anzug langsam und sorgfältig an. Er trat in die Schleusenkammer. Zischend wurde die Luft aus dem Raum gepumpt. Jospeth wartete, dass sich das Außenschott öffnete. Es rührte sich nicht.
Ein Defekt? Das hatte ihm noch gefehlt.
Jospeth betätigte die manuellen Kontrollen. Das Schott rührte sich nicht.
Im Akustikfeld seines Anzugs knackte es. Eine Stimme sagte: „Jospeth?"
„Ja."
„Ich muss mit dir sprechen."
„Wer bist du?"
„Echophage," Niemand sprach Katter an, als er in Orterstation 56 zurückkehrte, aber der Spott der übrigen Orter hing als dicke, ätzende Wolke im Raum.
Katter fühlte sich ihnen hilflos ausgeliefert; entblößt.
Er hielt die Hand über die Nasenöffnungen, ging an seine Konsole. Am liebsten hätte er sich an einen dunklen, abgeschiedenen Ort verkrochen und laut und hemmungslos geheult. Aber das war unmöglich. Die anderen wussten von seinem Vorschlag.
Katter war schon zu lange auf den SPURHÖFEN stationiert, um sich Illusionen hinzugeben. Die riesigen Stationen, technische Wunderwerke, der Stolz der Kybb-Traken, schienen nicht von dieser Welt. Zu erhaben waren sie, zu atemberaubend, zu kühn in ihrer Konstruktion und ihren Dimensionen.
Als Katter vor Jahren in das Tan-Jamondi-System abkommandiert worden war - damals ein simpler Zehner! -, war er der Überzeugung gewesen, dass für ihn ein neues Leben beginnen würde. Ein erhabenes, aufregendes Leben, frei von dem Hickhack des Alltags, dem erbarmungslosen Hauen und Stechen, um seine Position in der Hierarchie zu verteidigen oder auszubauen, eine erhabene Existenz, großen Dingen gewidmet.
Und die großen Dinge geschahen tatsächlich. Deshalb waren sie hier, die SPURHÖFE, die vielen tausend Kybb-Traken - und Katter.
Katter, dem niemals jemand von, Sinn und Funktion der DISTANZSPUR erzählt hatte, der viel zu unwichtig war, als dass er Zugang zu den entsprechenden Daten besäße. Katter, der dennoch unverdrossen daran glaubte, in seiner Unwichtigkeit ein wichtiger Teil der großen Maschine zu sein, die die SPURHÖFE und alle Kybb-Traken Tan-Jamondis zusammengenommen darstellten. Katter, der jede freie Minute damit verbracht hatte, in das Ballungsfeld
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