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2255 - Die Distanzspur

Titel: 2255 - Die Distanzspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Jahren.
    Ellernast studierte ein seltsames Geflecht, das in die Wand integriert war. Es stach deutlich aus der Maserung der Wand hervor und erinnerte den Residenz-Minister an ein Myzelium, ein unterirdisches Pilzfadengeflecht. Der Captain folgte ihm einige Schritte und stellte dann fest, dass es sich im Boden fortsetzte.
    Der Gang öffnete sich in einen Raum.
    Er war beinahe leer, und dennoch setzte Timors Herzschlag kurz aus.
    In der Mitte des Raums stand lediglich ein einziger, massiv wirkender Sessel, davor ein Hufeisenpult mit einem Projektor, den Tifflor unwillkürlich für einen Hologrammerzeuger hielt.
    In dem Sessel lag, den Kopf nach hinten gelehnt, die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet, die Arme schlaff herabbaumelnd, die Beine ausgestreckt und leicht angewinkelt, ein Lebewesen.
    Auf den ersten Blick hätte man es für einen Menschen halten können.
    Aber es war ein Motana, wie Surel Tundsad, der Mediker des Kommandounternehmens, bestätigte. „Kein Zweifel möglich, keine Abweichung von den Daten, die wir über sie gespeichert haben. Alle Parameter im Normbereich. Der Bewusstlose ist männlich, gut einssiebzig groß, sehr muskulös."
    „Was fehlt ihm?", fragte Tifflor.
    Der Mediker gab keine Antwort; wahrscheinlich hatte er mit den Schultern gezuckt, eine unwillkürliche Geste, die Tifflor verborgen blieb, da der Mediker einen Raumanzug trug. „Kann ich ohne eine genaue Untersuchung nicht feststellen. Atem und Puls des Bewusstlosen gehen flach, nach Motana-Maßstäben verzögert, jedoch gleichmäßig."
    „Was schlägst du vor?"
    „Den Bewusstlosen an Bord der FRIDTJOF NANSEN zu bringen. Die Medo-Station bietet Möglichkeiten, die ich hier nicht habe."
    „Einverstanden", entschied der Residenz-Minister. „Du kehrst mit dem Bewusstlosen zurück. Zwei Raumsoldaten werden dich begleiten."
    Er überlegte kurz und wandte sich dann an Kommandant Kollisk. Die Situation hatte sich grundlegend geändert. Offensichtlich brauchte die Besatzung des Rochenschiffs Hilfe, und vielleicht kam es auf jede Sekunde an. „Stell einen weiteren Einsatztrupp zusammen!", ordnete er an. „Doppelte Stärke des ersten, zusätzlich mehrere Mediker!"
    „Verstanden!" Kollisk erteilte die nötigen Anweisungen.
    Timors Gedanken rasten. Der erste Kontakt mit raumfahrenden Bewohnern des Sternenozeans von Jamondi... und was entdeckten sie? Motana, die sie bislang lediglich als primitive Waldläufer kannten. Die nach eigenem Bekunden, wenn auch mythisch verbrämt, eine glorreiche Vergangenheit hatten, aber nun von der herrschenden Macht im Sternenozean, den Kybb-Cranar, geknechtet wurden - und zwar auf allen Planeten im Sternenozean, auf denen sie sich niedergelassen hatten.
    Zumindest auf allen, von denen die Motana von Ash Irthumo wussten.
    Ein bloßer Zufall?
    Daran glaubte Julian Timor nicht. Fast 3000 Jahre der Erfahrung hatten ihn gelehrt, dass es solche Zufälle nicht gab.
    Er fragte sich, was sie erfahren würden, wenn es ihnen gelang, den Motana wieder ins Bewusstsein zurückzuholen oder wenn sie weitere Besatzungsmitglieder fanden.
    Ihn interessierte zum Beispiel brennend, wie die Motana an ein anscheinend perfekt auf sie zugeschnittenes Raumschiff gekommen waren, das drei weitaus größere Einheiten ihrer Unterdrücker offensichtlich ohne weitere Probleme vernichtet hatte.
    Nun stießen zwei Kommandotrupps ins Innere des Rochenschiffs vor, und Tifflor fiel es nicht leicht, all die Bilder und Eindrücke aufzunehmen, die die Teams an Bord der FRIDTJOF NANSEN schickten.
    Auf den Decks zwei bis vier befanden sich Unterkünfte, die Messe und ein Medo-Raum, der völlig auf die Bedürfnisse der Motana eingerichtet zu sein schien. Die Übereinstimmungen sind so groß, gestand sich Tifflor ein, dass ich fast versucht bin, von Menschen zu sprechen.
    Sämtliche Kabinen waren leer, schienen jedoch vor kurzem noch bewohnt gewesen zu sein, wie zahlreiche Gebrauchsutensilien und Einrichtungsgegenstände bewiesen. Wo ist die Besatzung?, fragte sich Tifflor. Denn dass das Raumschiff allein von dem Bewusstlosen geflogen worden war, den sie auf Deck zwei gefunden hatten, hielt er für unwahrscheinlich. Wozu sollten dann die Unterkünfte dienen?
    Ein Detail kam ihm interessant vor. Als ein Raumsoldat eine der mehr als 40 Kabinen betrat, von denen einige als Einzelkabinen ausgelegt waren, der Rest für eine Zwei- und Mehrfachbelegung, ging er einen Augenblick lang in die Knie, bevor der Andruckabsorber seines Raumanzugs reagierte.

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